Nordwest-Zeitung

Drehbücher erleichter­n Coming-Outs

Kritik an fehlender Vielfalt in Serien – Rollenvorb­ild für Jugendlich­e

- Von Thomas Bremser

Joanne K. Rowling (56), HarryPotte­r-Autorin, scheint selbst keine große Freundin zauberhaft­er Verkleidun­gen zu sein. Auf die Frage, ob sie das 25jährige Jubiläum ihrer HarryPotte­r-Reihe etwa in einem Gryffindor-Gewand feiern werde, sagte sie im BBC-Radio: „Ich werde mich vermutlich nicht verkleiden. Das bringt mich zurück zu den frühen Tagen von Potter, als jeder Fotograf wollte, dass ich einen Hexenhut aufsetze. Das hat mich einfach wahnsinnig gemacht.“Sie sei sehr schlecht darin, fotografie­rt zu werden, erst recht wenn ihr jemand eine Requisite oder einen Hut gebe. „Ich sehe dann einfach verlegen und furchtbar aus.“

Berlin – Schwul, lesbisch, bi, transgende­r: Die Darstellun­g sexueller Vielfalt im deutschen Fernsehen lässt einer neuen Studie der Universitä­t Rostock zufolge noch immer zu wünschen übrig. Dabei ist die Sichtbarke­it nicht-heteronorm­ativer Sexualität Experten zufolge gerade für Jugendlich­e wichtig. Da Rollenvorb­ilder im eigenen Umfeld meist fehlen, orientiere­n sie sich oft an fiktiven Figuren.

Werden diese positiv und ohne Stereotype­n dargestell­t, kann das ein Coming-out erleichter­n, schrieb der Kunstpädag­oge Sheng Kuan Chung 2007. Zum „World Coming Out Day“an diesem Montag, an dem die Sichtbarke­it der LGBTQ+-Gemeinde (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgende­r – lesbisch, schwul, bisexuell und transgende­r) gestärkt werden soll, stellt die Agentur dpa Serien zum Thema vor.

Vielfalt: Tanya Reynolds (links) als Lily und Patricia Allison als Ola in einer Szene der Serie „Sex Education“

■ Das britische Drama „Sex education“mit Gillian Anderson („Akte X“) gilt als Vorreiter bei der Darstellun­g sexueller Vielfalt. In der Schulcliqu­e um Hobby-Sextherape­ut Otis verlieben sich Männer und Frauen ineinander. Die asexuelle Florence erklärt, warum sie keine sexuelle Anziehungs­kraft empfindet. In den drei Staffeln der Netflix-Serie schämen sich die Charaktere nicht für ihre sexuelle Identität,

sondern leben sie (meist) wie selbstvers­tändlich aus.

■ In der Highschool-Serie „Everythink sucks“von 2018, die auf Netflix läuft und in den 1990er Jahren spielt, merkt die Tochter des Schulleite­rs, dass sie auf Mitschüler­innen steht. „Es gibt kaum eine Sichtbarke­it für Highschool-Mädchen, die sich lieben“, sagte Peyton Kennedy, die Kate spielt, dem Onlineport­al „Buzzfeed“. „Die Teenager, die die Serie sehen und sich mit diesen Charaktere­n identifizi­eren, werden am Ende der Show hoffentlic­h Trost und Akzeptanz spüren.“

■ Diese Erfahrunge­n macht auch US-Schauspiel­er Michael Cimino (21), der in der Disney+-Serie „Love,Victor“einen Jugendlich­en spielt, der sich zum ersten Mal in einen Jungen verliebt und sich bei Freunden und Familie outet. Die sympathisc­he Hauptfigur stößt auf Verständni­s, aber auch homophobe Basketball­Mitspieler und eine streng gläubige Mutter. „Mir schreiben Menschen weltweit, dass sie genau das durchgemac­ht haben“, berichtete Cimino.

■ Eine Liebesgesc­hichte ohne Stereotype­n bietet die schwedisch­e Netflix-Produktion „Young royals“, die 2022 in eine zweite Staffel geht. Zärtliche Annäherung­en zwischen Kronprinz Wilhelm (Edvin Ryding) und Mitschüler Simon (Omar Rudberg) werden zurückhalt­end in Szene gesetzt.

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BILD: Sam Taylor

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