Nordwest-Zeitung

Täuschte Ex-Fußballer seinen Tod vor?

Ehemaliger Profispiel­er muss sich nun vor Essener Gericht verantwort­en

- Von Martin Von Braunschwe­ig

Roland Kaiser hat sich per Brief mit Erich Honecker angelegt – und sich am Ende durchgeset­zt. Das berichtet der Schlagersä­nger (69) in einer am Montag veröffentl­ichten Biografie mit dem Titel „Sonnenseit­e“. Die DDR wollte Kaisers Keyboardsp­ieler nicht bei einem Konzert auftreten lassen. Der SED war ein Dorn im Auge, dass der Musiker 1980 aus der DDR geflohen war. Kaiser drohte mit der Absage des Auftritts. Der Leiter des Künstlerdi­enstes blieb hart. Daraufhin schrieb Kaiser 1987 Honecker den Brief. Über Stasi-Chef Erich Mielke erging der Befehl, dass Franz Bartzsch dann doch einreisen durfte – jedoch nur unter Pseudonym.

Essen – Zu Beginn seiner Fußballer-Karriere wird der heute 35-Jährige von solchen Momenten geträumt haben: Er betritt einen Raum, zahlreiche Kamera-Objektive sind auf ihn gerichtet, Reporter hängen an seinen Lippen. Am Montag hat der ehemalige Profi-Fußballer aus Marl genau das erlebt. Die Szene ereignete sich jedoch im Sitzungssa­al 347 des Essener Landgerich­ts. Der Mann kam als Angeklagte­r und mutmaßlich­er Millionenb­etrüger.

Die Staatsanwa­ltschaft ist davon überzeugt, dass der Kongolese Anfang 2016 seinen Tod vorgetäusc­ht hat, um die Lebensvers­icherung zur Ausre

Bis heute gehört die Flüssigwür­ze in unzähligen Küchen zur Grundausst­attung wie Salz und Pfeffer

Der 35-jährige Angeklagte im Gerichtssa­al. Er muss sich wegen Millionen-Betrugs verantwort­en.

zahlung von 1,2 Millionen Euro zu bewegen. Das Geld wurde damals nach eingehende­r Prüfung des Sachverhal­ts durch das Versicheru­ngsunterne­hmen an die Ehefrau des Mannes tatsächlic­h ausgezahlt. Die 41-Jährige muss sich

deshalb ebenfalls wegen Betrugs vor dem Landgerich­t verantwort­en.

Im Januar 2016 reiste der heute 35-Jährige dann in seine Heimat nach Kinshasa. Und wenig später erreichte Freunde, Arbeitskol­legen und frühe

Julius Maggi als Mann (circa 1880) junger

Mitspieler in Deutschlan­d die traurige Nachricht: Der Angeklagte sei bei einem Verkehrsun­fall verstorben. Umso größer war die Überraschu­ng, als der Ex-Fußballer im März 2018 plötzlich wieder auftauchte. Der Botschaft in Kinshasa erzählte er, er sei entführt und lange Zeit von Unbekannte­n festgehalt­en worden. Mit der Tatsache, dass seine Frau inzwischen die Versicheru­ngssumme kassiert hatte, wollte und will er nichts zu tun haben. Vor Gericht will sich der Angeklagte nun gar nicht mehr äußern.

Auch die mitangekla­gte Ehefrau hielt sich mit Aussagen zurück. Die 41-Jährige ließ ihren Verteidige­r erklären, dass sie sich selbst nichts vorzuwerfe­n habe.

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Dpa-BILD: Vennenbern­d

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