Stromautobahn durch Region geplant
Amprion stellt erste Entwürfe für Trasse von der Küste ins Ruhrgebiet vor
Dortmund/Wilhelmshaven/ Cloppenburg – Die Planungen für die vierte deutsche Stromautobahn, die von der Nordsee in Richtung Ruhrgebiet führen soll, nehmen Gestalt an. Der Netzbetreiber Amprion (Dortmund) stellte am Mittwoch erste Entwürfe für den sogenannten „Korridor B“vor.
Dabei handelt es sich im Kern um zwei Gleichstromverbindungen, die ab 2030 Windenergie von der Küste in die Ballungsgebiete im Westen transportieren sollen. Eine
Trasse soll von Wilhelmshaven durchs Oldenburger Land nach Hamm in NRW führen (Luftlinie 270 Kilometer), die zweite von Heide in SchleswigHolstein ebenfalls durchs Oldenburger Land nach Polsum bei Marl (440 Kilometer). Im Bereich, in dem sich die Trassen kreuzen, etwa zwischen den Kreisen Cloppenburg und Osnabrück, sollen sie gemeinsam geführt werden.
Der genaue Verlauf steht noch nicht fest. In einem ersten Schritt präsentierte Amprion nun mögliche Korridore für den Verlauf der Leitungen, die Konflikte um die Streckenführung etwa aufgrund von Besiedlungsflächen oder Naturschutzgebieten möglichst minimieren und gleichzeitig einen effizienten Bau ermöglichen sollen. „Unser Ziel bei der Korridorfindung war, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten“, sagte Arndt Feldmann, Gesamtprojektleiter für „Korridor B“. Die Leitungen sollen „vorrangig als Erdkabel“verlegt werden.
In Bürgerveranstaltungen will der Netzbetreiber in den kommenden Monaten über die Pläne informieren. Bis Frühjahr 2022 will Amprion dann der Bundesnetzagentur einen rund ein Kilometer breiten Vorzugskorridor vorschlagen. Der Planfeststellungsbeschluss mit der genauen Streckenführung soll allerdings erst nach einer weiteren Bürgerbeteiligung 2026 stehen.
Die Gleichstromverbindung soll eine Leitungskapazität von vier Gigawatt haben. Das entspricht laut Amprion der Kapazität von fünf großen Kohlekraftwerken. Die Investitionssumme liegt bei rund sieben Milliarden Euro.
Dortmund/Wilhelmshaven – Die Jahre der Kohlekraftwerke sind gezählt. Spätestens 2038, womöglich aber auch schon bis 2030, soll der Ausstieg aus der Kohle vollzogen sein. Damit die Industrieregionen im Westen und Süden aber auch künftig die benötigte Energie erhalten, muss nicht nur der Ausbau der Windkraft beschleunigt, sondern auch der vor allem in den Küstenländern produzierte Windstrom in diese Gebiete transportiert werden. Kernstück sind dabei mehrere „Stromautobahnen“. Am Mittwoch stellte der Netzbetreiber Amprion (Dortmund) Pläne für einen weiteren dieser vom Gesetzgeber festgelegten großen Stromtrassen vor, den „Korridor B“.
Um welche Stromtrasse geht es?
Nachdem im August die Planungen für den „Korridor A“vorgelegt wurden, der Windstrom von Emden übers Rheinland in den Südwesten liefern soll, geht es nun um das Schwestervorhaben. Beim „Korridor B“sind zwei Leitungen (Vorhaben Nr. 48 und 49) vorgesehen, die Windenergie (und zwar sowohl auf See als auch an Land erzeugte) von der Nordseeküste ins Ruhrgebiet transportieren sollen. Eine Trasse beginnt in Wilhelmshaven, wo noch ein Konverter zur Umwandlung von Wechsel- in Gleichstrom errichtet werden muss, und führt über die Kreise Friesland und Ammerland über das Oldenburger Münsterland und den Kreis Osnabrück bis nach Hamm. Der zweite Abschnitt startet in Heide (SchleswigHolstein), läuft an Cuxhaven und Stade vorbei über die Wesermarsch und den Kreis Oldenburg Richtung Süden und endet in Polsum bei Marl. Im mittleren Gebiet, im Bereich der Kreise Cloppenburg und Osnabrück, sollen die Trassen auf einem 50 bis 100 Kilometer langen Abschnitt gemeinsam geführt werden.
Wie ist aktuell der Planungsstand ?
Derzeit liegt eine Grobplanung vor. Bei den vorgestellten Trassenkorridoren handelt es sich um mehrere mögliche Verlaufsvarianten. Hierbei wurden bereits größere Siedlungsund Naturschutzgebiete berücksichtigt. Bis Frühjahr 2022 will Amprion die Planungen bei Info-Veranstaltungen vorstellen, danach sollen die Pläne mit einem Vorzugskorridor der Bundesnetzagentur vorgelegt werden. In einem gesonderten Genehmigungsverfahren (Planfeststellung) soll dann bis 2026 der konkrete Verlauf bestimmt werden, ebenfalls unter Beteiligung der Öffentlichkeit. 2030 soll der Bau abgeschlossen sein.
Was für Leitungen sollen verlegt werden?
Das Projekt soll mit 525-Kilovolt-Höchstspannungsgleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) umgesetzt werden. Der „Korridor B“wird laut Amprion „vorrangig als Erdkabel“geplant. Die Übertragungskapazität beträgt insgesamt vier Gigawatt elektrische Leistung, was etwa der Kapazität von fünf großen Kohlekraftwerken entspreche. Zusammen mit den Gleichstromkabeln will Amprion auch zusätzliche Leerrohre verlegen, um die Stromautobahn gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt aufrüsten zu können.
Was kostet das Projekt?
Amprion taxiert das Investitionsvolumen auf sieben Milliarden Euro. Davon entfallen 1,5 bis zwei Milliarden Euro auf die Errichtung der Konverter zur Umwandlung von Gleichund Wechselstrom.