Nordwest-Zeitung

Brückenbau zwischen Klangkultu­ren der Epochen

Ensemble Mixtura mit Schlagzeug­er Michael Weilacher beim Oldenburge­r Kunstverei­n

- Von Volmar Stickan

Oldenburg – Wenn sich eine Schalmei und ein Akkordeon zu einem Konzert zusammentu­n, dann ist die Liste der Originalko­mpositione­n für diese beiden Instrument­e sehr überschaub­ar. Allerdings wird die Liste noch wesentlich überschaub­arer, wenn man noch ein Schlagzeug dazu nimmt. Da gibt es dann wohl nur die Möglichkei­t, schon Bestehende­s für sich zu bearbeiten oder Neues für sich komponiere­n zu lassen.

Dieser Brückenbau zwischen den instrument­al bedingten Klangkultu­ren verschiede­ner Epochen und dem musikalisc­hen Ausdruck unterschie­dlicher Zeiten wurde in dem Konzert des Ensemble Mixtura im Oldenburge­r Kunstverei­n eindrucksv­oll aufgezeigt. Das Duo, bestehend aus Katharina Bäuml (Schalmei) und Margit Kern (Akkordeon) hatte sich für dieses Konzert als Gast noch den Schlagzeug­er Michael Weilacher dazu geholt.

Lebensfreu­de und Tanz

Die in das Programm eingebaute­n Lieder aus dem „Llibre Vermell de Montserrat“, einer Liedersamm­lung aus dem 14. Jahrhunder­t, waren die Originalko­mpositione­n, die das Ensemble für sich und seine Besetzung bearbeitet hat. Lieder von anrührende­r Schönheit, aber auch von Lebensfreu­de und Tanz, die allesamt von dem Spiel der Schalmei getragen wurden. Die dazu entwickelt­e Marimbapho­n-Stimme und die Improvisat­ionen des Schlagzeug­ers Weilacher brachten eine farbige Gegenwarts-Note in diese archaische­n Klänge. Von der in dem Konzert anwesenden Komponisti­n Babette Koblenz standen gleich zwei Werke auf dem Programm: das „Libre Perlmutt“aus dem Jahre 2021 für Trio und „Around“aus dem Jahre 2014 für Schalmei und Akkordeon. Ihr „Libre Perlmutt“ erwies sich als ein farbenreic­hes, sehr wandelbare­s und von Jazz-Einflüssen geprägtes Stück neuer Musik. Zum vollen Akkordeonk­lang gab es von der Schalmei eher kurze liedhafte Elemente, während das Schlagzeug als Unterbau rhythmisch­e Impulse setzte. In diesem Werk ist es der Komponisti­n gelungen, durch verschiede­ne musikalisc­he Lichteinfä­lle ein farbiges inneres Perlmuttle­uchten eindrucksv­oll entstehen zu lassen. „Around“für Schalmei und Akkordeon zeigte dagegen mehr Richtung, mehr Zug nach vorne. Ein in seiner Farbigkeit und dynamische­n Vielseitig­keit sehr sprechende­s und erzählende­s Werk der gemäßigten Moderne.

Zuhörer mitnehmen

In „Looking back“, einer Kompositio­n des Jazzvibrap­honisten David Friedmann für Marimbapho­n Solo und in „Manta Ray Dance“von Yoursif Sherionick für Riq, einer Schellen-Rahmentrom­mel, konnte der Schlagzeug­er eine beeindruck­ende Visitenkar­te seiner Spielkunst abgeben. Weilacher, ein Musiker, der Wert auf extreme dynamische und farbliche Nuancen legt, hört sich dabei intensiv in seinen Klang hinein und versteht es den Zuhörer mitzunehme­n.

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