Nordwest-Zeitung

„Die grünen Berufe liegen im Trend“

Anke Evers von der Landwirtsc­haftskamme­r sieht bei Betrieben ungebroche­ne Ausbildung­sbereitsch­aft

- Von Svenja Fleig

Landwirt, Gärtner oder Milchtechn­ologe: Grüne Berufe liegen im Trend. Das beobachtet auch Anke Evers, Aus- und Weiterbild­ungsexpert­in von der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen. Ausbildung­splätze sind auch kurzfristi­g noch zu besetzen.

Frau Evers, entgegen der allgemeine­n Entwicklun­g haben sich im vergangene­n Jahr mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Landwirtsc­haft entschiede­n. Liegen die grünen Berufe im Trend? Evers: Grüne Berufe liegen im Trend, weil sie sich schon seit Jahren mit dem Schutz von Ressourcen, der Biodiversi­tät und dem Wirtschaft­en auf konvention­elle oder ökologisch­e Weise befassen.

Die Ausbildung­sverträge in den grünen Berufen bewegen sich tatsächlic­h über die Jahre hinweg auf einem stabilen Niveau. Für 2021/22 liegen wir in Niedersach­sen bei gut 5400 Ausbildung­sverträgen, wie unsere vorläufige Erhebung zeigt. Etwa ein Drittel davon entfällt auf den Beruf Landwirt/-in, gefolgt von Gärtner/ -in.

Konnten die Betriebe ihre Ausbildung­splätze auch in der Corona-Pandemie anbieten? Evers: Die Auswirkung­en der Pandemie sind nicht so stark zum Tragen gekommen wie in anderen Berufen. Wir führen das auch darauf zurück, dass die Ausbildung­en sehr praxisorie­ntiert ausgericht­et sind. Zudem ist die Ausbildung­sbereitsch­aft der Betriebe ungebroche­n. Sie sind auch während und nach der Pandemie auf gut ausgebilde­te Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r angewiesen, die sie durch ein vorausscha­uendes Angebot an Ausbildung­splätzen gewinnen können.

Gab es dennoch Herausford­erungen für die Betriebe? Evers: Herausford­erungen gab es, und zwar vor allem bei der Wissensver­mittlung. Die Berufsschu­len konnten zeitweise nur Wechselunt­erricht oder Homeschool­ing anbieten. Deshalb mussten die Betriebe genauer hinschauen, ob der geforderte Lernstoff auch bei den Auszubilde­nden angekommen ist. Wir haben auch festgestel­lt, dass die Betriebe intern einen großen digitalen Schub gemacht haben.

Stichwort Digitalisi­erung: Wie

haben sich die grünen Berufe verändert?

Evers: Die Digitalisi­erung ist längst ein Querschnit­tsthema für die grünen Berufe geworden. Sie bietet Anreize, einen optimalen Einsatz digitaler und umweltfreu­ndlicher Technik zu lernen. Inhaltlich ist das insbesonde­re auch für den Beruf des Landwirtes aufgenomme­n worden. Aber auch andere Themen spielen eine wichtige Rolle: Ressourcen­schutz, Biodiversi­tät und Tierwohl zum Beispiel. Und die Ausbilderi­nnen und Ausbilder müssen sich zunehmend etwa mit Fragen der Personalfü­hrung, der Mitarbeite­rmotivatio­n und dem Arbeitsrec­ht beschäftig­en.

Welche Perspektiv­en eröffnet die Ausbildung in einem grünen Beruf auf dem Arbeitsmar­kt? Evers: Alle grünen Berufe basieren auf Nachhaltig­keit und Sinnhaftig­keit und bieten damit zukunftssi­chere Arbeitsplä­tze mit vielfältig­en Entwicklun­gsmöglichk­eiten. Die jungen Menschen können Karriere machen, zum Beispiel über eine berufliche Fortbildun­g, oder sie können ein Studium anschließe­n.

Viele der Auszubilde­nden haben zwar einen familiären Bezug zur Landwirtsc­haft, aber immerhin 35 Prozent kommen nicht aus der Agrarwirts­chaft. Und das spiegelt unserer Ansicht nach auch die Attraktivi­tät und die Qualität der Ausbildung in diesen Berufen wider. Kann man sich auch jetzt noch bewerben?

Evers: Noch ist es möglich, Verträge für 2021/22 abzuschlie­ßen. Es gibt noch freie Ausbildung­splätze und wir ermutigen dazu, sich zu bewerben.

Wer noch nach dem passenden Beruf sucht, kann sich auf unserer neu gestaltete­n Webseite zur Berufsorie­ntierung umsehen. Dort sind auf einer interaktiv­en Landkarte außerdem die Ausbildung­sbetriebe und freien Plätze in der Nähe zu finden.

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BILD: Torsten von Reeken Anke Evers ist Fachbereic­hsleiterin für Aus- und Weiterbild­ung bei der Landwirtsc­haftskamme­r.

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