Drehbücher erleichtern Coming-Outs
Kritik an fehlender Vielfalt in Serien – Rollenvorbild für Jugendliche
Joanne K. Rowling (56), HarryPotter-Autorin, scheint selbst keine große Freundin zauberhafter Verkleidungen zu sein. Auf die Frage, ob sie das 25jährige Jubiläum ihrer HarryPotter-Reihe etwa in einem Gryffindor-Gewand feiern werde, sagte sie im BBC-Radio: „Ich werde mich vermutlich nicht verkleiden. Das bringt mich zurück zu den frühen Tagen von Potter, als jeder Fotograf wollte, dass ich einen Hexenhut aufsetze. Das hat mich einfach wahnsinnig gemacht.“Sie sei sehr schlecht darin, fotografiert zu werden, erst recht wenn ihr jemand eine Requisite oder einen Hut gebe. „Ich sehe dann einfach verlegen und furchtbar aus.“
Berlin – Schwul, lesbisch, bi, transgender: Die Darstellung sexueller Vielfalt im deutschen Fernsehen lässt einer neuen Studie der Universität Rostock zufolge noch immer zu wünschen übrig. Dabei ist die Sichtbarkeit nicht-heteronormativer Sexualität Experten zufolge gerade für Jugendliche wichtig. Da Rollenvorbilder im eigenen Umfeld meist fehlen, orientieren sie sich oft an fiktiven Figuren.
Werden diese positiv und ohne Stereotypen dargestellt, kann das ein Coming-out erleichtern, schrieb der Kunstpädagoge Sheng Kuan Chung 2007. Zum „World Coming Out Day“an diesem Montag, an dem die Sichtbarkeit der LGBTQ+-Gemeinde (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender – lesbisch, schwul, bisexuell und transgender) gestärkt werden soll, stellt die Agentur dpa Serien zum Thema vor.
Vielfalt: Tanya Reynolds (links) als Lily und Patricia Allison als Ola in einer Szene der Serie „Sex Education“
■ Das britische Drama „Sex education“mit Gillian Anderson („Akte X“) gilt als Vorreiter bei der Darstellung sexueller Vielfalt. In der Schulclique um Hobby-Sextherapeut Otis verlieben sich Männer und Frauen ineinander. Die asexuelle Florence erklärt, warum sie keine sexuelle Anziehungskraft empfindet. In den drei Staffeln der Netflix-Serie schämen sich die Charaktere nicht für ihre sexuelle Identität,
sondern leben sie (meist) wie selbstverständlich aus.
■ In der Highschool-Serie „Everythink sucks“von 2018, die auf Netflix läuft und in den 1990er Jahren spielt, merkt die Tochter des Schulleiters, dass sie auf Mitschülerinnen steht. „Es gibt kaum eine Sichtbarkeit für Highschool-Mädchen, die sich lieben“, sagte Peyton Kennedy, die Kate spielt, dem Onlineportal „Buzzfeed“. „Die Teenager, die die Serie sehen und sich mit diesen Charakteren identifizieren, werden am Ende der Show hoffentlich Trost und Akzeptanz spüren.“
■ Diese Erfahrungen macht auch US-Schauspieler Michael Cimino (21), der in der Disney+-Serie „Love,Victor“einen Jugendlichen spielt, der sich zum ersten Mal in einen Jungen verliebt und sich bei Freunden und Familie outet. Die sympathische Hauptfigur stößt auf Verständnis, aber auch homophobe BasketballMitspieler und eine streng gläubige Mutter. „Mir schreiben Menschen weltweit, dass sie genau das durchgemacht haben“, berichtete Cimino.
■ Eine Liebesgeschichte ohne Stereotypen bietet die schwedische Netflix-Produktion „Young royals“, die 2022 in eine zweite Staffel geht. Zärtliche Annäherungen zwischen Kronprinz Wilhelm (Edvin Ryding) und Mitschüler Simon (Omar Rudberg) werden zurückhaltend in Szene gesetzt.