Bei Werder brodelt es gewaltig
Stürmer Füllkrug nach Kabinen-Streit freigestellt – Kritik am System
Bremen – Die Mannschaft inkonstant und fehleranfällig, der Trainer aufgrund seines festgefahrenen Systems in der Kritik und nun ein Stürmer freigestellt – nach nur zehn Spieltagen in der 2. FußballBundesliga ist die Stimmung bei Werder Bremen auf dem vorläufigen Tiefpunkt. Die Spannungen im und rund um den Traditionsverein von der Weser haben in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen, da wurde am Mittwoch auch noch ein Kabinenstreit zwischen Torlos-Angreifer Niclas Füllkrug und Scouting-Leiter Clemens Fritz öffentlich.
Die Freistellung
„Füllkrug vom Training freigestellt“lautete die kurze Überschrift über jene Mitteilung, die Werder um 13.30 Uhr publizierte. Darin erklärte der Verein, dass es nach dem enttäuschenden 0:3 bei Darmstadt 98 am vergangenen Sonntag in der Kabine eine Auseinandersetzung zwischen Füllkrug und Fritz gegeben habe. In dieser sei der Stürmer „mehrfach ausfällig gegenüber dem ExWerder-Kapitän“geworden. „Diesen Vorfall konnten wir als Verein so nicht hinnehmen. Daher haben wir die Entscheidung getroffen, Niclas für drei Tage freizustellen“, sagte Bremens Sportchef Frank Baumann und erklärte: „Niclas wird neben der temporären Freistellung einen bereits festgelegten Betrag an soziale Projekte spenden, mit denen wir als Verein zusammenarbeiten.“
Die Einordnung
Füllkrugs Freistellung endet bereits an diesem Donnerstag, am Mittwoch durfte er aber nicht mit dem Team trainieren. „Ich habe mich bei Clemens, beim Trainerteam und auch bei der Mannschaft entschuldigt. Ich habe eine Grenze zwischen Spieler und Verantwortlichem überschritten. Das darf mir nicht passieren“, wurde der Torjäger außer Dienst in der Werder-Mitteilung zitiert. Der Kabinen-Eklat ist indes der Höhepunkt einer bisher für den 28-Jährigen enttäuschend verlaufenen Saison. Eigentlich war Füllkrug als Hoffnungsträger im Sturm eingeplant, bis Coach Markus Anfang seinen früheren Schützling Marvin Ducksch von Hannover 96 verpflichten ließ. Seitdem ist Ducksch im Sturmzentrum gesetzt, Füllkrug fristet eine frustrierende Reservistenrolle. Wenn der Angreifer dann mal als Joker ran darf, agiert er unglücklich – er wartet noch immer auf sein erstes Saisontor. Nach dem Darmstadt-Spiel zählte ihn Anfang erstmals öffentlich an, sagte: „Wir wechseln einen zweiten Stürmer ein, dann muss am Ende des Tages aber auch etwas kommen.“Auch der, der reinkomme, könne mal einen Akzent setzen und eine Partie drehen, meinte er in Richtung Füllkrug.
Die Unordnung
Der Füllkrug-Eklat lenkt nun erst einmal davon ab, dass bei Werder längst eine Taktik-Diskussion aufgekommen ist. Neu-Trainer Anfang setzt rigoros auf sein offensives 4-3-3System und weicht davon keinen Zentimeter ab, obwohl ihm dafür teilweise die passenden Fußballer fehlen. Diese spielen durch das festgefahrene System auf für sie ungewohnten Positionen – oder eben wie Füllkrug gar nicht. Ducksch ist zwar gesetzt, aber in einem anderen System könnte der Trainer auch beiden Stürmern von Beginn an eine Chance geben. Zumal es gerade auf den beiden offensiven Außenpositionen sowohl am Personal als auch an der Qualität bisher mangelt.