Skurriles Brüdertreffen an US-Grenze
Zwei Oldenburger können sich nur an Graben zwischen USA und Kanada sehen
Oldenburg – Im Peace Arch Park in Blaine Washington an der Grenze zur kanadischen Provinz British Columbia spielen sich seit der Pandemie-bedingten Grenzschließung im Jahre 2020 herzzerreißende Familientreffen ab. Auch zwei gebürtige Oldenburger in Nordamerika nutzen diese schmale Möglichkeit zur Begegnung.
Landesweit reisen kanadische und US-amerikanische durch die Grenze getrennte Familien und Paare mit Campingstühlen und Picknick-Tischen in den direkt auf der Staatsgrenze liegenden Park. Während wiedervereinte Familien sich bei Regen unter Partyzelten versammeln, haben junge Paare in einem dafür bestimmten Teil des Parks Zelte aufgeschlagen. Der zuständige amerikanische Park Ranger Rick Blank sagt, dass selbst Regen und Kälte Besucher nicht zurückhalten. „Die Bande zwischen den Menschen ist anscheinend stärker als diese Grenze“.
„Ein Schlupfloch“
Der vor 90 Jahren gegründete Peace Arch State Park erinnert auf seinem MarmorTorbogen mit den eingravierten Worten „Kinder einer gemeinsamen Mutter, mögen sich diese Tore niemals für euch schließen“daran, dass die über 6400 km lange Grenze unbewacht und für beide Seiten offenbleiben möge. Während sich vor der Pandemie durchschnittlich 50 bis 100 Besucher im Park aufhielten, sprechen die amerikanischen Behörden seit der offiziellen Grenzschließung von über 1000 Besuchern täglich. „Entlang der vom Pazifik bis zum Atlantik reichenden Grenze stellt der Park ein einzigartiges Schlupfloch dar“, gesteht der kanadische Grenzpolizist Phil Toews in einem Interview. Immigrations- und Grenzbeamte beiderseits der Grenze prüfen nun akribisch die Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen der Besucher
Der Grenzgraben als einzige Begegnungs-Möglichkeit: Im Peace Arch State Park auf der Grenze der USA und Kanada hat sich die Besucherzahl wegen des „Lochs“in der geschlossenen Grenze verzehnfacht.
„Do not enter“: Im geschlossenen Park gibt es eine kleine Möglichkeit, sich zu sehen.
beim Verlassen des Parks. Da die kanadischen Behörden bisher ihren Teil des Parks geschlossen hielten, sitzen Familienangehörige beiderseits des kleinen Grenzgrabens oder überqueren ihn illegal, um in den amerikanischen Teil des Peace Arch Park zu gelangen.
Mini-Graben
Die aus Oldenburg stammenden Brüder Philipp und Matthias Witte, die inzwischen in den nordamerikanischen Metropolen Seattle Washington und Vancouver British
Columbia nur zwei Autostunden voneinander entfernt leben, konnten sich wegen der Grenzschließung über zwei Jahre lang nicht treffen. „Wir wollten bislang unsere kanadischen und amerikanischen Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“teilt Matthias Witte mit, der als Geologe in Vancouver arbeitet. Als die kanadischen Behörden Anfang September endlich den Grenzübertritt in den Park erleichterten, kam es zu einem ersten Wiedersehen nach über zwei Jahren.
Wiedersehen arrangiert: die Oldenburger Brüder Philipp und Matthias Witte (von links)
Der Peace Arch Park ge- denkt der historischen Friedensverträge zwischen den Vereinigten Staaten und der britischen Krone, die erstmalig im 19. Jahrhundert eine friedliche unverteidigte Grenze
festlegten. Obwohl die kanadische Regierung zum 7. September Einreise-Erleichterungen für Flugreisende beschlossen hatte, bleibt die Landgrenze nach wie vor geschlossen.