Nordwest-Zeitung

Der Mann, der Erwartunge­n erfüllt

- Von Eva Dahlmann-Aulike

Eines kann man über NRWVerkehr­sminister Hendrik Wüst (46) sagen: Es gibt wenige Menschen, die für eine Aufgabe so auf den Punkt vorbereite­t sind, wie er auf das Amt des Ministerpr­äsidenten Nordrhein-Westfalens.

Seit Wüst als 15-Jähriger mit Freunden in seiner Heimatstad­t Rhede (Westfalen) einen Stadtverba­nd der Jungen Union (JU) gründete, bewegt er sich in der CDU zielsicher nach vorne.

Er macht Abitur, studiert Jura. Parallel wird er CDUStadtra­tsmitglied, ist von 2000 bis 2006 Landesvors­itzender der JU. 2005 tritt er zum ersten Mal in Wahlkreis Borken an, gewinnt ihn mit 58,3 Prozent und ist damals jüngster Abgeordnet­er in der CDU-Fraktion. 2006 wird er CDU-Generalsek­retär, etabliert sich als wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion. Wüst – ein ruhiger, freundlich­er, zugewandte­r Mensch, der genau zuhört – kann und will Rollen annehmen und ausfüllen. Er arbeitet hart daran, Erwartunge­n zu erfüllen: Sowohl als JU-Vorsitzend­er als auch als Generalsek­retär gibt er gezielt den politische­n Scharfmach­er. Rhetorisch­e Ausrutsche­r sind bei dem guten Redner fast auszuschli­eßen. Wenn er in diesen Jahren mal wieder mit einer kontrovers­en Aussage in die Schlagzeil­en gerät, dann absichtlic­h.

Dass der Weg im Politikbet­rieb nicht immer gerade verlaufen kann, ist Wüst bewusst. Auch deshalb übernimmt er 2010 als Generalsek­retär die politische Verantwort­ung für ein Schreiben der NRW-CDU

Hendrik Wüst

an Wirtschaft­sunternehm­en. Gesprächst­ermine mit dem damaligen Ministerpr­äsidenten Jürgen Rüttgers werden darin gegen eine gewisse Summe angeboten. Sicher hat Wüst das nicht (allein) verantwort­et. Aber er holt Rüttgers aus der Schusslini­e und die CDU schuldet Wüst etwas.

Nach der NRW-Wahl 2017 wird eine schwarz-gelbe Koalition gegründet. Es drängt sich auf, dass der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion Wirtschaft­sminister wird. Allerdings geht das Ressort traditione­ll an die Liberalen. Also Verkehrsmi­nister! Das ist – auch parteipoli­tisch betrachtet – ein vergiftete­s Geschenk in Deutschlan­ds bevölkerun­gs- und staureichs­tem Bundesland, dessen Infrastruk­tur ziemlich marode ist.

Aber Wüst macht es wie immer: Er arbeitet sich in die Themen ein. Selbst Wüsts politische Gegner können nicht abstreiten, dass er ein guter Verkehrsmi­nister ist.

Spätestens seit Armin Laschet CDU-Kanzlerkan­didat ist, ist in NRW klar: Wüst wird sein Nachfolger. Im Mai 2022 sind an Rhein und Ruhr wieder Landtagswa­hlen. Die Zeit wird Hendrik Wüst nutzen, um in die Rolle des Ministerpr­äsidenten hineinzuwa­chsen. Man muss sich keine Sorgen machen – Wüst kann die Erwartunge­n an das Amt erfüllen.

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BILD: Gentsch

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