„CDU braucht jetzt mehr Teamspiel“
Warum die Vorsitzende der Frauen-Union in Niedersachsen eine „Doppelspitze“will
Frau Wulf, die CDU hat zu wenig Frauen im Bundestag, klagt Fraktionsvize Nadine Schön. Was sollte getan werden, damit es mehr werden? Wulf: Wir brauchen überall mehr Frauen: in der Mitgliederschaft, in den kommunalen Parlamenten und natürlich in Landes- und Bundesparlamenten. In Niedersachsen steht nächstes Jahr die Landtagswahl an. Daher sollten die Kreisverbände versuchen, möglichst viele Kandidatinnen zu nominieren. Und wir müssen versuchen, Frauen auf gute Listenplätze zu bekommen. Ich persönlich hoffe, dass von den ersten zehn Listenplätzen mindestens die Hälfte an Frauen vergeben wird.
Ist ein Beschluss des Bundesparteitags erforderlich? Wulf: Ja, das gehört dort auf die Tagesordnung. Die bereits diskutierte Struktur- und Satzungsänderung ist nach dem Wechsel von Annegret KrampKarrenbauer zu Armin Laschet liegengeblieben. Jetzt müssen wir das klare Signal senden: Wir haben verstanden.
Viele Männer in Ihrer Partei bringen sich bereits für die Laschet-Nachfolge in Position.
Warum halten sich die Frauen eher zurück?
Wulf: Ich kann nicht sagen, dass sich die Frauen zurückhalten. In der Regel bringt man sich erst ins Spiel, wenn die Aussichten gut sind. Die innerparteilichen Prozesse sind noch nicht abgeschlossen. Ich glaube aber, die CDU braucht jetzt mehr Teamspiel.
vorstellen?
Wulf: Ja, durchaus. Auch in der Frauen-Union gibt es dafür große Sympathien. Wir brauchen Persönlichkeiten, die in der Partei Akzeptanz finden.
Was meinen Sie denn mit „Teamspiel“? Gab es das bisher nicht?
Wulf: Die öffentliche Wahrnehmung wurde in den vergangenen Monaten von Konflikten
und Reibereien innerhalb der CDU geprägt. Davon müssen wir weg. Wir brauchen in der Führung Persönlichkeiten mit verschiedenen Kompetenzen. Dieses Führungsteam aufzustellen, ist derzeit die wichtigste Aufgabe. Die CDU braucht einen Kulturwandel an der Spitze.
Sind Sie für einen Mitgliederentscheid?
Wulf: Ja, das Votum der Mitglieder sollte unbedingt bei strittiger Personallage eingeholt werden. Das kann man auf verschiedenen Wegen tun. So haben viele Kreisverbände ihre Mitglieder vor der Delegiertenversammlung befragt. In jedem Fall sollten die Kreisverbände ein Meinungsbild zum weiteren Prozess einholen. Unser Problem im Wahlkampf war, dass wir zu wenig Themenschwerpunkte gesetzt haben.
Welches sind denn aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen?
Wulf: Erstens: Wir müssen wieder stärker Familien in den Mittelpunkt stellen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gerade für junge Frauen sehr wichtig. Das ist auch ein Grund, warum wir zwölf Prozent der Wählerinnen verloren haben. Zweitens, die Frage, wie digital, wie modern ist unser Land aufgestellt? Dafür steht exemplarisch die Bildungspolitik. Und drittens: das Leben im Alter. Wir stehen nicht nur in der Pflege vor großen Herausforderungen. Wir müssen auch eine Antwort geben auf die Frage, wie wir Menschen im ländlichen Raum so integrieren, damit sie im Alter nicht allein sind. Natürlich fallen mir noch viel mehr Themen ein. Können Sie sich eine Doppelspitze