Klares Bekenntnis zum Ausbau der EMS
Minister Björn Thümler Festredner beim traditionellen Herrenabend
Oldenburg – „Vor lauter Regeln kommen wir nicht mehr zum Gestalten.“Seit Beginn der Corona-Pandemie habe es 72 Verordnungen gegeben, machte Björn Thümler (CDU) es an einem Beispiel fest – nur in Niedersachsen, mit Änderungen und auch Widersprüchen. Als Festredner beim Herrenabend der Casino-Gesellschaft thematisierte der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur nach einem Abstecher mit deutlichen Worten in die Bundespolitik („Die Inhaltslosigkeit der Politik ist das Kernproblem“, „Die Schwäche der einst großen Volksparteien kann zu einem Problem für die Demokratie werden“) die Bereiche Covid19 und Long Covid, Medikamentenforschung, Telemedizin und European Medical School.
Ausbau der EMS
„Wir brauchen einen Ausbau der Medizinkapazitäten. Wir müssen die EMS ausbauen“, ließ Thümler vor gut 70 Besuchern keinen Zweifel am grenzüberschreitenden Studiengang in Oldenburg aufkommen. Als Problem machte er aus, dass diese Entwicklung von Seiten des Landes fünf Jahre lang nicht vorangetrieben worden sei – „obwohl in Oldenburg sehr ordentlich gearbeitet wurde“. Er halte sowohl am Bau eines ersten Forschungsgebäudes mit Anatomie als auch an der Aufstockung der Studentenzahlen um 20 zum Wintersemester 2022/23 und weiteren 20 Plätzen im Jahr darauf fest. Eine Vergrößerung des Forschungsportfolios sei wichtig, um die Sichtbarkeit des Studienganges bundesweit zu verbessern. Der Verbesserung der medizinischen Versorgung – gerade auch in ländlichen Räumen – dient laut Thümler die Telemedizin. Nur: „Die Probleme beginnen beim Datenschutz. Der Datenschutz ist zu einer Vollbremseinheit geworden.“Der Umgang damit sei „gesellschaftspolitisch peinlich“, ein Umdenken eine Kernherausforderung. Thümlers Rede war auch „ein Plädoyer für die gute duale Ausbildung“in Gesundheitsberufen und gegen deren Akademisierung. Der Minister lenkte den Blick zudem auf die Folgen durch Long Covid, die auch „ein volkswirtschaftlicher Kostenblock“würden. Zur Bekämpfung der Pandemie helfe nur impfen. „Ich habe kein Verständnis für Impfverweigerer. Impfen dient auch dem Schutz anderer und ist ein Dienst an der Gesellschaft.“Sollte es nicht gelingen, die Impfquote signifikant zu steigern, werde „der Staat irgendwann zu Maßnahmen greifen, die Letzten zum Impfen zu bewegen“.
Abschied vom General
Ein letztes Grußwort hielt Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart. Der am 21. Oktober scheidende Kommandeur der 1. Panzerdivision blickte unter anderem auf die Corona-Amtshilfe der Bundeswehr, an der die Division mit bis zu 6500 Frauen und Männern beteiligt war, als „eine großartige Symbiose von ziviler Bevölkerung und Staatsbürgern in Uniform“.
Er hoffe, dass diese auch bestehen bleibe, wenn wieder der Kernauftrag der Bundeswehr in den Mittelpunkt rücke: die Landes- und Bündnisverteidigung.