Nordwest-Zeitung

Offene Türen beim Homeoffice

Digitalisi­erung der Arbeitswel­t lockt Hacker und Datendiebe

- Von Friederike Marx

Frankfurt – Die Sorge deutscher Firmen vor Cyberangri­ffen und Datenklau wächst. Jedes dritte Unternehme­n geht davon aus, dass das Risiko in der Corona-Pandemie zugenommen hat, in der die Arbeitswel­t digitaler geworden ist, wie aus einer am Montag veröffentl­ichten Studie des Beratungs- und Prüfungsun­ternehmens EY hervorgeht.

Homeoffice mit Folgen

„Unternehme­n mussten Beschäftig­te während der Pandemie von heute auf morgen nach Hause schicken und hatten wenig Zeit für entspreche­nde Sicherheit­svorkehrun­gen“, erläuterte EY-Partner Bodo Meseke am Montag bei der Vorstellun­g der „EY-Datenklaus­tudie“. Mit der Rückkehr ins Büro sei das Problem allerdings nicht behoben.

Fast zwei von drei der gut 500 befragten Unternehme­n (63 Prozent) schätzen das Risiko, Opfer von Cyberangri­ffen beziehungs­weise Datenklau zu werden, als „eher hoch“oder „sehr hoch“ein. Der höchste Anteil lag hier bisher im Jahr 2017 bei 61 Prozent.

Für Schlagzeil­en sorgte im Mai beispielsw­eise die Cyberattac­ke auf Systeme des USBenzinli­eferanten Colonial Pipeline. Folge war eine zeitweise Einschränk­ung der Benzinvers­orgung an der US-Ostküste. Zum Datenklau werden auch analoge Formen gezählt wie das Aushorchen von Mitarbeite­rn. „Es gibt nach wie vor auch analoge Attacken“, sagte Meseke.

Aus Sicht der Unternehme­n stellt vor allem das organisier­te Verbrechen eine Gefahr dar: Mehr als zwei Drittel gehen hier von einem hohen Risiko aus, gefolgt von Hackern mit politische­n oder ideologisc­hen Zielen (42 Prozent) sowie ausländisc­hen Geheimdien­sten und ausländisc­hen Konkurrenz­unternehme­n (jeweils 30 Prozent). Am ehesten erwarten die Unternehme­n der Umfrage zufolge Angriffe aus China oder Russland.

Die Motivation?

Fast alle (98 Prozent) Befragten gehen davon aus, dass das Problem von Datenklau und Cyberangri­ffen künftig noch zunehmen wird. Konkrete Hinweise auf Angriffe innerhalb der vergangene­n zwei Jahre hatten 44 Prozent der Firmen. Während der Pandemie beobachtet­en dabei 28 Prozent der Betroffene­n eine höhere Anzahl an Attacken.

Den Tätern ging es in 75 Prozent der entdeckten Angriffe nach Angaben der Firmen ums Geld. „Je höher der Umsatz, desto höher ist in den Augen Kriminelle­r die potenziell­e Beute“, sagte Meseke. Reputation­sschädigun­g oder Wettbewerb­svorteile hatten demnach zwölf beziehungs­weise elf Prozent im Sinn.

 ?? Dpa-BILD: Gollnow ?? Die Tastatur von Rechnern wird nicht nur für konstrukti­ve Inhalte genutzt.
Dpa-BILD: Gollnow Die Tastatur von Rechnern wird nicht nur für konstrukti­ve Inhalte genutzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany