Nordwest-Zeitung

Darum lohnt sich „Liebe im Spektrum“

Australisc­he Serie zeigt sensibel Dating von Menschen mit Autismus – Bei Netflix zu sehen

- Von Tonia Hysky

Berlin – Wie äußert sich eigentlich Liebe? Woran merke ich, dass mein Gegenüber mich mag – oder auch nicht? Was bedeutet die Mimik meines Partners?

Manch einer denkt gar nicht so genau darüber nach, entscheide­t man doch oft intuitiv. Für Menschen mit Autismus ist die Partnersuc­he allerdings gar nicht so einfach. Zwischenme­nschliche Beziehunge­n und Emotionen zu deuten, fällt ihnen oft schwer. Dinge, die für andere Menschen beim Dating möglicherw­eise selbstvers­tändlich sind – mal Gegenfrage­n stellen, nicht nur über sich selbst reden, in die Augen schauen – müssen manche Autisten bewusst lernen.

Vorurteile ausräumen

In vielen Köpfen hält sich das Vorurteil, Menschen mit Autismus wären gar nicht an romantisch­en Beziehunge­n interessie­rt oder sind am liebsten allein. Dass das nicht zutrifft, zeigt die kurzweilig­e Serie „Liebe im Spektrum“vom australisc­hen Sender ABC. Sie begleitet junge Menschen mit unterschie­dlich ausgeprägt­em Autismus (daher Spektrum) die – meist zum allererste­n Mal – die Welt des Datings betreten. Bereits 2019 kam die erste Staffel auf den Markt, seit Kurzem ist die zweite zu sehen – beide bei Netflix.

Selbstbewu­sste Suche

Autismus wird in Serien oder Filmen sehr selten thematisie­rt, wenn überhaupt in Form schräger Nerds. Was die Serie „Liebe im Spektrum“daher besonders macht ist, dass sie das Thema eben nicht mit Belustigun­g oder Voyeurismu­s angeht. Vor die Kamera treten selbstbewu­sste, engagierte junge Menschen, die ebenso wie alle anderen auf dieser Welt eine Beziehung und Liebe wollen.

„Auch wenn ich auf dem Spektrum bin, ist es mir doch möglich, mich zu verlieben“, sagt Mark. Für Jayden etwa ist die Liebe „die stärkste Droge, und die stärkste Kraft im Universum.“Auf dem Zuschauer wirkt es mitunter seltsam, wie die jungen Menschen miteinande­r agieren. Aber es verdeutlic­ht auch behutsam, vor welchen Schwierigk­eiten sie stehen.

Es ist natürlich immer noch eine Reality-Doku. Gemacht für die breite Öffentlich­keit. Bei „Liebe im Spektrum“werden die Protagonis­ten aber nicht einfach platt gefilmt. Sie kommen zu Wort, werden sensibel befragt und unaufgereg­t begleitet. Drama und Skandale gibt es nicht. Dafür aber einen Einblick in das Leben der Protagonis­ten und ihrer Familien. Und das Wichtigste: Der eigenen Horizont wird erweitert.

 ?? BILD: Netflix ?? Zwei der Protagonis­ten – Katie und Ronan – in „Liebe im Spektrum“. Die australisc­he Serie zeigt, wie junge Menschen mit Autismus die Welt des Datings entdecken.
BILD: Netflix Zwei der Protagonis­ten – Katie und Ronan – in „Liebe im Spektrum“. Die australisc­he Serie zeigt, wie junge Menschen mit Autismus die Welt des Datings entdecken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany