Gemeinsam statt einsam älter werden
Gegenseitige Hilfe gehört hier selbstverständlich dazu
Oldenburg – Die Kinder gehen aus dem Haus, das Haus und der Garten sind auf einmal viel zu groß. Das erleben irgendwann die meisten Menschen. Auch Sabine Bigge aus Oldenburg hat diese Erfahrung gemacht. „Das Haus wächst einem dann oft über den Kopf.“Mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann hat die Allgemeinmedizinerin deswegen bereits vor 15 Jahren darüber nachgedacht, welche Situation im Alter ihnen am besten gefallen würde. „Wir stellten uns vor, dass es für uns sehr schön wäre, wenn wir später einmal von wohltuender Gesellschaft umgeben sein würden.“Nach dem Tod ihres Mannes lernte Sabine Bigge ihren heutigen Lebenspartner Hermann Klasen kennen, der sich in vergleichbarer Lage befand und ihre Vorstellungen teilte.
Aller Anfang ist schwer
Die Idee ist gut, aber wie findet man die richtigen Mitstreiter? Diese Frage stellten sich Sabine Bigge und Hernur
Sind sehr zufrieden mit der guten Gemeinschaft im Haus: Sabine Bigge und Hermann Klasen.
mann Klasen. „Das war gar nicht so einfach“, erinnert sich Hermann Klasen an die Anfänge mit Anzeigen, Aushängen und Infoabenden. „Interessierte gab es zwar sehr viele, aber letztendlich musste man ja auch alle Wünsche unter einen Hut bringen.“Da ist beispielsweise die Wohnform: nicht mehr als sechs Parteien waren vom Bebauungsplan vorgegeben und alle sollten als Eigentümer eingetragen sein. „Als Mischung aus Eigentümern und Mietern wäre
Im Garten gibt es viel Grün und allerlei Blühendes – ein idealer Treffpunkt für die Hausgemeinschaft. Besonders markant ist die alte Eiche, die auch ein wunderbarer Schattenspender ist.
ein so gutes Gleichgewicht nicht möglich“, sagt Klasen. Besonders schwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Also dachte man um: erst das Grundstück in einer Umgebung mit passender Infrastruktur, dann die dafür geeigneten Mitbewohner. Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wurde gegründet, ein passender Architekt war bald gefunden und mit viel Eigenleistung legten alle los. Das Schöne: Jede Wohnung ist so individuell wie ihre Bewohner im Alter von 57 bis 75 Jahren. Ein Fahrstuhl und altersgerechte Gestaltung waren bei der Planung ebenso wichtig wie eine Wärmepumpe und Photovoltaik, um auch ökologisch mit einem Kfw 55-Haus einen Beitrag zu leisten.
Hilfe untereinander und geselliges Miteinander
2017 dann konnte der Neubau bezogen werden. Zwar hat jeder seine abgeschlossene Wohnung, dennoch wissen alle, dass immer jemand im Haus ist, den man ansprechen kann, sobald man Hilfe braucht. „Ich glaube, bislang musste noch keiner von uns ein Taxi zum Bahnhof bestellen, denn solche kleinen Fahrdienste kann immer jemand übernehmen“, berichtet Sabine Bigge. Auch Ausflüge oder der Besuch von Veranstaltungen stehen von Zeit zu Zeit auf dem Programm. Und nicht
das: Jeder bringt seine Talente und Fähigkeiten ein. Da ist beispielsweise die „Gartenfee“, die das Grundstück mit der urigen Eiche liebevoll gestaltet hat und nun in Schuss hält, oder der technisch Begabte, der eine Werkstatt für alle im Keller eingerichtet hat.
Gemeinschaftsraum für alle Bewohner und Gäste
Im Gemeinschaftsraum finden Fußballabende statt oder das wöchentliche gemeinsame Essen, bei dem reihum gekocht wird. Bei Bedarf wird diese voll eingerichtete Wohnung von Besuchern wie Kindern oder Enkelkindern genutzt. Hierfür gibt es einen Plan, ebenso für die Reinigung des Treppenhauses.
Raum schaffen für andere Familien
Und die Häuser, in denen die Bewohner des Wohnprojekts zuvor gelebt haben? „Wir acht Bewohner haben in fünf verschiedenen Häusern und einer Etagenwohnung gelebt. Durch unseren Umzug haben wir Platz für junge Familien geschaffen. Jetzt wohnen dort insgesamt 22 Personen“, betont Hermann Klasen den zusätzlichen sozialen Aspekt dieses Konzepts. „Auf diese Weise kann der Zersiedelung und dem Wohnraummangel speziell für junge Familien entgegengewirkt werden“, ermutigt er auch andere ältere Menschen zu einem solchen Schritt. Dennoch geben beide zu bedenken, dass man genau damit nicht zu lange warten sollte. „Je älter man wird, umso schwieriger wird es, sein bisheriges Umfeld zu verlassen, Neues zu wagen und sich auf die Gemeinschaft mit anderen Menschen einzulassen.“Und wenn es nicht passt? „Dann haben wir es jedenfalls versucht“, sind sich Sabine Bigge und Hermann Klasen einig.
@ Mehr Informationen unter: www.wohnprojekte-portal.de/projektsuche/projekt-22883/ oder kreaktivol.wordpress.com
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