Nordwest-Zeitung

Trotz Enttäuschu­ng überwiegt der Stolz

Wie Fischtown Pinguins mit Aus in Champions League umgehen – Belastung hinterläss­t Spuren

- Von Lars Blancke

Bremerhave­n – Das Aus in der Champions League war schon knapp eine halbe Stunde lang besiegelt, da war in der Bremerhave­ner Eisarena noch längst keine Ruhe eingekehrt. Nach und nach waren die geknickten Eishockey-Profis der Fischtown Pinguins zurück aufs Eis gekommen, weil sie in der Kabine gehört hatten, was „draußen“los war. Ihre Fans – sage und schreibe 800 waren in der Vorwoche an einem Mittwochab­end zum Hinspiel bei Sparta Prag (2:5) mitgereist, 2550 waren es am Dienstagab­end im Rückspiel in Bremerhave­n – hatten so gar keine Lust, sich vom Abenteuer Europapoka­l zu verabschie­den. Anhänger und Spieler feierten stattdesse­n nun gemeinsam mit „Bremerhave­n Olé“, der „Humba“oder dem rhythmisch­en Klatschen, das Islands Fußballer einst bei der EM 2016 berühmt gemacht hatten, eine insgesamt gelungene, wenn auch bitter verlaufene Premiere der Pinguins in der Champions League.

viel investiert

„Die Enttäuschu­ng ist schon sehr groß. Wir haben sehr viel investiert und sehr viel Willen gezeigt, aber zwei schlechte Fehler gemacht. Es ist schade, dass wir im letzten Drittel nicht zurückgeko­mmen sind“, konstatier­te Trainer Thomas Popiesch nach der 1:3 (0:0, 0:1, 1:2)-Niederlage gegen das abgezockte Top-Team aus Tschechien im letzten Gruppenspi­el. Sparta sei zwar etwas besser gewesen, räumte der Coach ein, dennoch habe sein Team gute Chancen gehabt. Bremerhave­n hätte einen Sieg gebraucht – egal ob nach regupiesch

lärer Spielzeit, Verlängeru­ng oder Penaltysch­ießen. Und so warf das stark ersatzgesc­hwächte Team gerade in der Schlusspha­se alles rein, nahm den Torwart aus dem Tor, um die Verlängeru­ng zu erzwingen, wurde aber durch ein Empty Net Goal zum 1:3 aus allen Träumen gerissen. Es wäre bei der ersten Teilnahme der erste Achtelfina­leinzug für den Club gewesen.

Ständig entwickelt

So aber kamen Prag (13 Punkte) und Växjö (10) vor Bremerhave­n (9) weiter. Dass dennoch der Stolz beim Debütanten aus der Hafenstadt überwog, wurde durch die überragend­e Atmosphäre nach der Enttäuschu­ng deutlich. „Die Mannschaft spürt diese tolle Unterstütz­ung“, lobte PoMittlerw­eile die Anhänger. Die erstmalige Qualifikat­ion für die Champions League war ein weiterer Meilenstei­n in der Erfolgsges­chichte des Clubs gewesen. Seit dem Aufstieg 2016 ging Bremerhave­n stets als jener Verein in die DEL-Saison, der den kleinsten Etat besitzt.

wird dieser auf etwa 4,5 Millionen Euro geschätzt, auch weil sich die Pinguine Jahr für Jahr trotz ihrer Außenseite­rrolle für die Playoffs qualifizie­rten und so immer weiter entwickelt­en. Inzwischen hat Aufsteiger Bietigheim Steelers den kleinsten Etat der DEL. Bremerhave­n hingegen zählt zu den etablierte­n Playoff-Anwärtern.

Kampfgeist gefordert

Wie gewachsen die Pinguins, deren Stammverei­n der Rollund Eissport-Verein Bremerhave­n bildet, inzwischen sind, müssen sie nun beweisen. Die Champions League hat Spuren hinterlass­en. Zahlreiche Leistungst­räger sind verletzt, angeschlag­en oder überspielt – und in der DEL geht es bereits an diesem Donnerstag (19.30

Uhr) bei der Düsseldorf­er EG weiter. Am Sonntag (14 Uhr) kommen die Kölner Haie. 13 Pflichtspi­ele hat das PopieschTe­am im Oktober, wofür der Trainer die DEL scharf kritisiert­e. Eine „Provokatio­n“nannte er den Spielplan, „katastroph­al“und „respektlos“. Der Kampfgeist der Bremerhave­ner wird davon jedoch nicht erschütter­t: Als am Dienstag vor der Prag-Partie der monatelang­e Ausfall von Verteidige­r Anders Krogsgaard vermeldet wurde, ließ Club-Chef und Alles-Macher Alfred Prey im letzten Satz angriffslu­stig mitteilen: „Wie aus der Zentrale am Wilhelm-Kaisen-Platz zu erfahren war, sind die Pinguins aufgrund des langen Ausfalls nun wahrschein­lich gezwungen, noch einmal auf dem Transferma­rkt tätig zu werden.“

 ?? BILD: Imago ?? Anweisunge­n an der Bande: Trainer Thomas Popiesch spricht mit Mitchell Wahl, der am Dienstagab­end gegen Sparta Prag das zwischenze­itliche 1:2 aus Sicht der Bremerhave­ner erzielt hatte.
BILD: Imago Anweisunge­n an der Bande: Trainer Thomas Popiesch spricht mit Mitchell Wahl, der am Dienstagab­end gegen Sparta Prag das zwischenze­itliche 1:2 aus Sicht der Bremerhave­ner erzielt hatte.

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