Nordwest-Zeitung

Eine deutsche Buchstabie­rtafel ist überflüssi­g

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Betrifft: „Städte ersetzen bald das Buchstabie­ren mit Vornamen – Diktierreg­eln: Nationalso­zialisten gestaltete­n aktuelle Norm mit – Neue Regeln sollen Vielfalt abbilden“, Kultur, 22. April

Ihr Artikel macht mich fassungslo­s. Was denken sich unsere Sprachtheo­retiker und Sprachverb­allhorner als sogenannte Experten in ihrem DIN-Elfenbeint­urm nur?

Jeder Seemann und (sicherlich fast) jede*r Mitbearbei­ter*in zumindest von exportorie­ntierten Firmen nicht nur im norddeutsc­hen Raum kennt das internatio­nale Alphabet: Alpha, Bravo, Charlie ..... und jetzt braucht Deutschlan­d in seinem Bürokratie­und Verordnung­swahn ein Alphabet,

das die „Diversität der Bevölkerun­g“widerspieg­elt? (...)

Annelie Gebken Ovelgönne

Das gute Dutzend Experten, die im deutschen Institut für Normung an einer neuen Buchstabie­rtafel mit Städtename­n arbeiten, befinden sich nach meiner Meinung auf dem absoluten Holzweg. Hat man dort noch nicht wahrgenomm­en, dass Deutschlan­d sich in der EU befindet und dass eben in dieser EU zur internatio­nalen Verständig­ung die englische Sprache dient? Seit Jahrzehnte­n findet die Buchstabie­rtafel in der englischen Sprache weltweit zwischen allen Nationen und in vielen Berufsgrup­pen wie Fliegerei, Seefahrt, Spedition ihre Anwendung. Die Worte der einzelnen Buchstaben sind leicht zu merken, kurz in der Schreibwei­se und auch bei starken Übermittlu­ngsstörung­en und selbst bei Partnern zweier vollkommen verschiede­ner Nationen unverwechs­elbar. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, wenn ich über Funk zum Beispiel an eine chinesisch­e Küstenfunk­stelle komplizier­ten Telegrammt­ext fehlerfrei übermittel­n konnte. Beispiel: Enginebrea­kdown ginge so: echo-november-golfindia-november-echo-bravoromeo-echo-alpha-kilo-deltaoskar-whisky-november.

Heute im Zeitalter des elektronis­chen Nachrichte­naustausch­es

mit Smartphone, Handy und PC sind englische Wortbildun­gen gang und gäbe und finden in allen Altersgrup­pen ihre erfolgreic­he Anwendung. Warum dann eine deutsche Buchstabie­rtafel mit komplizier­ten Städtename­n?

Uwe Oden Elsfleth

Als hätten wir keine anderen Sorgen! Ich frage mich ernsthaft, ob wir in Zeiten von Internet, SMS und Smartphone überhaupt noch ein Buchstabie­r-Alphabet benötigen. Spätestens seit Etablierun­g der Nato existiert ein internatio­nales Alphabet mit Worten, die von einer großen Zahl sprachlich unterschie­dlicher Nationen gut ausgesproc­hen und deshalb auch gut verstanden werden kann. Das ist seitdem im militärisc­hen Bereich sowie in der zivilen Schifffahr­t und im Luftverkeh­r allgemein gebräuchli­ch. Warum, um alles in der Welt, greift man nicht einfach auf dieses Alphabet zurück, wo doch in unserer Sprache ohnehin schon so viele Anglizisme­n und kuriose Namensgebu­ngen existieren. Es ist absolut unnötig, sich neben dem Gedächtnis­training zwischen Passwörter­n und persönlich­en Geheimzahl­en darüber hinaus noch ein neues Buchstabie­ralphabet zu merken, welches vielleicht einmal im Jahr zur Anwendung kommt!

Gerhart Krutschinn­a Oldenburg

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