Neuer Högel-Prozess in Weser-Ems-Halle
Landgericht plant mit 20 Doppel-Terminen ab Februar – Corona-Auflagen für Prozessteilnehmer erwartet
Oldenburg – Die Weser-EmsHalle bereitet sich auf den zweiten großen Prozess im Zusammenhang mit dem Patientenmörder Niels Högel vor. Das Landgericht plant mit zunächst 40 Verhandlungstagen und hat dafür 20 sogenannte Doppeltermine im großen Festsaal reserviert. Aus organisatorischen Gründen soll ab Februar wöchentlich an je zwei aufeinanderfolgenden Tagen verhandelt werden – wie bereits beim großen Mordprozess gegen Högel 2018/2019. Das Landgericht verweist auf die Vorteile: Der Aufwand für den Umbau des großen Festsaals in einen Verhandlungssaal reduziert sich durch die Doppel-Termine.
Probeaufbau
Die Termine erstrecken sich zunächst bis November 2022. Nicht absehbar ist, ob und wenn ja welche Einschränkungen die Pandemie auf den Prozess hat. Sollten im Februar weiterhin Hygiene- und Abstandsregeln gelten, würden weniger Personen als beim ersten Prozess die Verhandlung verfolgen können. Ein Probeaufbau für Prozessteilnehmer und Medienvertreterinnen und -vertreter im Dezember soll zeigen, welche
Viel Platz: Die Weser-Ems-Halle war 2018/2019 Schauplatz eines umfangreichen Mordprozesses gegen den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel.
Platzmöglichkeiten der Festsaal konkret bietet.
Die Veranstaltungsgesellschaft der Weser-Ems-Halle, die OVS, stellt erneut die Festsäle einschließlich aller Nebenräume für den Prozess zur Verfügung. Durch den ersten Högel-Prozess und eine Reihe weiterer Gerichtsverfahren, die während der CoronaZeit in die Festsäle verlegt worden seien, sei eine gute Zusammenarbeit mit routinierten Abläufen entstanden, berichtet
Bankettleiter Johann de Boer. Die bevorstehenden Verhandlungstage berührten keine der bereits terminierten Veranstaltungen in 2022 in den Festsälen.
Nur ein Nebenkläger
Während beim ersten Högel-Prozess in der Weser-EmsHalle mehr als 100 Nebenkläger beteiligt waren, registriert das Landgericht für den bevorstehenden Prozess bislang lediglich
einen Nebenkläger. In diesem Rückgang spiegelt sich nach Aussage eines Gerichtssprechers die Beschränkung der Anklage gegen Oldenburger Vorgesetzte auf drei Todesfälle im Klinikum Oldenburg. Die Staatsanwaltschaft hatte den Oldenburger Angeklagten auch eine Mitschuld an 60 Morden in Delmenhorst gegeben. Das Landgericht war der Anklage in diesem Punkt aber nicht gefolgt. Vier ehemalige Vorgesetzte von Niels Högel aus dem Klinikum Oldenburg und vier aus dem Klinikum Delmenhorst müssen sich in diesem Prozess für ihr Verhalten angesichts der Verdachtsmomente gegen den Pfleger verantworten. Die Anklage wirft ihnen vor, sie hätten aus Sorge vor einem möglichen öffentlichen Skandal die Hinweise auf eine Straftat unter den Teppich gekehrt.
Dadurch habe Högel weiter morden können. Die Angeklagten weisen die Vorwürfe von sich. Die damals vorliegenden Informationen hätten nicht ausgereicht, um die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
Niels Högel war 2019 wegen Mordes in 85 Fällen vor dem Landgericht Oldenburg zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der heute 44 Jahre alte ehemaligen Krankenpfleger hatte zunächst im Klinikum Oldenburg, später im Krankenhaus Delmenhorst Patienten auf der Intensivstation vergiftet. Durch Reanimation wollte er vor Kolleginnen und Kollegen glänzen.
Ein deutlicher Anstieg der Sterberate in Schichten, in denen Högel Dienst hatte, und ein auffällig hoher Verbrauch bestimmter Medikamente hatten sowohl in Oldenburg als auch in Delmenhorst Verdacht bei Kollegen und bei Vorgesetzten erregt.