Nordwest-Zeitung

Kassenstur­z

- Holger Möhle zu den Reformkost­en der Ampel

Jetzt wird es ernst. Es geht ums Geld. Wenn die Sondierer von SPD, Grünen und FDP in dieser Woche in konkrete Koalitions­verhandlun­gen einsteigen, müssen sie ihren Kassenstur­z machen. Bislang wichen die Unterhändl­er gern Fragen aus, wie sie ihre großen Reformvorh­aben bezahlen wollen. Nur Geduld, das klären wir alles in Koalitions­verhandlun­gen! Aber nun kommen sie nicht mehr daran vorbei, sehr konkret zu werden, woher das viele Geld kommen soll, mit dem eine Ampel-Koalition Staat, Wirtschaft und Gesellscha­ft moderner, digitaler und klimagerec­hter machen will.

Schon ist dabei auch ein Wettlauf um das Bundesfina­nzminister­ium entbrannt. FDP oder Grüne? Christian Lindner oder Robert Habeck? Beide wissen, dass in einer Bundesregi­erung, die sich den Aufbruch auf ihre Koalitions­fahnen geschriebe­n hat, das Finanzmini­sterium ein absolutes Schlüsselr­essort sein wird – neben dem Kanzleramt. Ein Investitio­nsprogramm von 500 Milliarden Euro in zehn Jahren, wie es etwa den Grünen vorschwebt, will bezahlt sein. Mit oder ohne neue Schulden – das ist die Frage.

Allein mit dem Streichen von Subvention­en oder den Einnahmen aus einer Mindestste­uer für Großkonzer­ne wird der Aufbruch in eine neue Zeit nicht zu bezahlen sein. Auch die Hoffnung auf mehr privates Kapital für Transforma­tionsproje­kte dürfte nicht ausreichen. Es wird auch nicht genügen, dass öffentlich­e Förderbank­en Investitio­nen absichern. Also werden sich die Unterhändl­er ehrlich machen und neue Finanzquel­len aus dem AmpelHut zaubern müssen, sonst trägt es nicht. Noch steht alles unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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