Wenn Kunst (versehentlich) dran glauben muss
Vor zehn Jahren wurde das Kippenberger-Werk weggeputzt – Weitere kuriose Beispiele
Dortmund/Berlin/Dresden – Ranzige Butter an der Wand als Kunst zu erkennen – gar nicht so einfach. Siehe Joseph Beuys’ Fettecke, die ein Hausmeister kurzerhand entfernte. Auch ein Kalkfleck in einer Gummiwanne kann Teil eines Werkes sein. Aber wenn dafür das Bewusstsein fehlt, ist es einfach nur: ein Fleck. Der weg muss. So geschehen vor zehn Jahren in einem Museum in Dortmund – bei einer Installation des Künstlers Martin Kippenberger.
■ Was passierte dann?
Während es für Gemälde inzwischen ausgefeilte Techniken gibt, um sie zu restaurieren, sei das bei moderner Kunst „eine ganz andere Nummer“, so die Dresdner DiplomRestauratorin Ellen Schmidt. Wenn der Künstler oder die Künstlerin noch lebe, könne man besprechen, wie es mit dem Werk weitergehen solle.
„Bei vielen Installationen ist die Vergänglichkeit mit angelegt“, sagt Schmidt. Das bewusste Entfernen eines Teils des Kunstwerkes sei jedoch etwas grundsätzlich anderes. Mit genügend Zeit und Geld könnte man heute fast alles so restaurieren, dass man auf den ersten Blick den Schaden nicht sehe, erklärt Schmidt. Es sei allerdings undenkbar, nicht zu dokumentieren, was an einem Werk nachträglich gemacht worden sei.
Im Dortmunder Museum, das Kippenbergers Installation damals als Dauerleihgabe ausstellte, erinnere sich niemand gern an den Vorfall, so eine Sprecherin. Was für Außenstehende einen gewissen Unterhaltungswert habe, sei tragisch für alle, deren Arbeit es sei, Kunst für möglichst breite Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen.
■ Riss im Gemälde
Einigermaßen tragisch fanden auch Mitarbeiter eines Museums in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh das Missgeschick eines Jungen: Er stolperte und stützte sich mit der Hand in einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert ab. Dessen geschätzter Wert: 1,5 Millionen Euro – vor der Beschädigung. Die Aktion hinterließ einen deutlichen Riss.
■ Ins Rätsel geschrieben
Entfernen konnte man glücklicherweise den Kreuzworträtsel-Eintrag einer Museumsbesucherin in Nürnberg wieder. Eine Collage des Künstlers Arthur Köpcke mit der Anmerkung „Insert words so it suits“animierte die Seniorin dazu, mithilfe eines Kugelschreibers genau das zu tun. Wenig überraschend war das Museum wenig amüsiert. Letztlich konnte der Eintrag mit Lösungsmittel beseitigt werden.
■ Verhunztes Fresko
Ein wenig übereifrig war auch die Seniorin, die im spanischen Borja bei einem beschädigten Jesus-Fresko aus dem 19. Jahrhundert kurzerhand selbst den Pinsel anlegte. Seitdem ist die Wandmalerei nicht wiederzuerkennen und kommt ein wenig wie naive Kunst daher. Die Aktion erregte allerdings weltweit so viel Aufmerksamkeit, dass jede Menge Touristen wegen der umgestalteten Malerei in die Kleinstadt kamen.
■ Ein Sack voll Müll?
Ein Plastiksack mit Zeitungen und Pappe vor einem abstrakten Gemälde? Weg damit, dachte eine Putzfrau in London. Der Sack konnte zwar gerettet werden. Doch der deutsche Künstler des Werks, Gustav Metzger, erklärte, dieser sei zu sehr beschädigt – und erstellte einen Ersatz.