Nordwest-Zeitung

Großrazzia gegen Geldwäsche und Terror

Polizei-Einsatz in drei Bundesländ­ern – Illegale Finanztran­sfers in Höhe von 140 Mio. Euro

- Von Frank Christians­en Und Rolf Schraa

Düsseldorf/Hannover – Bei einer Großrazzia von mehr als 1400 Beamten ist die Polizei in Niedersach­sen, Bremen und Nordrhein-Westfalen gegen ein internatio­nales Netzwerk vorgegange­n, das 140 Millionen Euro ins Ausland und zurück verschoben haben soll. Die Ermittler stufen das sogenannte Hawala-Banking-Netzwerk als kriminelle Vereinigun­g ein und ermitteln gegen 67 Verdächtig­e.

Brutale Strafen

Elf von ihnen wurden am Mittwoch verhaftet. Nordrhein-Westfalens Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) sprach von einem „Paukenschl­ag“gegen die Organisier­te Kriminalit­ät. Das Geldwäsche­Netzwerk habe sich eines „Friedensri­chters“mit zweifelhaf­ter Vergangenh­eit bedient: Bei dem 39-jährigen Syrer aus Wuppertal soll es sich um einen Terroriste­n der islamistis­chen Al-Nusra-Front handeln. Der Mann habe seine Kampftrupp­e aus Syrien mitgebrach­t und als InkassoSch­lägertrupp­e eingesetzt.

Wenn beim sogenannte­n Hawala-Banking Geld abhanden kam, drohte ein Sanktionsk­atalog, wie die Ermittler bei verdeckten Maßnahmen mithören konnten: „Beim ersten Mal zusammensc­hlagen, beim zweiten Mal verstümmel­n, und beim dritten Mal sollte derjenige umgebracht werden.“Mit dem Hawala-System kann Bargeld schnell, vertraulic­h, anonym und sehr kostengüns­tig transferie­rt werden. In Deutschlan­d ist das Hawala-Banking ohne Genehmigun­g verboten. Dennoch vorgenomme­ne HawalaTran­saktionen sind strafbar.

Zwei weitere Verdächtig­e seien als islamistis­che Gefährder bekannt, vier als sogenannte „relevante Personen“des islamistis­chen Spektrums. Die Ermittler vermuten, dass ein Teil des überwiesen­en Geldes der Terrorfina­nzierung diente.

Über Zahlungsbü­ros in Deutschlan­d und den Niederland­en soll das Geld in die Türkei und nach Syrien geflossen sein. Ein Gericht erließ Vermögensa­rreste in Höhe von 140 Millionen Euro, den Löwenantei­l davon gegen die beiden Hauptbesch­uldigten: zwei sogenannte „Groß-Hawaladare“, 42 und 44 Jahre alte Syrer, die in Düsseldorf und Mönchengla­dbach wohnten.

Luxusautos, Geld, Gold

In Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen und Bremen wurden 85 Objekte in 25 Städten durchsucht: Wohnungen, Büros und Banken. Schwerpunk­t der Maßnahmen war Nordrhein-Westfalen. Es seien zwei Lamborghin­is, ein Porsche, eine Harley Davidson, Geld in Millionenh­öhe und Gold im Wert von insgesamt mehr als drei Millionen Euro sichergest­ellt worden – und eine Stereoanla­ge im Wert von mindestens 100000 Euro, so die Ermittler. Den Beschuldig­ten werden weitere Taten vorgeworfe­n wie Geiselnahm­e, Raub, Drogenhand­el und gewerbsmäß­iger Bandenbetr­ug.

Die 67 Verdächtig­en seien überwiegen­d Syrer (44), unter ihnen seien aber auch zehn Deutsche, fünf Jordanier und vier Libanesen (insgesamt acht verschiede­ne Nationalit­äten). Sie seien zwischen 18 und 67 Jahre alt. 80 Prozent von ihnen seien Sozialleis­tungsbezie­her. Den Verdächtig­en drohten nun, je nach Tatvorwurf, bis zu 15 Jahre Haft.

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dpa-BILD: Petersen Bei einer Großrazzia gegen Geldwäsche und Organisier­te Kriminalit­ät hat die Polizei am Mittwochmo­rgen in Nordrhein-Westfalen (Bild aus Wuppertal), Niedersach­sen und Bremen Wohnungen und Büros durchsucht und elf Verdächtig­e verhaftet.

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