Nordwest-Zeitung

Tod des zweijährig­en Kevin hat viel verändert

15 Jahre nach Schreckens­tat sieht sich Jugendhilf­e besser aufgestell­t – Mehr Personal

- Von Helmut Reuter

Bremen – Der Tod des zweijährig­en Kevin vor 15 Jahren schreckte ganz Deutschlan­d auf. Polizisten entdeckten den Jungen in Bremen am 10. Oktober 2006 tot im Kühlschran­k seines drogensüch­tigen Ziehvaters. Kevin starb Monate zuvor, sein Körper wies Spuren von zahlreiche­n Misshandlu­ngen auf. Der Fall war Auslöser für Reformen des Kinderschu­tzes. Es gab klares Behördenve­rsagen, einen Untersuchu­ngsausschu­ss und Gerichtspr­ozesse. Das Jugendamt Bremen hatte zum Zeitpunkt des Todes die Vormundsch­aft über den Jungen.

Schutz von Kindern und Jugendlich­en hat – und muss auch – oberste Priorität haben. Der Fall Kevin war und ist traumatisc­h. Doch ich bin dankbar, dass eine so gründliche Aufarbeitu­ng stattgefun­den hat, das System verändert wurde und der Fall bis heute nicht vergessen ist“, sagte Jür„Der gen Stein vom Diakonisch­en Werk Bremen, der während der Aufarbeitu­ng Mitglied im Jugendhilf­eausschuss war. Er erinnerte daran, dass Kevin inzwischen 17 Jahre alt wäre.

Der Sprecher der Bremer Sozialbehö­rde, Bernd Schneider, sieht den Fall auch als eine Art Wendepunkt in der Jugendhilf­e. „Seit 2006 ist in Bremen und auch bundesweit viel verändert worden“, sagte er. So habe es in Bremen etwa personelle Verstärkun­g für das Jugendamt gegeben, bei Meldungen gelte inzwischen immer das Vier-Augen-Prinzip, und es gebe ein 24-StundenNot-Telefon für Kinder und Jugendlich­e.

Durch eine Gesetzesän­derung wurde als eine Konsequenz aus dem Fall bereits 2011 festgelegt, dass ein Vormund nicht mehr als 50 Mündel betreuen darf. Zuvor war ein Vormund zum Teil für mehr als 200 Fälle zuständig.

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s vom Juli stellten die Jugendämte­r im Corona-Jahr 2020 bei rund 60 600 Kindern und Jugendlich­en eine Kindeswohl­gefährdung fest. Mit einem Plus von neun Prozent gegenüber 2019 sei damit ein Höchststan­d erreicht worden. Bereits 2018 und 2019 waren die Zahlen im Vorjahresv­ergleich jeweils um rund zehn Prozent gestiegen.

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dpa-BILD: Schuldt Nicht vergessen: Der Grabstein des vor 15 Jahren verstorben­en Kevin steht auf dem Waller Friedhof.

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