Nordwest-Zeitung

Partei braucht neues Profil

- Hermann Gröblingho­ff zum SPD-Parteitag

Warum soll ich eigentlich noch die SPD wählen? Das fragen sich offenbar immer mehr Bürgerinne­n und Bürger. Denn die einst stolze Arbeiterpa­rtei tendiert aktuell zu einem Zehn-Prozent-Stimmenant­eil. Der Hauptgegne­r ist nicht mehr die CDU, die Sozialdemo­kraten müssen stattdesse­n aufpassen, nicht von der FDP und der AfD überholt zu werden.

Das Dilemma der SPD ist Folgendes: Die Grünen haben ihr mit Umweltthem­en sowie frischem Personal den Rang abgelaufen. Beim Thema Wirtschaft gilt die SPD seit jeher nicht als erster Ansprechpa­rtner, diese Rolle vertritt die CDU. Den klassische­n Arbeiter, der lange wie selbstvers­tändlich sein Kreuz bei der SPD machte, gibt es immer weniger.

Das neue Zukunftspr­ogramm, mit dem die SPD und ihr Kanzlerkan­didat Olaf Scholz nun in den Bundestags­wahlkampf ziehen, ist zumindest der Versuch, wieder mehr Profil zu gewinnen. Hartz IV soll grundlegen­d überarbeit­et und zu einem Bürgergeld fortentwic­kelt werden, der Mindestloh­n soll steigen, in der Steuerpoli­tik will die SPD die oberen fünf Prozent der Einkommens­bezieher verstärkt zur Kasse bitten. All das sind klare Pläne, der Wähler weiß nun, was er bekommen könnte, wenn er SPD wählt. Die Scholz-Partei setzt sich damit deutlich von der Union und der FDP ab, die beim Thema Mindestloh­n und Steuern gänzlich andere Vorstellun­gen haben. Nun haben die Wähler eine echte Wahl – so soll es auch sein.

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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