Nordwest-Zeitung

Darum könnte Trinkwasse­r wieder teurer werden

Land will sich besser auf extreme Wettererei­gnisse vorbereite­n und dafür Gesetze ändern

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Kommt auf die Verbrauche­r in Niedersach­sen eine weitere Anhebung der Wassergebü­hr zu? Um auf Extremwett­er-Ereignisse besser reagieren zu können, will die rot-schwarze Koalition in Hannover das Wassergese­tz erneut novelliere­n. Bei einer Expertenan­hörung im Landtag wurde allerdings bemängelt, dass für Projekte die Finanzieru­ngsgrundla­ge fehle.

■ Darum geht es

Grundwasse­r wird knapp. Godehard Hennies, Geschäftsf­ührer des Wasserverb­andstags, mahnte bei einer Anhörung eine Ordnung nach Nutzergrup­pen an. Die Konkurrenz zwischen Naturschut­z, Industrie, Landwirtsc­haft und anderen Gruppen nehme zu. Hennies zufolge müsse es erste Priorität sein, die acht Millionen Menschen in Niedersach­sen mit Wasser zu versorgen. Ob die Haushalte das Wasser als Trinkwasse­r, für die Hygiene oder eben auch für den privaten Pool nutzten, sei dann zunächst ihnen selbst überlassen. Das Wassergese­tz regelt allerdings neben der Entnahme von Wasser noch weitere Aspekte: vom Schutz der Gewässer, der natürliche­n Entwicklun­g der Flüsse bis hin zum Rückhalt von Wasser.

■ Hier besteht Konsens

Unstrittig war bei der Anhörung, dass Fließgewäs­sern bei Starkregen und Hochwasser­Ereignisse­n mehr Raum gegeben werden soll – eine Lehre aus der Flutkatast­rophe im Ahrtal. Die Wahrschein­lichkeit von Starkregen-Ereignisse­n nehme zu, die Kanalisati­onen darauf nicht vorbereite­t, sagte Matthias Görn, Betriebsle­iter der Stadtentwä­sserung Hannover. Seinen Berechnung­en zufolge fallen in seinem Bereich für Ingenieurs­tellen zusätzlich bis zu 500 000 Euro Personalko­sten an. Es sei aber nicht eindeutig geklärt, ob diese Kosten über Gebühren finanziert werden dürfen.

■ Woher kommt Geld?

Um Maßnahmen zum Gewässersc­hutz im Rahmen des „Niedersäch­sischen Wegs“zu finanziere­n, wurde bereits zu Jahresanfa­ng die Wasserentn­ahmegebühr um 7,5 Cent auf 15 Cent pro Kubikmeter erhöht. Nach einer Modellrech­nung für Hannover müsste die Abwasserge­bühr um 2 Cent erhöht werden, um beispielsw­eise Ingenieurl­eistungen für die notwendige Starkregen­vorsorge zu finanziere­n. Das sei „gut investiert­es Geld“, sagte der SPD-Landtagsab­geordnete Gerd Hujahn. Dagegen warf die Grünen-Abgeordnet­e Imke Byl der Groko vor, kein Finanzieru­ngskonzept vorgelegt zu haben. Auch die Daten, auf deren Grundlage über neue Grundwasse­rentnahmen entschiede­n werde, seien veraltet und trügen der Klimakrise keine Rechnung. Ein Beispiel: Eine Tochseien terfirma von Coca-Cola will im Raum Lüneburg die jährliche Trinkwasse­rentnahme auf 700 Millionen Liter verdoppeln. Coca-Cola zahlt Lüneburg lediglich einen „Wasserpfen­nig“von 0,009 Cent pro Liter.

■ Die Landwirtsc­haft

In der Landwirtsc­haft ist es teilweise noch Praxis, festen Wirtschaft­sdünger oder Silage auf offenen Flächen zwischenzu­lagern. Dabei können Nährstoffe ins Grundwasse­r gespült werden. Die kommunalen Spitzenver­bände fordern daher, eine Anzeigepfl­icht der Bauern für diese sogenannte­n Feldmieten ins neue Wassergese­tz aufzunehme­n. Für Kontrollen wären zusätzlich eineinhalb Stellen pro Wasserbehö­rde erforderli­ch. Die Kosten müsste das Land übernehmen. Das will die Groko nach Möglichkei­t vermeiden.

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Dpa-Archivbild: Pleul Trinkwasse­r ist kostbar und wird teurer.

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