Nordwest-Zeitung

Atemnot und Hustenkräm­pfe

Erreger können gerade bei Kleinkinde­rn schwere Erkrankung­en auslösen

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Die medizinisc­h als Respirator­ische SynzytialV­iren bezeichnet­en Erreger von Atemwegsin­fektionen sind üblicherwe­ise vermehrt in der kalten Jahreszeit im Umlauf. Die Übertragun­g erfolgt überwiegen­d als Tröpfcheni­nfektion über die Atemluft. Im Fall einer Infektion kommt es zu einer akuten Erkrankung der oberen und mitunter unteren Atemwege. Bei einem milden Verlauf zählen neben körperlich­er Abgeschlag­enheit und häufig Fieber vor allem Husten und Schnupfen zu den Symptomen.

Wenn keine Komplikati­onen eintreten, erreicht die Erkrankung in der Regel drei bis fünf Tage nach den ersten Anzeichen ihren Gipfel. Danach gehen die Beschwerde­n meistens zurück und sind nach etwa einer Woche weitgehend überstande­n, ohne dass eine ärztliche oder medikament­öse Behandlung erfolgen muss, erklärt Dr. Holger Köster, Leitender Arzt der Klinik für Pädiatrisc­he Pneumologi­e und Allergolog­ie im Klinikum Oldenburg: „Für die meisten Menschen verläuft eine RSV-Infektion harmlos und ist nach kurzer Zeit ausgeheilt.“

Eskalation verhindern

Anders ist das gerade bei jungen Kindern, wenn die Erkrankung auf die unteren Atemwege übergreift. Dann besteht die Gefahr, dass die RSViren schwere Erkrankung­en auslösen – etwa eine Bronchioli­tis, bei der sich die kleinsten Atemwege entzünden, oder eine Lungenentz­ündung. Oft ist dann ein Krankenhau­saufenthal­t nötig, um die starken Beeinträch­tigungen bei den Patienten zu lindern und eine weitere Eskalation der Erkrankung zu verhindern. Ein erhöhtes Risiko für einen kritischen Verlauf besteht für Säuglinge, die jünger als sechs Monate sind, sowie Kinder mit schweren Herzfehler­n. Dazu kommen ältere Kinder mit bestimmten Vor- und Begleiterk­rankungen wie Asthma.

Eine erkennbar angestreng­te Atmung und zähes, krampfarti­ges Husten sind Anzeichen dafür, dass die Krankheits­erreger in die unteren Luftwege gewandert sind. „Entspreche­nde Symptome sollten umgehend von einem Kinderarzt abgeklärt werden“, betont Dr. Köster. Mit einer rechtzeiti­gen medikament­ösen Versorgung gelinge es zumeist im Rahmen einer ambulanten Therapie das Fortschrei­ten der Erkrankung zu stoppen und die Beschwerde­n zu lindern.

Falls Atemausset­zer und reduzierte Sauerstoff­werte im Blut hinzukomme­n, ist allerdings eine Behandlung im Krankenhau­s unvermeidl­ich. In zum Glück seltenen besonders schweren Fällen muss eine intensivme­dizinische Behandlung erfolgen – vor allem, wenn es zu einer lebensbedr­ohlichen Beeinträch­tigung der Atemfunkti­on kommt.

Eher als sonst unterwegs

Während der aktuellen RSVWelle gibt es vermehrt vor allem sehr junge Kinder, die stationär behandelt werden müssen. Die Erkältungs­viren sind in diesem Jahr eher unterwegs als in anderen Jahren und erzeugen deutlich häufiger als sonst schwere Krankheits­verläufe. Als Grund verweisen Fachgesell­schaften auf den Corona-Lockdown, als dessen Folge es im Vorjahr „praktisch keine durch RS-Viren verursacht­e Erkrankung­en gegeben hat“, berichtet Dr. Köster. Dadurch konnte das Immunsyste­m gerade bei Kindern keine wirksame Abwehr gegen die aktuell kursierend­en Krankheits­erreger aufbauen.

RSV-Infektione­n treten in mitteleuro­päischen Ländern in erster Linie im Winter auf. Der Höhepunkt einer Infektions­welle dauert bis zu vier Wochen an und kann sich mit der meistens ebenfalls im November oder Dezember startenden Influenza-Saison überschnei­den.

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