Wie rivalisierende Ligen um ihr Produkt kämpfen
GFL und ELF ziehen Bilanz – Neuling kündigt weitere Mannschaften an
Frankfurt – Es ist, als stünden sie am selben Feld, aber auf unterschiedlichen Seiten. Und mittendrin die Spieler und Fans, um die sie werben. Der Hype um den American Football in Deutschland hält an. Das spüren sowohl die Vertreter der German Football League (GFL) als auch die der neuen European League of Football (ELF). Wer ihn wie für sich nutzen kann, ist die Frage.
German Bowl in Frankfurt
An diesem Samstag (18 Uhr/Sport 1) steigt in Frankfurt das Finale der GFL zwischen den Schwäbisch Hall Unicorns und den Dresden Monarchs. Noch spannender als der German Bowl selbst dürfte aber sein, wie es mit der Sportart hierzulande danach weitergeht. Mit acht Teams – sechs aus Deutschland, einem aus Spanien und einem aus Polen – ging die neugegründete ELF im Juni in ihre erste Saison. „Wir sind sehr, sehr zufrieden“, sagt ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica rückblickend: „Dass trotz Corona alle 44 Spiele mit Publikum durchgeführt werden konnten, ist fast schon eine Sensation.“Beim Finale, in dem die Frankfurt Galaxy die Sea Devils Hamburg bezwangen, waren vor knapp zwei Wochen 20 000 Besucher im Düsseldorfer Fußballstadion. „Gemessen an den Zuschauerzahlen, den Followern in den sozialen Medien oder den Fernseh-Quoten haben wir schon einiges bewegt“, betont Karajica: „Die Leute haben diese Liga angenommen.“Und sie soll weiter wachsen. In Düsseldorf, Innsbruck und Wien kommen 2022 drei neue Teams und ein neues Austragungsland dazu. „Unser Ziel ist es, auch noch ein zwölftes Team dazu zu kriegen, vielleicht werden es ja sogar 14 oder 16“, sagt Karajica: „Wir führen verschiedene Gespräche und geben uns bis Ende November Zeit.“
Mit der im American Football-Verband Deutschland (AFVD) beheimateten GFL hingegen wird kaum noch gesprochen. „Im großen Austausch sind wir nicht“, sagt Karajica. Axel Streich, im GFLVorstand für Strategie und Kommunikation zuständig, berichtet von „recht oberflächlichen“Gesprächen im letzten Winter. Man habe den ELF-Vertretern „mehrfach angeboten, dass man sich gemeinsam innerhalb des organisierten Sports organisiert – ähnlich einer Champions League im Fußball oder anderen Sportarten“, sagt er: „Offenbar bestand daran aber kein Interesse.“
Keiner steckt zurück
So arbeitet jeder erst einmal weiter an seinem eigenen Projekt. Streich ist froh, dass die GFL-Saison nach dem coronabedingten Ausfall 2020 diesmal durchgebracht wurde. Die gesunkenen Zuschauerzahlen führt er auf die Einschränkungen durch die Pandemie und eine Zurückhaltung der Leute beim Stadionbesuch zurück, nicht auf die neue Konkurrenz. „Auf dem Niveau, auf dem wir uns aktuell bewegen, kann das mit zwei Ligen parallel auf Dauer nicht gut gehen“, prophezeit er jedoch. Er sei sich sicher, dass die GFL wegen der ELF „nicht zum Erliegen kommt, aber es wird spannend, wie sich beide parallel entwickeln werden“.