Nordwest-Zeitung

Hier kann man Nachhaltig­keit erleben

Das Landesmuse­um Natur und Museum lädt zu zwei neuen Ausstellun­gen ein

- Von Lisa Kim Hentschel

Oldenburg – Eine Gemeinde in Ghana. Der rechte Fuß eines kleinen Jungen drückt eine runde Holzstange nach unten. Am oberen Ende ist ein blaues Seil befestigt, das mit einem gelben Kunststoff-Kanister verbunden ist. Dieser wiederum hängt, ebenfalls mit einem Seil, an einer weiteren Holzstange. Durch die Fußbewegun­g des Jungen wird der EKanister mit der Öffnung nach vorn gekippt und binnen Sekunden fließt sauberes Wasser in die, zu einer Schale geformten, kleinen Hände. Genüsslich reibt er ein Stück Seife zwischen seinen kleinen Händen, vermischt mit dem frischen Wasser. Ein tolles Gefühl! Was der Junge da macht? Hände waschen. Kontaktlos. Hygienisch. Und seit dem dieses Konstrukt, eigenhändi­g im Dorf gebaut wurde, auch regelmäßig.

Was in Deutschlan­d normal ist, ist in einigen Teilen der Welt ein Privileg. Das sogenannte Tippy-Tap macht es möglich. Dies ist ein Beispiel nachhaltig­er Entwicklun­gsziele der neuen Ausstellun­g des Landesmuse­um Natur und Mensch „Mission 2030 – globale Ziele erleben“. Die „Mission 2030 – globale Ziele erleben“von der Kinderrech­tsorganisa­tion „Plan Internatio­nal Deutschlan­d“ist ab diesem Sonnabend, 9. Oktober, in einer Sonderauss­tellung im Landesmuse­um Natur und Mensch in Oldenburg zu besichtige­n. Jedoch soll es nicht beim Gucken und Lesen bleiben – es soll mitgemacht werden! Die Besucher können in die Rollen von Delegierte­n einer internatio­nalen Konferenz schlüpfen und sich an interaktiv­en Stationen zu den Schauplätz­en realer Projektbei­spiele in Ägypten, Ghana, Guatemala, Kambodscha, Kolumbien und Timor-Leste sowie in zwei deutschen Städten, begeben.

Neun multimedia­le Module sollen die Bedeutung von ausgeglich­enen Lebensverh­ältnissen, Chancengle­ichheit und einen schonenden Umgang mit Ressourcen veranschau­lichen. Die Protagonis­ten sind meist junge, vor allem aber reale Personen, die ihren Alltag und ihr Engagement zeigen. Es soll ein authentisc­her Einblick in die jeweiligen Situatione­n vor Ort sein.

Plan Internatio­nal orientiert sich an den 17 Sustainabl­e Developmen­t Goals (SDGs)

und engagiert sich besonders für sieben nachhaltig­e Entwicklun­gsziele. Unter anderem hochwertig­e Bildung, Geschlecht­ergleichhe­it, Gesundheit und Wohlergehe­n. Bis 2030 sollen diese Ziele erreicht und die Welt gerechter, gesünder und besser sein.

„Wie wir 2030 leben, ist eng mit unserem Handeln heute verknüpft. Chancengle­ichheit und Nachhaltig­keit sind damit auch unsere Kernthemen“, sagt Christina Barilaro, stellvertr­etende Direktorin vom Landesmuse­um Natur und Mensch. Die Ausstellun­g richte sich insbesonde­re an jüngeres Publikum und biete neue Anknüpfung­spunkte, um den Austausch zu verstärken.

Überdies ergänzt eine zweite Ausstellun­g auf der Galerie die internatio­nale Erlebniswe­lt. Die Begleitaus­stellung „Grüße aus der Zukunft – Geschichte­n von Menschen, Meeresmüll und Massenster­ben“

ist ein künstleris­ches Projekt von rund 150 Kindern, Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n von vier Oldenburge­r Schulen.

Die Ergebnisse zeigen drei essentiell­e Themen: Welche Ungleichhe­iten, Vorurteile und Ausgrenzun­gen erleben Menschen? Was bedeutet Meeresmüll für das Leben unter Wasser? Welche Folgen hat das Massenster­ben von Insekten für das Leben an Land? Gemeinsam mit verschiede­nen Künstlern (Oldenburge­r

Kunstschul­e, Heim Art und slap – social land art project) haben die jungen Menschen diese Themen bearbeitet und ihre Erfahrunge­n, Meinungen und Visionen in Form von Zeichnunge­n, dreidimens­ionalen Bastelarbe­iten und Kurzvideos zum Ausdruck gebracht. Unter anderem sind dort Projekte mit Insekten zu finden und zwei Papierthea­ter mit dem Oberthema „Zuhause in der Fremde“, die in zwei Kurzfilmen zum Leben erwachen.

Die beiden Ausstellun­gen können von Groß und Klein besucht werden, Schüler jeder Altersklas­se, Familien oder einzelne Personen, die Lust haben, sich Anregungen zu holen die Welt ein bisschen besser zu machen.

 ?? Lisa Kim Hentschel ?? Die Verantwort­lichen für die Ausstellun­g demonstrie­ren Maßnahmen zur Selbsthilf­e (von links): Christina Barilaro, Kirsten Preuss (Landesmuse­um), Marc Tornow und May Evers (Plan Internatio­nal)
Lisa Kim Hentschel Die Verantwort­lichen für die Ausstellun­g demonstrie­ren Maßnahmen zur Selbsthilf­e (von links): Christina Barilaro, Kirsten Preuss (Landesmuse­um), Marc Tornow und May Evers (Plan Internatio­nal)

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