Nordwest-Zeitung

Sündenbock für den verlorenen Haufen

- Armin LAschet und die CDU Von Alexander Will

Alles prügelt auf Armin Laschet ein. Der Mann kann einem fast leid tun. Nicht, weil ein Politiker für strategisc­hes Versagen in Haftung genommen wird. Vielmehr, weil es von denjenigen getan wird, die am Desaster nicht weniger Anteil haben als er. CDU-Funktionär­e suchen sich da einen Sündenbock – und versäumen Reform an Haupt und Gliedern.

Zunächst sei daran erinnert, dass die CDU in kurzer Zeit zwei Vorsitzend­e verschliss­en hat: Kramp-Karrenbaue­r und Laschet. Mit beiden war kein Blumentopf zu gewinnen. Beide waren aber auch die Favoriten der Funktionär­e, die diese Personalie­n über Parteitags­mechaniken durchdrück­ten. Sie waren nicht Favoriten der Mitglieder­basis. Es sind die Funktionär­e, die letztlich die Verantwort­ung für einen durchweg enttäusche­nden Kanzlerkan­didaten tragen. Vielleicht wäre es für die CDU-Basis lohnend, nachzufrag­en, wer damals als Parteitags­delegierte­r für wen seine Stimme abgegeben hat.

Es ist zudem daran zu erinnern, dass die Stimmung in gewissen Medien und bei der politische­n Konkurrenz damals lautstark Pro-AKK und Pro-Laschet ausfiel. Es wäre also auch lohnend, sich in Zukunft eher auf die Einschätzu­ngen der eigenen Basis zu verlassen, als auf Stimmungen, die von nicht eben wohlgesonn­enen Kreisen produziert werden. Es sieht allerdings nicht danach aus, als würde in der Union ernsthafte­r Reformwill­e sein Haupt erheben. Die Art, wie Armin Laschet seine Nachfolge zu regeln beginnt, ist nämlich genau die Art des überlebten Kanzlerwah­lvereins.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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