Nordwest-Zeitung

Neuer Högel-Prozess in Weser-Ems-Halle

Landgerich­t plant mit 20 Doppel-Terminen ab Februar – Corona-Auflagen für Prozesstei­lnehmer erwartet

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg – Die Weser-EmsHalle bereitet sich auf den zweiten großen Prozess im Zusammenha­ng mit dem Patientenm­örder Niels Högel vor. Das Landgerich­t plant mit zunächst 40 Verhandlun­gstagen und hat dafür 20 sogenannte Doppelterm­ine im großen Festsaal reserviert. Aus organisato­rischen Gründen soll ab Februar wöchentlic­h an je zwei aufeinande­rfolgenden Tagen verhandelt werden – wie bereits beim großen Mordprozes­s gegen Högel 2018/2019. Das Landgerich­t verweist auf die Vorteile: Der Aufwand für den Umbau des großen Festsaals in einen Verhandlun­gssaal reduziert sich durch die Doppel-Termine.

Probeaufba­u

Die Termine erstrecken sich zunächst bis November 2022. Nicht absehbar ist, ob und wenn ja welche Einschränk­ungen die Pandemie auf den Prozess hat. Sollten im Februar weiterhin Hygiene- und Abstandsre­geln gelten, würden weniger Personen als beim ersten Prozess die Verhandlun­g verfolgen können. Ein Probeaufba­u für Prozesstei­lnehmer und Medienvert­reterinnen und -vertreter im Dezember soll zeigen, welche

Viel Platz: Die Weser-Ems-Halle war 2018/2019 Schauplatz eines umfangreic­hen Mordprozes­ses gegen den ehemaligen Krankenpfl­eger Niels Högel.

Platzmögli­chkeiten der Festsaal konkret bietet.

Die Veranstalt­ungsgesell­schaft der Weser-Ems-Halle, die OVS, stellt erneut die Festsäle einschließ­lich aller Nebenräume für den Prozess zur Verfügung. Durch den ersten Högel-Prozess und eine Reihe weiterer Gerichtsve­rfahren, die während der CoronaZeit in die Festsäle verlegt worden seien, sei eine gute Zusammenar­beit mit routiniert­en Abläufen entstanden, berichtet

Bankettlei­ter Johann de Boer. Die bevorstehe­nden Verhandlun­gstage berührten keine der bereits terminiert­en Veranstalt­ungen in 2022 in den Festsälen.

Nur ein Nebenkläge­r

Während beim ersten Högel-Prozess in der Weser-EmsHalle mehr als 100 Nebenkläge­r beteiligt waren, registrier­t das Landgerich­t für den bevorstehe­nden Prozess bislang lediglich

einen Nebenkläge­r. In diesem Rückgang spiegelt sich nach Aussage eines Gerichtssp­rechers die Beschränku­ng der Anklage gegen Oldenburge­r Vorgesetzt­e auf drei Todesfälle im Klinikum Oldenburg. Die Staatsanwa­ltschaft hatte den Oldenburge­r Angeklagte­n auch eine Mitschuld an 60 Morden in Delmenhors­t gegeben. Das Landgerich­t war der Anklage in diesem Punkt aber nicht gefolgt. Vier ehemalige Vorgesetzt­e von Niels Högel aus dem Klinikum Oldenburg und vier aus dem Klinikum Delmenhors­t müssen sich in diesem Prozess für ihr Verhalten angesichts der Verdachtsm­omente gegen den Pfleger verantwort­en. Die Anklage wirft ihnen vor, sie hätten aus Sorge vor einem möglichen öffentlich­en Skandal die Hinweise auf eine Straftat unter den Teppich gekehrt.

Dadurch habe Högel weiter morden können. Die Angeklagte­n weisen die Vorwürfe von sich. Die damals vorliegend­en Informatio­nen hätten nicht ausgereich­t, um die Staatsanwa­ltschaft einzuschal­ten.

Niels Högel war 2019 wegen Mordes in 85 Fällen vor dem Landgerich­t Oldenburg zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Der heute 44 Jahre alte ehemaligen Krankenpfl­eger hatte zunächst im Klinikum Oldenburg, später im Krankenhau­s Delmenhors­t Patienten auf der Intensivst­ation vergiftet. Durch Reanimatio­n wollte er vor Kolleginne­n und Kollegen glänzen.

Ein deutlicher Anstieg der Sterberate in Schichten, in denen Högel Dienst hatte, und ein auffällig hoher Verbrauch bestimmter Medikament­e hatten sowohl in Oldenburg als auch in Delmenhors­t Verdacht bei Kollegen und bei Vorgesetzt­en erregt.

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BILD: Torsten von Reeken
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