Bei Beate Kuchs verschmilzt Glas zu Kunst
Oldenburgerin gestaltet Skulpturen für Ausbildungspreis PIA der Nordwest-Zeitung – Atelier in Etzhorn
Oldenburg – Wer Beate Kuchs’ Atelier im Oldenburger Stadtteil Etzhorn betritt, wird schnell erraten, was das Lieblingsmaterial der Künstlerin ist. Glas in vielen verschiedenen Farben und Formen gibt es dort zu entdecken: Die 66Jährige formt es zu bunten Schalen und Skulpturen, zu Figuren wie Vögeln, Fischen oder Booten, zu Glasbildern mit abstrakten und gegenständlichen Inhalten und zu Schmuck. Auftragsarbeiten, zum Beispiel für Schulen, Museen oder Privatleute, entstehen ebenso in ihrem Atelier in der Alten Brennerei Hilbers.
Auch die Skulpturen, die in diesem Jahr an die Sieger des Preises für Innovative Ausbildung (PIA) der NWZ verliehen werden, gehören dazu. „Was genau dieses Jahr passiert, weiß ich noch nicht“, sagt die Künstlerin. Einen groben Rahmen für die Gestaltung der Preise gibt es aber bereits.
Im Ofen geformt
Teile der Preise sind mit einem Laser gravierte Glasplatten, die Kuchs beim Westersteder Unternehmen Semco in Auftrag gibt. Eine zweite Seite soll sie zu einer Skulptur vervollständigen, die an ein aufgeschlagenes Buch erinnert. „Diese Seite gestalte ich frei“, sagt Kuchs.
Als Inspiration für die Stücke hat sich die 66-Jährige ein Thema zurechtgelegt: „neue Chance“, auch angesichts der Folgen, die die Pandemie für viele Auszubildende hatte. „Es gibt vielleicht Menschen, die
eine Ausbildung abbrechen mussten“, erklärt sie. „Oder sie sind aufgrund der Einschränkungen gar nicht zum Zuge gekommen.“
Alte Technik
Für die PIA-Skulpturen wie auch für andere Kunstwerke nutzt Kuchs die Technik der ofengeformten Glasgestaltung: Die Stücke bestehen oft aus mehreren Schichten, die im Ofen miteinander verschmelzen. „Ich schneide das Glas zu, baue eventuell eine Form und bemale es mit farbigem Glas“, erklärt die Künstlerin. „Und dann macht der Ofen seine Arbeit, aus vielen Einzelteilen wird ein neues Objekt.“
Diese Technik sei zwar unbekannter, aber eigentlich viel älter als die der Glasbläserei. Das liegt daran, dass für das Formen im Ofen eine geringere Temperatur benötigt wird. „Glas konnte schon auf Feuerstellen geformt und gefärbt werden“, sagt Kuchs. „Diese Technik ist aber erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt worden.“
„Zum Glas bin ich mehr oder weniger durch Zufall gekommen“, erinnert sich die Künstlerin an die Anfänge ihrer Arbeit mit dem Material. Sie hat Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert und war anschließend zunächst für freie Theater tätig – auch auf der Bühne, aber vor allem hinter den Kulissen.
In Lehrgängen und Fortbildungen eignete sie sich die Arbeit mit Glas an.