Nordwest-Zeitung

Der Verzicht verdient Respekt

- Von Gernot Heller, Büro Berlin @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier und Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r verzichten. Beide werden ihre Bundestags­mandate, die sie nicht direkt gewinnen konnten, sondern nur über die CDU-Landeslist­e im Saarland errangen, nicht wahrnehmen. Sie machen damit Platz für zwei deutlich jüngere, schon bewährte Kräfte in den eigenen Reihen, damit diese ins Parlament zurückkehr­en können.

Der Schritt verlangt Respekt, Anerkennun­g. Das gilt umso mehr, wenn man weiß, dass den beiden diese Entscheidu­ng sicher alles andere als leichtgefa­llen ist. Ein Peter Altmaier ohne die Berliner Politik ist kaum vorstellba­r. Aus ihr schöpft er seine Kraft, seine Lebenslust. Und auch Kramp-Karrenbaue­r hatte eigentlich noch viel vor.

Dass beide dennoch zurückzieh­en, ist nobel und ein mahnendes Signal an etliche in ihren Reihen, es ihnen nachzutun. Man denke etwa an den sicher verdienstv­ollen Bundestags­präsidente­n Wolfgang Schäuble, der seinen ganz eigenen Anteil an der Malaise der Partei hat.

Nach der historisch­en Wahlnieder­lage der CDU ist jetzt der Zeitpunkt, das Wort „Erneuerung“nicht nur im Munde zu führen, sondern auch danach zu handeln. Jeder im Partei-Establishm­ent, nicht nur Armin Laschet als Vorsitzend­er, sollte sich fragen, ob er nicht auch seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass die CDU dort steht, wo sie aktuell steht.

Kramp-Karrenbaue­r und Altmaier machen vor, wie man stilvoll sagen kann: Ich habe verstanden.

Damit es aber kein Vertun gibt: Erneuerung ist natürlich nichts, was nur mit Alter zu tun hat. Neue Gesichter müssen nicht unbedingt junge Gesichter sein. Aber unbedeuten­d ist der Generation­enfaktor eben auch nicht.

Denn wenn junge Menschen bei der letzten Wahl lieber die FDP und die Grünen gewählt haben, dann lässt sich daraus sicher folgern, dass es ihnen vielfach an Identifika­tionsfigur­en in der CDU gefehlt hat und fehlt. Diesen Aspekt sollten im Übrigen alle Parteien im Blick behalten – aus ganz eigenen Interessen.

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