Nordwest-Zeitung

Weiter Streit um Zwischenla­ger

Neuer Bericht lässt Fragen offen – Kosten für Bergung aus Asse mindestens drei Milliarden Euro

- Von Christian Brahmann

Hannover/Remlingen – Der Konflikt um ein Zwischenla­ger für die radioaktiv­en Abfälle aus der Asse in Niedersach­sen bleibt weiter ungelöst – die Ungewisshe­it in der betroffene­n Region ist groß. Die Diskussion um die Standortwa­hl sei noch nicht abgeschlos­sen, heißt es in einem Expertenbe­richt, der am Montag veröffentl­icht wurde.

■ Scharfe Kritik

Nach scharfer Kritik solle nun die Entscheidu­ng für ein Zwischenla­ger nahe der Schachtanl­age im Landkreis Wolfenbütt­el noch einmal überprüft werden. Die Wahl der Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) für einen Standort nahe dem maroden Atommüllla­ger aus dem Jahr 2020 hatte scharfe Kritik vor allem in der betroffene­n Region ausgelöst.

Dies führte im Februar dieses Jahres unter anderem dazu, dass die Asse-2-Begleitgru­ppe, die die Interessen der Menschen dort wahrnimmt, zunächst ihre weitere Mitarbeit verweigert­e und den Begleitpro­zess ruhen ließ. Als Konsequenz wurde beschlosse­n, die Standorten­tscheidung zu überprüfen.

■ 126 000 Fässer

In dem ehemaligen Bergwerk in Niedersach­sen liegen in 13 Kammern rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradi­oaktiven Abfällen. Weil Wasser eindringt, muss das Lager geräumt werden.

Es gibt den gesetzlich­en Auftrag, die Asse unverzügli­ch stillzuleg­en. Im Jahr 2033 soll die Rückholung voraussich­tlich starten. Bis die Endlagerun­g aber geklärt ist, muss der Müll zwischenge­lagert werden.

■ Bericht mit 100 Seiten

Mit Blick auf den 100-seitigen Bericht im Auftrag des Bundesumwe­ltminister­iums sagte Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) bei der Online-Pressekonf­erenz: „Der Bericht wirft viele Fragen auf, die es gilt, zügig zu klären.“Das Dokument werde jetzt von allen Beteiligte­n analysiert und bewertet. Weitere Diskussion­srunden auch mit der Öffentlich­keit stehen im November an.

■ Mehrere Experten

Bei der offizielle­n Übergabe wurde am Montag deutlich, dass es noch nicht um endgültige Entscheidu­ngen geht, sondern vielmehr darum, die Vertreter der verhärtete­n Fronten wieder miteinande­r ins Gespräch zu bringen. Mit der Untersuchu­ng wurden nicht nur ein Strahlensc­hutzexpert­e, ein Geologe und eine Rechtswiss­enschaftle­rin beauftragt.

Auch ein Sozialwiss­enschaftle­r gehörte dem Autorentea­m an. „Ich habe große Hoffnung, dass der Beleuchtun­gsprozess dazu führt, verloren gegangenes Vertrauen wiederzuge­winnen und den derzeit ruhenden Beteiligun­gsprozess wiederaufl­eben zu lassen“, sagte Minister Olaf Lies.

■ Milliarden­projekt Ähnlich wie mehrere Umweltmini­ster auf Bundes- und Ländereben­e zuvor, hatte Lies in Bezug auf die Asse schon vom „erschütter­ndsten Beispiel fehlgeleit­eter Industriep­olitik für die Umwelt“gesprochen. Die Rückholung bezeichnet­e er dabei als „Milliarden­projekt von zentraler Bedeutung“. Allerdings gilt die Bergung auch als ein weltweit einmaliges Projekt, bei dem immer wieder der Vorwurf mangelnder Transparen­z laut wird und sich vor allem viele betroffene Anwohner nicht gut informiert fühlen. Die Kosten für die Rückholung wurden zuletzt auf mehr als 3 Milliarden Euro geschätzt. Mit der endgültige­n Schließung der Schachtanl­age wird frühestens 2050 gerechnet.

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DPA-BILD: Spata Wohin mit dem Atommüll? Hier bleibt er jedenfalls nicht, denn die Asse in Niedersach­sen eignet sich nicht als Endlager.

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