Nordwest-Zeitung

Die neue starke Frau der FDP

- Von Birgit Marschall, Büro Berlin

Dein Talent – Deine Zukunft: Gleich drei Plakate mit diesem Slogan zur liberalen Bildungspo­litik hängen an der Wand. Das Bundestags­büro von Bettina Stark-Watzinger lässt zwar einen imposanten Blick auf den Tiergarten zu. Doch die FDP-Abgeordnet­e dürfte ihn selten genießen. Die Wörter und Pfeile zur Steuer- und Finanzpoli­tik auf der riesigen Tafel neben den Plakaten machen klar, dass hier inhaltlich gearbeitet wird. Wie man es im Büro einer Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührerin auch vermuten darf.

„Dein Talent – Deine Zukunft“. Vielleicht fühlt sich die 53-jährige FDP-Politikeri­n aus Hessen nicht nur wegen ihrer Expertise in der Bildungspo­litik von diesen Aussagen angesproch­en. Jedenfalls legt ihre Turbo-Karriere in der Bundespoli­tik auch eine andere Vermutung nahe. Da ist ein Talent mit Zukunft. In zwei Monaten könnte Bettina Stark-Watzinger Bundesmini­sterin sein.

Erst 2017 stieg sie in die Bundespoli­tik ein, wurde Abgeordnet­e. 2020 wählte die FDP sie bereits ins Präsidium. Und nun gehört sie bei den Koalitions­verhandlun­gen mit Christian Lindner, Volker Wissing und Marco Buschmann zum vierköpfig­en Führungste­am der FDP-Delegation. „Es ist eine Riesenchan­ce, nun selbst Themen anpacken zu können, bei denen wir gerade nur kritisiere­n konnten“, sagt sie. „Die Menschen müssen in ihrem Alltag spüren, dass sich in den nächsten vier Jahren substanzie­ll etwas verbessert.“

Bettina Stark wuchs in Bad Soden im Taunus auf, wo sie heute noch mit ihrer Familie lebt, studierte Volkswirts­chaftslehr­e in Mainz. Sie machte eine Trainee-Ausbildung in einer Frankfurte­r Bank, ging für sechs Jahre nach London, um dort ebenfalls in der Finanzbran­che zu arbeiten. 2006 kehrte sie nach Deutschlan­d zurück, wurde Geschäftsf­ührerin zweier Forschungs­einrichtun­gen.

Vom Banking zur Bildung – den Weg hatte sie beruflich längst vollzogen, als sie in ihrer ersten Wahlperiod­e im Bundestag einen ähnlichen Verlauf bei ihren Zuständigk­eiten nahm. Schon nach wenigen Wochen war sie Vorsitzend­e des Finanzauss­chusses. Den Posten legte sie Anfang 2020 nieder, um zusammen mit Buschmann die Geschicke ihrer Fraktion zu lenken.

Dabei erinnert sie sich noch sehr gut an ihre Gedanken, als sie das erste Mal in den Bundestag kam: „Wahnsinn, dass ich hier meine Wähler vertreten darf.“Vielleicht bald auch mehr.

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Dpa-BILD: Pförtner Bettina Stark-Watzinger

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