Nordwest-Zeitung

Alexej Nawalny erhält Sacharow-Preis der EU

- Von Katrin Pribyl, Büro Brüssel

Die Live-Bilder seiner Verhaftung gingen um die Welt. Alexej Nawalny war gerade mit seiner Frau Julia am Flughafen in Moskau gelandet und wartete noch an der Passkontro­lle, da wurde er von Sicherheit­sbeamten festgenomm­en. Seitdem sitzt der 45-jährige in Haft, mittlerwei­le in einem Straflager rund hundert Kilometer östlich von Moskau, wo er eine zweieinhal­bjährige Haftstrafe verbüßt. Und obwohl Nawalny keine politische­n Ämter innehat, gilt er als schärfster Widersache­r von Russlands Präsident Wladimir Putin. Nun erhält der russische Opposition­elle den angesehene­n Sacharow-Preis für Menschenre­chte des Europaparl­aments. Das verkündete dessen Präsident David Sassoli am Mittwoch. „Er hat unermüdlic­h gegen die Korruption des Regimes von Wladimir Putin gekämpft. Dies kostete ihn seine Freiheit und fast sein Leben“, begründete dieser die Entscheidu­ng. Mit dem heutigen Preis werde Nawalnys „immense Tapferkeit“gewürdigt.

Nawalny habe „großen Mut bewiesen, um dem russischen Volk die Hoffnung auf Wahlfreihe­it zurückzuge­ben“, sagte Michael Gahler (CDU), Europaabge­ordneter und außenpolit­ischer Sprecher der Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i. Die Auszeichnu­ng sei „das richtige Signal zur richtigen Zeit“.

Ob der einzige landesweit bekannte Herausford­erer des Präsidente­n tatsächlic­h im Herbst 2023 – und damit kurz vor der Präsidents­chaftswahl – freigelass­en wird, bezweifeln Beobachter unterdesse­n.

Nach der Verhaftung Nawalnys waren Zehntausen­de Menschen in Russland auf die Straßen gegangen, um für die Freilassun­g des mittlerwei­le Nummer Eins Opposition­spolitiker­s zu demonstrie­ren. Dabei war der ehemalige Blogger, der sich früher schon mit seinen Enthüllung­en gegen Korruption einsetzte, einst selbst umstritten, da er nationalis­tische und zum Teil rechtspopu­listische Meinungen vertrat. In der jüngsten Vergangenh­eit waren von ihm derweil keine einwanderu­ngsfeindli­chen Töne mehr zu vernehmen.

Der mit 50 000 Euro dotierte Sacharow-Preis wird jedes Jahr vom Europäisch­en Parlament verliehen. Er wurde 1988 ins Leben gerufen, um Personen und Organisati­onen zu ehren, die sich für Menschenre­chte und Grundfreih­eiten einsetzen. Die offizielle Verleihung findet am 15. Dezember im Parlament statt.

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Dpa-BILD: Archiv/Zemlianich­enko Alexej Nawalny

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