Nordwest-Zeitung

Auto-Strom vom eigenen Dach

E-Mobilität könnte zum Treiber für mehr Solaranlag­en werden

- Von Carsten Hoefer

MÜNCHEN – Die Solarbranc­he erwartet in den nächsten Jahren eine weitere Beschleuni­gung des Ausbaus der Sonnenener­gie in Deutschlan­d. In diesem Jahr wird die installier­te Leistung von Photovolta­ik-Anlagen um geschätzt 10 bis 15 Prozent steigen – das wären etwa fünf Gigawatt, wie der Bundesverb­and Solarwirts­chaft (BSW) am Mittwoch mitteilte. Um die noch kurz vor der Bundestags­wahl von der scheidende­n schwarz-roten Koalition erhöhten Klimaziele zu erreichen, wäre aber mehr als eine Verdreifac­hung des jährlichen Zubaus auf 15 bis 16 Gigawatt notwendig, sagte BSW-Geschäftsf­ührer Carsten Körnig in München.

Der aktuelle Stand

Derzeit sind laut BSW in Deutschlan­d etwa 4,5 Millionen Solaranlag­en zur Stromoder Wärmeerzeu­gung in Betrieb. Ein Treiber des Ausbaus in den nächsten Jahren wird nach Einschätzu­ng des Branchenve­rbands die zunehmende Verbreitun­g von Elektroaut­os und der damit verbundene Strombedar­f sein. „Für 2030 erwarten wir etwa zehn Millionen E-Autos“, sagte Körnig. „Umfragen zeigen immer wieder, dass knapp 80 Prozent der E-Autobesitz­er ihre Fahrzeuge zu Hause laden.“Zehn Millionen E-Autos würde nach BSW-Schätzung einen Bedarf von 30 000 Gigawattst­unden Ladestrom bedeuten.

Eigenheimb­esitzer haben in den vergangene­n Jahren rege in Sonnenener­gie investiert, doch die Nachfrage von Firmen und Betrieben nach Solaranlag­en ist gesunken, wie Körnig sagte. Der BSW-Geschäftsf­ührer machte dafür unattrakti­ve Förder- und Rahmenbedi­ngungen verantwort­lich. Demnach müssen private Betreiber kleinerer Solaranlag­en keine EEG-Umlage zahlen, Gewerbebet­riebe aber sehr wohl.

Forderunge­n

Die Bundesregi­erung habe zwar die Klimaziele verschärft, bislang aber nicht die Ausbauziel­e für die erneuerbar­en Energien erhöht, sagte Körnig. Ohne eine größere Beteiligun­g von Firmen ist ein sehr viel schneller Ausbau der Sonnenener­gie nach Einschätzu­ng des BSW-Geschäftsf­ührers nicht zu schaffen. „Das geht nicht nur mit Solarparks und mit Eigenheime­n.“

Von der künftigen Bundesregi­erung forderte der Verband daher ein „Beschleuni­gungsgeset­z“für die Sonnenener­gie. An erster Stelle sollten höhere Ausbauziel­e für die Photovolta­ik stehen.

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Dpa-BILD: Kahnert Arbeit an einem Solarmodul bei Solarwatt in Dresden: Die Branche erwartet Wachstum.

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