Charmanter Film voller Anspielungen
„The French Dispatch“ist eine liebevolle Hommage an den Printjournalismus
Berlin – Der amerikanische Filmemacher Wes Anderson ist Schöpfer cineastischer Geniestreiche wie „Grand Budapest Hotel“und „Der fantastische Mr. Fox“. Mit seinen bunten, detailreichen Bildern und seinem schrägen Humor hat er einen ganz eigenen Kinostil entwickelt. Nun bringt er mit seinem neuen Film eine Zeitschrift auf die große Leinwand: „The French Dispatch“ist inhaltlich aufgebaut wie das titelgebende Heft. Der prominent besetzte Episodenfilm, der zum Teil im Studio Babelsberg gedreht wurde, ist eine liebevolle Hommage an den klassischen Printjournalismus.
Erinnerung im Rückblick
In der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé (auf Deutsch: Langeweile über Gleichgültigkeit) hat der aus Kansas stammende Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) ein Auslandsbüro der Zeitung „Liberty, Kansas Evening Sun“geim
gründet. Dort wird die Beilage produziert und gedruckt, in der die Autorinnen und Autoren ihre Sicht auf Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft in Frankreich teilen.
Doch nun ist Howitzer tot. Und in seinem Testament hat er verfügt, dass „The French Dispatch Of The Liberty, Kansas Evening Sun“– so der vollständige Titel – eingestellt werden soll. Seine trauernden Angestellten erinnern sich in Rückblicken.
Es beginnt mit einem kurzen, amüsanten Reisebericht des radelnden Reporters Herbsaint Sazerac (Owen Wilson), herrlich in Szene gesetzt im typischen Anderson-Stil mit symmetrischen, teils fast statischen Bildern in altmodischen Farben.
„Wes ist ein echter Poet“, schwärmte Léa Seydoux im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Er ist ein Freigeist, der seine eigene Sprache erschaffen hat.“Seydoux, die James-Bond-Thriller „Keine Zeit zu sterben“die weibliche Hauptrolle spielt, ist in einer von drei längeren Stories zu sehen, die im Frankreich der 60er Jahre spielen und den Kern von „The French Dispatch“bilden.
Hochkarätig besetzt
Tilda Swinton brilliert als affektierte Kunstexpertin, die über einen Maler (Benicio Del Toro) im Gefängnis berichtet. Hinter Gittern posiert dessen Wärterin (Seydoux) als Aktmodell für ihn. Im Politikteil schreibt Lucinda Krementz (Frances McDormand) über eine Studentenrevolte und deren Anführer Zeffirelli (Timothée Chalamet).
Den Abschluss bildet der Nachruf auf Howitzer. „The French Dispatch“wurde vom berühmten US-Magazin „The New Yorker“inspiriert. Dessen Herausgeber Harold Moss war die Blaupause für Murrays Figur. Wes Andersons Film ist voller Details und Anspielungen, die Augen und Geist erfreuen.