Nordwest-Zeitung

Export verliert an Tempo

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Lastwagen gibt es auf den deutschen Straßen viele – an Fahrern aber mangelt es. Deshalb sitzen am Steuer häufig Arbeitnehm­er aus Osteuropa.

Was passiert, wenn es zwar Lastwagen gibt, aber niemanden, der sie fährt, lässt sich aktuell in Großbritan­nien beobachten. Durch strikte Visabestim­mungen nach dem Brexit fehlen rund 100 000 Lastwagenf­ahrer. Engpässe an Tankstelle­n und in Supermärkt­en sind die Folge. Seit Anfang der Woche hilft die Armee aus.

Schon warnen erste Stimmen, dass hierzuland­e ähnliche Szenarien drohten, sollten nicht bald Mittel gegen den Fahrermang­el gefunden werden: „Wir laufen auch in Deutschlan­d in einen schleichen­den Versorgung­skollaps“, sagt Dirk Engelhardt, Vorstand

des Bundesverb­ands Güterverke­hr Logistik und Entsorgung (BGL).

Druck auf Löhne

Diesen Warnungen widerspric­ht unter anderem die Gewerkscha­ft Verdi. „Es sprechen alle vom Fahrermang­el, aber damit ist nur der Fahrermang­el von ortsansäss­ig Beschäftig­ten gemeint“, sagt Stefan Thyroke, Leiter der Fachgruppe Spedition und Logistik. Fahrer aus osteuropäi­schen Ländern kompensier­en schon lange den Nachwuchsm­angel. Doch das schafft neue Probleme, beispielsw­eise bei den

Arbeitsbed­ingungen. Zudem geraten deutsche Speditione­n unter Lohndruck, die Bezahlung bleibt niedrig, der Fachkräfte­mangel wird verschärft.

Aber könnten nicht auch die Unternehme­n selbst mehr tun? Nur in Ausnahmefä­llen etwa übernähmen sie die Kosten der nötigen Weiterbild­ungen, kritisiert Thyroke. Für Mittelstän­dler alles zu teuer, sagt Engelhardt. Mehr als 10 000 Euro würden Führersche­in und Grundquali­fikationen zusammen kosten. Ändern müssten sich vor allem die Rahmenbedi­ngungen und das Image. Dann kämen auch die Nachwuchsk­räfte zurück.

Wiesbaden/dpa – Der deutsche Export hat im August an Schwung verloren. Die Ausfuhren sanken gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbere­inigt um 1,2 Prozent, teilte das Statistisc­he Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Den Unternehme­n machen Lieferengp­ässe und Materialma­ngel zu schaffen. Insgesamt gingen im August 2021 Waren im Wert von 104,4 Milliarden Euro ins Ausland. Gegenüber dem von der Corona-Krise geprägten August 2020 war dies ein Anstieg um 14,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorkrisenn­iveau vom Februar 2020 stiegen die Exporte der vorläufige­n Statistik zufolge um 0,5 Prozent.

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