Die Antisemiten sind unter uns
as deutsche Volk besitzt zwei Leidenschaften: das Bier und den Antisemitismus.“Das schrieb Kurt Tucholsky vor genau 100 Jahren. Die Zeiten haben sich geändert, Antisemitismus aber ist in Deutschland noch immer nicht ausgerottet. Im Gegenteil. Wir können getrost von einer dreifachen Verwurzelung sprechen.
Da sind zum einen die nationalsozialistischen Überbleibsel. Da wird in dunklen und weniger dunklen Winkeln noch immer ein potenziell eliminatorischer Antisemitismus gepflegt. Es kursieren die altbekannten Verschwörungstheorien, und es treibt der Geschichtsrevisionismus Blüten. Zugeschlagen wird in solchen Kreisen auch gern. Denkmalschändung wie jüngst in Oldenburg ist ihnen nicht fremd.
Zum anderen gibt es einen importierten Antisemitismus, dessen Träger von Potentaten und Mullahs verhetzte Einwanderer aus dem arabischen und islamischen Raum sind. Diese Spielart des Antisemitismus macht sich an Israel fest und rechtfertigt sich als vermeintlicher „Widerstand“gegen das „Gebilde“Israel.
Schließlich ist da ein Antisemitismus auf der Linken, der hier unmittelbar andockt. Er richtet sich gegen das „koloniale Projekt“Israel und hat seine Wurzeln in den 60er Jahren.
Heute hat diese so abstoßende wie mörderische Ideologie im Staatsapparat keinen Rückhalt mehr. Gott sei Dank! Freilich ist es trotzdem ein historisches Versagen dieses Staates, dass heute ein Mensch, der sich durch eine Kette um den Hals oder eine Kippa auf dem Kopf zum Judentum bekennt, nicht unbelästigt bleibt, sondern gefährlich lebt. Da ändern auch sentimentale Lippenbekenntnisse nichts.
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