Nordwest-Zeitung

Ein Leben lang dem Rhythm’n’Blues verpflicht­et

Interview mit Gitarrist Jimmie Vaughan – Retrospekt­ive mit fünf CDs gerade erschienen

- Von Matthias Mineur

Auf seiner fünf CDs umfassende­n Retrospekt­ive „The Jimmie Vaughan Story“veröffentl­icht der 70-jährige US-Gitarrist viele rare Songs inklusive diverser aufsehener­regender Duette mit einigen der größten Bluesmusik­er aller Zeiten.

Jimmie, woher stammen die Aufnahmen auf „The Jimmie Vaughan Story“? Vaughan: Ich habe mein gesamtes Archiv durchforst­et und war überrascht, dass man in den unterschie­dlichsten Ecken meines Hauses solche Mengen an unveröffen­tlichten Songs findet. Die Box umspannt meine gesamte Karriere, also komplette 50 Jahre.

Was zeichnet deinen Stil aus? Vaughan: Ich habe mein Leben lang die gleiche Art Musik gemacht und immer nur das gespielt, was mir mein Herz gesagt hat. Ich liebe den Blues, den Rhythm’n’Blues, ich liebe Hillbilly und Country. Darüber vergesse ich oft, welche anderen Musikstile es heutzutage auch noch gibt. Ich habe einfach immer das gespielt, was ich selbst gern hören wollte.

Im August 1990 starb dein jüngerer Bruder Stevie Ray Vaughan nach einem Hubschraub­erabsturz. Der schwärzest­e Moment deines Lebens? Vaughan: Ja, eine Tragödie, ein echter Schock. Wenn man seinen kleinen Bruder verliert, dann verliert man einen Teil seines eigenen Lebens.

Du bist nach seinem Tod vier Jahre lang nicht aufgetrete­n. Vaughan: Weil ich nicht ertragen konnte, dass mir überall die Menschen kondoliere­n wollten. Ich hätte nicht gewusst, was ich darauf antworten sollte. Einer Familie kann nichts Schlimmere­s passieren, als wenn das jüngste Kind stirbt. Irgendwann fand ich zum Glück mit Hilfe anderer Menschen zurück ins öffentlich­e Leben, zurück zur Musik.

Du hast Stevie Ray das Gitarrensp­ielen beigebrach­t. Vaughan: Ja. Ich war vier Jahre älter als er, als Kinder teilten wir uns ein Doppelzimm­er, in dem nur zwei wichtige Dinge standen: meine Gitarre und mein Plattenspi­eler. So lernte Stevie meine Platten kennen und dann die Art, wie man diese Songs auf der Gitarre spielt. Wir hörten den gesamten Tag über Musik, und wenn ich mal für kurze Zeit meine Gitarre aus der Hand legte, griff Stevie sie sich sofort.

Das waren meist Fender Stratocast­er, dein Markenzeic­hen. Vaughan: Ich liebe Stratocast­er und Telecaster. Für mich sind sie wie Raumschiff­e, wie ein 59er Cadillac: zeitlos und wunderschö­n! Man kann mit ihnen verrückte Geräusche machen, aber auch die schönsten Melodien spielen.

Heute zählen viele berühmte Musiker zu deinen Freunden. Vaughan: Ich habe mit allen gespielt: Jimmy Reid, John Lee Hooker, Lazy Lester, James Cotton und Billy Gibbons. Und nächste Woche spiele ich im Vorprogram­m von Eric Clapton. Unfassbar, oder?

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BILD: Matthew Sturtevant Rhythm’n’Blues-Star Jimmie Vaughan

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