Mit Rikscha aus Pflegeheim ins Grüne
Neuer Verein „Radeln ohne Alter“ermöglicht kostenlose Ausfahrten
Oldenburg – Mit der Rikscha ’raus in die Stadt und ins Grüne: Das ist das Motto für die Bewohner der Pflegewohngemeinschaft „C’est la Vie“an der Stedinger Straße. Ermöglicht wird es von Ehrenamtlichen des neu gegründeten Vereins „Radeln ohne Alter Oldenburg/Bad Zwischenahn“. Auf den Weg gebracht hat das „Herzensprojekt“Herbert Kropp (63), der in der Medientechnik der Uni-Bibliothek arbeitet. Ehrenamtliche des Vereins fahren die Rikscha, die Fahrradwerkstätten Munderloh und Vosgerau am Damm übernehmen die Wartung und eventuelle Reparaturen.
Finanziell ermöglicht wurde die Anschaffung von der Stadt, die 5000 Euro aus ihrem Coronafonds des Amts für Teilhabe und Soziales beigesteuert hat, die OLB (1500 Euro) und die Oldenburger Bürgerstiftung (2000 Euro).
Alle seien von dem Angebot begeistert, sagt Kropp, auch bei „C’est la Vie’ habe es sofort „großen Zuspruch“gegeben – „nur bei den anderen Oldenburger Heimen und Einrichtungen sei „die Rückmeldung leider noch sehr verhalten, vorsichtig ausgedrückt“.
■ Die Idee
Herbert Kropp sagt: „Wir vom Verein ,Radeln ohne Alter’ hoffen auf regen Zulauf von Mitstreitern, vor allem Piloten und Pilotinnen für unsere rote Rikscha, um all die Senioren gerade aus Pflegeheimen, die sich endlich mal wieder den Wind um die grauen und weißen Haare wehen lassen wollen, durch die Natur zu fahren. Wir wollen ihnen ihre alte Heimat noch einmal nahebringen. Für viele ist das die einzige Möglichkeit, überhaupt wieder einmal die Natur genießen und die Vielfalt der Düfte und Farben zu erleben, besonders in diesen CoronaZeiten. Leben kann und soll auch im hohen Alter noch voller Freude sein, das ist unsere Überzeugung.“
Leider hätten aber viele der Heimbewohner weder Angehörige, die sich kümmern könnten, zum Teil auch nicht wollten, noch sonstige Möglichkeiten, ihren Lebensabend selbstbestimmt und menschenwürdig gestalten zu können. Kropp sagt: „Meine Mutter, 1923 in Bad Zwischenahn
geboren, lebte die letzten vier Jahre bis zu ihrem Tode in einem Pflegeheim und daher weiß ich um die teils katastrophalen Bedingungen, unter denen alte Menschen heutzutage ihren Lebensabend verleben müssen.“Die langen Besuchs-Restriktionen hätten Menschen wie seine Mutter zwar nicht an Corona, aber „an gebrochenem Herzen“sterben lassen.
■ Corona-Fonds
Die Rikscha-Fahrten seien eine kleine und schöne Antwort darauf – „ein Abenteuer zwischen Jung und Alt, bei dem verschiedenste Erlebnisse und Eindrücke geteilt werden können und das beide Seiten bereichert und einander näher bringt“. Auch in Bad Zwischenahn konnte der neue Verein eine Rikscha anschaffen, ermöglicht durch die Lotterie „Sparen und Gewinnen“der LzO (6000 Euro) und die OLBStiftung (Glückssparen, 1500 Euro).
Oldenburgs Stadtsprecher Stephan Onnen sagt: „Wir freuen uns sehr darüber, dass ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen auf diese Weise aus der – in Corona-Zeiten oft noch verstärkten – Isolation herausgefahren werden.
Der – noch nicht ausgeschöpfte – Coronafonds der Stadt fördert pandemiebedingte Sach- oder Personalausgaben (bzw. Honorarkosten) für ein konkret abgrenzbares Projekt, das aufgrund der Pandemie und deren Auswirkungen initiiert wurde mit bis zu 5000 Euro.
Mehr Infos über „Radeln ohne Alter“, das aus Dänemark stammt, unter https://radelnohnealter.de und https://radelnohnealter.de/oldenburgzwischenahn