Nordwest-Zeitung

„CDU braucht jetzt mehr Teamspiel“

Warum die Vorsitzend­e der Frauen-Union in Niedersach­sen eine „Doppelspit­ze“will

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Frau Wulf, die CDU hat zu wenig Frauen im Bundestag, klagt Fraktionsv­ize Nadine Schön. Was sollte getan werden, damit es mehr werden? Wulf: Wir brauchen überall mehr Frauen: in der Mitglieder­schaft, in den kommunalen Parlamente­n und natürlich in Landes- und Bundesparl­amenten. In Niedersach­sen steht nächstes Jahr die Landtagswa­hl an. Daher sollten die Kreisverbä­nde versuchen, möglichst viele Kandidatin­nen zu nominieren. Und wir müssen versuchen, Frauen auf gute Listenplät­ze zu bekommen. Ich persönlich hoffe, dass von den ersten zehn Listenplät­zen mindestens die Hälfte an Frauen vergeben wird.

Ist ein Beschluss des Bundespart­eitags erforderli­ch? Wulf: Ja, das gehört dort auf die Tagesordnu­ng. Die bereits diskutiert­e Struktur- und Satzungsän­derung ist nach dem Wechsel von Annegret KrampKarre­nbauer zu Armin Laschet liegengebl­ieben. Jetzt müssen wir das klare Signal senden: Wir haben verstanden.

Viele Männer in Ihrer Partei bringen sich bereits für die Laschet-Nachfolge in Position.

Warum halten sich die Frauen eher zurück?

Wulf: Ich kann nicht sagen, dass sich die Frauen zurückhalt­en. In der Regel bringt man sich erst ins Spiel, wenn die Aussichten gut sind. Die innerparte­ilichen Prozesse sind noch nicht abgeschlos­sen. Ich glaube aber, die CDU braucht jetzt mehr Teamspiel.

vorstellen?

Wulf: Ja, durchaus. Auch in der Frauen-Union gibt es dafür große Sympathien. Wir brauchen Persönlich­keiten, die in der Partei Akzeptanz finden.

Was meinen Sie denn mit „Teamspiel“? Gab es das bisher nicht?

Wulf: Die öffentlich­e Wahrnehmun­g wurde in den vergangene­n Monaten von Konflikten

und Reibereien innerhalb der CDU geprägt. Davon müssen wir weg. Wir brauchen in der Führung Persönlich­keiten mit verschiede­nen Kompetenze­n. Dieses Führungste­am aufzustell­en, ist derzeit die wichtigste Aufgabe. Die CDU braucht einen Kulturwand­el an der Spitze.

Sind Sie für einen Mitglieder­entscheid?

Wulf: Ja, das Votum der Mitglieder sollte unbedingt bei strittiger Personalla­ge eingeholt werden. Das kann man auf verschiede­nen Wegen tun. So haben viele Kreisverbä­nde ihre Mitglieder vor der Delegierte­nversammlu­ng befragt. In jedem Fall sollten die Kreisverbä­nde ein Meinungsbi­ld zum weiteren Prozess einholen. Unser Problem im Wahlkampf war, dass wir zu wenig Themenschw­erpunkte gesetzt haben.

Welches sind denn aus Ihrer Sicht die drei wichtigste­n Themen?

Wulf: Erstens: Wir müssen wieder stärker Familien in den Mittelpunk­t stellen. Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf ist gerade für junge Frauen sehr wichtig. Das ist auch ein Grund, warum wir zwölf Prozent der Wählerinne­n verloren haben. Zweitens, die Frage, wie digital, wie modern ist unser Land aufgestell­t? Dafür steht exemplaris­ch die Bildungspo­litik. Und drittens: das Leben im Alter. Wir stehen nicht nur in der Pflege vor großen Herausford­erungen. Wir müssen auch eine Antwort geben auf die Frage, wie wir Menschen im ländlichen Raum so integriere­n, damit sie im Alter nicht allein sind. Natürlich fallen mir noch viel mehr Themen ein. Können Sie sich eine Doppelspit­ze

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