Nordwest-Zeitung

Charmanter Film voller Anspielung­en

„The French Dispatch“ist eine liebevolle Hommage an den Printjourn­alismus

- Von Philip Dethlefs

Berlin – Der amerikanis­che Filmemache­r Wes Anderson ist Schöpfer cineastisc­her Geniestrei­che wie „Grand Budapest Hotel“und „Der fantastisc­he Mr. Fox“. Mit seinen bunten, detailreic­hen Bildern und seinem schrägen Humor hat er einen ganz eigenen Kinostil entwickelt. Nun bringt er mit seinem neuen Film eine Zeitschrif­t auf die große Leinwand: „The French Dispatch“ist inhaltlich aufgebaut wie das titelgeben­de Heft. Der prominent besetzte Episodenfi­lm, der zum Teil im Studio Babelsberg gedreht wurde, ist eine liebevolle Hommage an den klassische­n Printjourn­alismus.

Erinnerung im Rückblick

In der fiktiven französisc­hen Stadt Ennui-sur-Blasé (auf Deutsch: Langeweile über Gleichgült­igkeit) hat der aus Kansas stammende Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) ein Auslandsbü­ro der Zeitung „Liberty, Kansas Evening Sun“geim

gründet. Dort wird die Beilage produziert und gedruckt, in der die Autorinnen und Autoren ihre Sicht auf Kunst, Kultur, Politik und Gesellscha­ft in Frankreich teilen.

Doch nun ist Howitzer tot. Und in seinem Testament hat er verfügt, dass „The French Dispatch Of The Liberty, Kansas Evening Sun“– so der vollständi­ge Titel – eingestell­t werden soll. Seine trauernden Angestellt­en erinnern sich in Rückblicke­n.

Es beginnt mit einem kurzen, amüsanten Reiseberic­ht des radelnden Reporters Herbsaint Sazerac (Owen Wilson), herrlich in Szene gesetzt im typischen Anderson-Stil mit symmetrisc­hen, teils fast statischen Bildern in altmodisch­en Farben.

„Wes ist ein echter Poet“, schwärmte Léa Seydoux im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Er ist ein Freigeist, der seine eigene Sprache erschaffen hat.“Seydoux, die James-Bond-Thriller „Keine Zeit zu sterben“die weibliche Hauptrolle spielt, ist in einer von drei längeren Stories zu sehen, die im Frankreich der 60er Jahre spielen und den Kern von „The French Dispatch“bilden.

Hochkaräti­g besetzt

Tilda Swinton brilliert als affektiert­e Kunstexper­tin, die über einen Maler (Benicio Del Toro) im Gefängnis berichtet. Hinter Gittern posiert dessen Wärterin (Seydoux) als Aktmodell für ihn. Im Politiktei­l schreibt Lucinda Krementz (Frances McDormand) über eine Studentenr­evolte und deren Anführer Zeffirelli (Timothée Chalamet).

Den Abschluss bildet der Nachruf auf Howitzer. „The French Dispatch“wurde vom berühmten US-Magazin „The New Yorker“inspiriert. Dessen Herausgebe­r Harold Moss war die Blaupause für Murrays Figur. Wes Andersons Film ist voller Details und Anspielung­en, die Augen und Geist erfreuen.

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BILD: Searchligh­t Pictures Elisabeth Moss (von links), Owen Wilson, Tilda Swinton, Fisher Stevens und Griffin Dunne in einer Szene des Films „The French Dispatch“

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