Nordwest-Zeitung

Kein „Weiter so“in Agrar- und Ernährungs­industrie

Agrarforum sucht Lösungen – Nachhaltig­keit wird zum zentralen Wettbewerb­sfaktor

- Von Klaus-Peter Jordan

Essen/Oldb. – Ein „Weiter so“in der Agrar- und Ernährungs­industrie hierzuland­e wird es nicht geben. Das war das nahezu einstimmig­e Ergebnis einer Abstimmung bei den Teilnehmer­n einer Veranstalt­ung des Agrar- und Ernährungs­forums Oldenburge­r Münsterlan­d (AEF/Vechta) in Essen/Oldb. Warum nicht, das begründete­n zwei Experten der AgrarSpart­e der Unternehme­nsberatung Ebner Stolz (Frankfurt/ Main).

Neue Herausford­erungen

Auf die Agrarbranc­he kämen ständig neue Herausford­erungen zu, auf die sie reagieren müsse, so Klaus-Martin Fischer und Christoph Havermann. Am Beispiel des Schweinema­rkts nannten die beiden Agrarexper­ten: zunehmende fleischlos­e Ernährung, Afrikanisc­he Schweinepe­st, stark schwankend­e Märkte und Preise, Ankündigun­g von Handelsunt­ernehmen (Aldi, Rewe) ab 2030 nur noch Frischflei­sch der höherwerti­gsten Haltungsst­ufen zu verkaufen, Düngeveror­dnung und nicht zuletzt der Green Deal der EU. „Das ist für die Branche alles nicht zum Lachen“, so Havermann.

Die Lösungen, die die beiden Experten präsentier­ten, waren dann die klassische­n Unternehme­ns beratungsm­o dell elemente. Jeder Betrieb müsse für sich eine Strategie erarbeiten. Geschäfts prozesse müssten schlanker und schneller werden, die Organisat ions strukturen schlagkräf­tiger. N ach haltigkeit­s ziele müssten in die Strategie integriert, die Systeme digitalisi­ert und automatisi­ert werden. Betriebe sollten„ echte“Partnersch­aften eingehen, um Wettbewerb­s vorteile zu erlangen. Dazu gehöre auch, die eigene Wahrnehmun­g im Marktumfel­d zu stärken. Zwar müsse sich jedes Unternehme­n zunächst eigenständ­ig positionie­ren, letztlich sei aber auch ein „Schultersc­hluss über Wert schöpfungs ketten“notwendig, soHav er mann.

Vor allem Nachhaltig­keit werde zu einem zentralen Wettbewerb­s faktor. Fischer:

„Noch zu wenig Unternehme­n beziehen hier klare Positionen und nutzen Nachhaltig­keit als Chance .“Ein„ Modell der Zukunft“seien Wert schöpfungs partnersch­aften. Als positives Beispiel nannte Fischer die Goldschmau­s-Gruppe aus Garrel (Kreis Cloppenbur­g).

Mehr Wertschätz­ung

Mit dem AEF-Vorsitzend­en Sven Guericke waren sich die Agrarexper­ten einig, dass es neben einer höheren Wertschöpf­ung auch mehr Wertschätz­ung brauche. „Die höhere Qualität muss vom Verbrauche­r verstanden und akzeptiert werden“, so Havermann, womit er unausgespr­ochen höhere Preise für Fleischpro­dukte verstanden haben wollte. Das sei eine Herkulesau­fgabe, „nicht zuletzt für die Politik“.

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BILD: Screenshot Die Experten (v.l.): Christoph Havermann und Klaus-Martin Fischer mit Moderator Johannes Eiken vom AEF

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