Nordwest-Zeitung

„Bei uns im Hospiz wird auch viel gelacht“

Pfleger Dominic Gummar spricht über die Arbeit in Vareler Einrichtun­g

- Von Christophe­r Hanraets

Varel – Ganz anders als die meisten denken ist das Leben im Hospiz, sagt Dominic Gummar. Er ist Pfleger im Hospiz am Wattenmeer in Varel (Kreis Friesland) und erklärt zum Welthospiz­tag, der an diesem Samstag begangen wird, warum Angehörige und Bewohner in der Regel überrascht sind, wenn sie zum ersten Mal im Hospiz sind.

„Es ist nicht so, dass wir hier ständig bedrückt, betrübt und traurig sind und über allem ein grauer Vorhang hängt“, sagt Dominic Gummar. Im Gegenteil: Die Stimmung sei gut und lebhaft, es werde viel gelacht und „wir versuchen mit unserer guten Laune auch unsere Gäste anDas wundert viele, ist der Tod in einem Hospiz doch allgegenwä­rtig: „Wer hier neu ist oder zum Beispiel ein Praktikum bei uns macht, ist davon total überrascht“, sagt Gummar. Wenn Gäste beispielsw­eise aus dem Krankenhau­s ins Hospiz kommen, spürten sie den Unterschie­d deutlich. „Sie merken, dass hier eine ganz andere Atmosphäre ist.“

Viel Dankbarkei­t erfahren

Genau das sei auch das, was die Arbeit im Hospiz schön mache: „Freunde sagen immer: ,Ich könnte das nicht, es geht doch immer nur um den Tod.’ Aber das stimmt nicht. Es gibt viele schöne Momente, wir machen Witze und spüren die Dankbarkei­t unserer Gäste. Das ist, was mich antreibt.“

Er habe schon früh gemerkt, dass das Dasein für andere und ein offenes Ohr für sie zu haben, genau das richtige für ihn ist. „Aber ich glaube, man muss auch ein bisschen dafür gemacht sein.“

In der Pandemie musste das Hospiz aber auch etwas zurückstec­ken. „Unser Haus war nicht mehr offen. Das war das größte Problem“, erklärt Gummar. Vorher stand die Tür des Hospizes jedem offen. Angehörige konnten jederzeit hereinkomm­en und mit den Gästen sprechen. „Wir haben mit unseren Gästen und den Angehörige­n viel in der Wohnküche gesessen und uns unterhalte­n. Hier war richtig viel Leben im Haus“, sagt der Pfleger.

Mit der Corona-Pandemie musste die Vordertür geschlosse­n werden, wer rein will, muss sich vorher anmelden. Auch in den Köpfen, erklärt Gummar, habe es eine Veränderun­g gegeben. Schließlic­h war die Vermeidung von Kontakten immer das A und O bei der Bekämpzust­ecken“. fung der Pandemie. Die Leute sind vorsichtig­er und kommen deshalb nicht mehr so oft zu Besuch ins Hospiz. „Wir wünschen uns, bald wieder ein offenes Haus zu haben.“

„Ein großer Sprung“

Aber auch wenn der Zugang begrenzter ist als vor der Pandemie, sind viele Angehörige froh, dass im Hospiz nicht so starre Regeln gelten, wie es beispielsw­eise im Krankenhau­s der Fall ist. „Meistens sind sie baff, wenn sie erfahren, dass sie bei uns rund um die Uhr mit der Familie kommen können und gerade in den letzten Stunden auch länger bleiben dürfen. Im Vergleich ist das ein großer Sprung“, erzählt Gummar.

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BILD: Mission Lebenshaus Dominic Gummar ist Pfleger im Hospiz am Wattenmeer in Varel.

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