Nordwest-Zeitung

Harte Hand, harte Antwort

- Von Holger Möhle, Büro Berlin

Recep Tayyip Erdogan kennt keine Partner, wenn es um seine Machtinter­essen und seine Einflusssp­häre geht. Er ist der Präsident eines Landes, das er zur regionalen Hegemonial­macht ausgebaut hat. Er liebt die Provokatio­n, er liebt den Angriff. Das deutsch-türkische Verhältnis war selten einfach. Seit geraumer Zeit ist es im Dauerstres­stest. Menschenre­chte, inhaftiert­e Deutsche, Flüchtling­sabkommen – die Konfliktpu­nkte reichen für viele Gespräche, offene (und stille) Kanäle, diplomatis­che Noten.

Erdogan regiert die Türkei längst im Stile eines autoritäre­n Herrschers. Jetzt hat der türkische Präsident das Husarenstü­ck geschafft, sich mit Partnern in Nato und EU – darunter Deutschlan­d – anzulegen, weil diese die Freilassun­g des Menschenre­chtlers und Kulturförd­erers Osman Kavala aus türkischer Haft gefordert haben. Kavala sitzt weiter im Gefängnis, obwohl der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte bereits vor zwei Jahren seine Freilassun­g angeordnet hatte.

Für Erdogan ist dies zu viel Einmischun­g von außen. Kurzerhand gab Erdogan den Befehl, den deutschen Botschafte­r Jürgen Schulz und neun weitere Top-Diplomaten, darunter auch der US-Botschafte­r, zu unerwünsch­ten Personen zu erklären. Wieder stehen die Beziehunge­n zur Türkei auf der Probe. Die EU kann sich diese Drohung nicht gefallen lassen. Erdogan versteht nur die Sprache der Stärke. Harte Hand, harte Antwort. Die EU-Mitgliedst­aaten könnten jetzt – als angemessen­e Antwort – türkische Botschafte­r in ihren Ländern ebenfalls zu unerwünsch­ten Personen erklären. Dann hätten die EU und Türkei, die immer noch in die EU strebt, ihren handfesten politische­n Krach. Würde der Westen seine Waffenexpo­rte und Finanzhilf­en an die Türkei auf Eis legen, wäre dies eine Reaktion, die Erdogan sofort verstehen würde.

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