Alexej Nawalny erhält Sacharow-Preis der EU
Die Live-Bilder seiner Verhaftung gingen um die Welt. Alexej Nawalny war gerade mit seiner Frau Julia am Flughafen in Moskau gelandet und wartete noch an der Passkontrolle, da wurde er von Sicherheitsbeamten festgenommen. Seitdem sitzt der 45-jährige in Haft, mittlerweile in einem Straflager rund hundert Kilometer östlich von Moskau, wo er eine zweieinhalbjährige Haftstrafe verbüßt. Und obwohl Nawalny keine politischen Ämter innehat, gilt er als schärfster Widersacher von Russlands Präsident Wladimir Putin. Nun erhält der russische Oppositionelle den angesehenen Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments. Das verkündete dessen Präsident David Sassoli am Mittwoch. „Er hat unermüdlich gegen die Korruption des Regimes von Wladimir Putin gekämpft. Dies kostete ihn seine Freiheit und fast sein Leben“, begründete dieser die Entscheidung. Mit dem heutigen Preis werde Nawalnys „immense Tapferkeit“gewürdigt.
Nawalny habe „großen Mut bewiesen, um dem russischen Volk die Hoffnung auf Wahlfreiheit zurückzugeben“, sagte Michael Gahler (CDU), Europaabgeordneter und außenpolitischer Sprecher der Fraktion der Europäischen Volkspartei. Die Auszeichnung sei „das richtige Signal zur richtigen Zeit“.
Ob der einzige landesweit bekannte Herausforderer des Präsidenten tatsächlich im Herbst 2023 – und damit kurz vor der Präsidentschaftswahl – freigelassen wird, bezweifeln Beobachter unterdessen.
Nach der Verhaftung Nawalnys waren Zehntausende Menschen in Russland auf die Straßen gegangen, um für die Freilassung des mittlerweile Nummer Eins Oppositionspolitikers zu demonstrieren. Dabei war der ehemalige Blogger, der sich früher schon mit seinen Enthüllungen gegen Korruption einsetzte, einst selbst umstritten, da er nationalistische und zum Teil rechtspopulistische Meinungen vertrat. In der jüngsten Vergangenheit waren von ihm derweil keine einwanderungsfeindlichen Töne mehr zu vernehmen.
Der mit 50 000 Euro dotierte Sacharow-Preis wird jedes Jahr vom Europäischen Parlament verliehen. Er wurde 1988 ins Leben gerufen, um Personen und Organisationen zu ehren, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Die offizielle Verleihung findet am 15. Dezember im Parlament statt.