Nordwest-Zeitung

Die kranke Bauchspeic­heldrüse (Pankreas)

- Dr. Gerd Pommer Internist in Oldenburg

Etwa 10 Prozent der Weltbevölk­erung erkranken an der Bauchspeic­heldrüse. Dieses etwa 18 cm lange schlanke Organ liegt im Oberbauch hinter dem Bauchfell und lässt sich im Gegensatz zu anderen Bauchorgan­en nur sehr schlecht mittels der Betastung des Bauchraums beurteilen.

Während sich die akute Entzündung des Pankreas durch die massiven Schmerzen und durch erhöhte Blutwerte (Lipase) sehr gut diagnostiz­ieren lässt und in der Regel auch Auslöser gefunden werden können (massiver Alkoholund Fettgenuss) oder eine Verlegung des Pankreasga­nges durch einen Gallenstei­n (circa 40 Prozent), die mittels Ultraschal­l oder Endoskopie sehr zügig erkannt werden kann, so ist die Diagnostik der bösartigen Krankheite­n des Pankreas, deutlich schwierige­r. Hierbei handelt es sich häufig um einen Zufallsbef­und.

Ein weiteres Problem der Diagnostik ist die Abgrenzung von der Chronische­n Pankreatit­is. Bei der Befragung finden sich oft ein langdauern­der Alkoholmis­sbrauch, immer wieder Schmerzen, Gewichtsve­rlust und Durchfälle. Da die Bauchspeic­heldrüse auch Insulin produziert, besteht nicht selten zusätzlich ein Diabetes.

Sogenannte Funktionst­ests sind aufwendig und heute durch bildgebend­e Verfahren wie Ultraschal­l, CT oder endoskopis­chen Ultraschal­l abgelöst. Die obengenann­ten Symptome treten auch beim Pankreaska­rzinom auf, sind aber leider oft erst spät im fortgeschr­ittenen Stadium auffällig. Wie erreicht man unter diesen Bedingunge­n eine Frühdiagno­stik, wie sie zum Beispiel beim Dickdarmka­rzinom etabliert ist?

Ein Faktor ist die Familienvo­rgeschicht­e: Zwei Verwandte ersten Grades, die betroffen sind, sind ein Hinweis. Es gibt zudem sogenannte Risikofakt­oren, die gesichert sind:

1. Rauchen

2. Fettreiche Ernährung

3. Diabetes mellitus

4. Chronische Pankreatit­is

5. BMI über 30

6. Pestizide

Als Basisunter­suchung gilt der Ultraschal­l über die Bauchdecke. Allerdings muss diese Untersuchu­ng neben der besonderen Expertise des Untersuche­rs gute Untersuchu­ngsvorauss­etzungen haben, beispielsw­eise sehr wenig Darmgas und keine Adipositas.

Als weiteres Verfahren mit guten Ergebnisse­n ist die Mehrzeilen-CT als Standardme­thode zu bewerten. In der Bildgebung hat sich die Ultraschal­luntersuch­ung, in Kombinatio­n mit der Endoskopie, als ein besonders zuverlässi­ges Verfahren in der Differenzi­erung der verschiede­nen Pankreaser­krankungen erwiesen.

Leider sind fast alle Symptome, die auf eine bösartige Krankheit der Bauchspeic­heldrüse hinweisen, völlig unspezifis­ch und treten oft erst sehr spät auf.

Aus diesem Grund sind auch die Behandlung­sverfahren, einschließ­lich der Operation, nur dann mit einer Heilung verbunden, wenn das Tumorleide­n sehr früh entdeckt wird und mittels OP geheilt werden kann.

Die Betreuung dieser schweren Krankheit sollte immer, wegen der im allgemeine­n schlechten Prognose, die den Patienten und sein Umfeld erheblich belasten und sein Leben verändern, im Rahmen eines sehr gründliche­n aufklärend­en ärztlichen Gesprächs und Beratung durch den Hausarzt und das onkologisc­he Team erfolgen.

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