Atemnot und Hustenkrämpfe
Erreger können gerade bei Kleinkindern schwere Erkrankungen auslösen
Oldenburg – Die medizinisch als Respiratorische SynzytialViren bezeichneten Erreger von Atemwegsinfektionen sind üblicherweise vermehrt in der kalten Jahreszeit im Umlauf. Die Übertragung erfolgt überwiegend als Tröpfcheninfektion über die Atemluft. Im Fall einer Infektion kommt es zu einer akuten Erkrankung der oberen und mitunter unteren Atemwege. Bei einem milden Verlauf zählen neben körperlicher Abgeschlagenheit und häufig Fieber vor allem Husten und Schnupfen zu den Symptomen.
Wenn keine Komplikationen eintreten, erreicht die Erkrankung in der Regel drei bis fünf Tage nach den ersten Anzeichen ihren Gipfel. Danach gehen die Beschwerden meistens zurück und sind nach etwa einer Woche weitgehend überstanden, ohne dass eine ärztliche oder medikamentöse Behandlung erfolgen muss, erklärt Dr. Holger Köster, Leitender Arzt der Klinik für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie im Klinikum Oldenburg: „Für die meisten Menschen verläuft eine RSV-Infektion harmlos und ist nach kurzer Zeit ausgeheilt.“
Eskalation verhindern
Anders ist das gerade bei jungen Kindern, wenn die Erkrankung auf die unteren Atemwege übergreift. Dann besteht die Gefahr, dass die RSViren schwere Erkrankungen auslösen – etwa eine Bronchiolitis, bei der sich die kleinsten Atemwege entzünden, oder eine Lungenentzündung. Oft ist dann ein Krankenhausaufenthalt nötig, um die starken Beeinträchtigungen bei den Patienten zu lindern und eine weitere Eskalation der Erkrankung zu verhindern. Ein erhöhtes Risiko für einen kritischen Verlauf besteht für Säuglinge, die jünger als sechs Monate sind, sowie Kinder mit schweren Herzfehlern. Dazu kommen ältere Kinder mit bestimmten Vor- und Begleiterkrankungen wie Asthma.
Eine erkennbar angestrengte Atmung und zähes, krampfartiges Husten sind Anzeichen dafür, dass die Krankheitserreger in die unteren Luftwege gewandert sind. „Entsprechende Symptome sollten umgehend von einem Kinderarzt abgeklärt werden“, betont Dr. Köster. Mit einer rechtzeitigen medikamentösen Versorgung gelinge es zumeist im Rahmen einer ambulanten Therapie das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und die Beschwerden zu lindern.
Falls Atemaussetzer und reduzierte Sauerstoffwerte im Blut hinzukommen, ist allerdings eine Behandlung im Krankenhaus unvermeidlich. In zum Glück seltenen besonders schweren Fällen muss eine intensivmedizinische Behandlung erfolgen – vor allem, wenn es zu einer lebensbedrohlichen Beeinträchtigung der Atemfunktion kommt.
Eher als sonst unterwegs
Während der aktuellen RSVWelle gibt es vermehrt vor allem sehr junge Kinder, die stationär behandelt werden müssen. Die Erkältungsviren sind in diesem Jahr eher unterwegs als in anderen Jahren und erzeugen deutlich häufiger als sonst schwere Krankheitsverläufe. Als Grund verweisen Fachgesellschaften auf den Corona-Lockdown, als dessen Folge es im Vorjahr „praktisch keine durch RS-Viren verursachte Erkrankungen gegeben hat“, berichtet Dr. Köster. Dadurch konnte das Immunsystem gerade bei Kindern keine wirksame Abwehr gegen die aktuell kursierenden Krankheitserreger aufbauen.
RSV-Infektionen treten in mitteleuropäischen Ländern in erster Linie im Winter auf. Der Höhepunkt einer Infektionswelle dauert bis zu vier Wochen an und kann sich mit der meistens ebenfalls im November oder Dezember startenden Influenza-Saison überschneiden.