Sündenbock für den verlorenen Haufen
Alles prügelt auf Armin Laschet ein. Der Mann kann einem fast leid tun. Nicht, weil ein Politiker für strategisches Versagen in Haftung genommen wird. Vielmehr, weil es von denjenigen getan wird, die am Desaster nicht weniger Anteil haben als er. CDU-Funktionäre suchen sich da einen Sündenbock – und versäumen Reform an Haupt und Gliedern.
Zunächst sei daran erinnert, dass die CDU in kurzer Zeit zwei Vorsitzende verschlissen hat: Kramp-Karrenbauer und Laschet. Mit beiden war kein Blumentopf zu gewinnen. Beide waren aber auch die Favoriten der Funktionäre, die diese Personalien über Parteitagsmechaniken durchdrückten. Sie waren nicht Favoriten der Mitgliederbasis. Es sind die Funktionäre, die letztlich die Verantwortung für einen durchweg enttäuschenden Kanzlerkandidaten tragen. Vielleicht wäre es für die CDU-Basis lohnend, nachzufragen, wer damals als Parteitagsdelegierter für wen seine Stimme abgegeben hat.
Es ist zudem daran zu erinnern, dass die Stimmung in gewissen Medien und bei der politischen Konkurrenz damals lautstark Pro-AKK und Pro-Laschet ausfiel. Es wäre also auch lohnend, sich in Zukunft eher auf die Einschätzungen der eigenen Basis zu verlassen, als auf Stimmungen, die von nicht eben wohlgesonnenen Kreisen produziert werden. Es sieht allerdings nicht danach aus, als würde in der Union ernsthafter Reformwille sein Haupt erheben. Die Art, wie Armin Laschet seine Nachfolge zu regeln beginnt, ist nämlich genau die Art des überlebten Kanzlerwahlvereins.
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