Sambaschule unterm Kreuz der Kirche
Claudia Krahn wohnt in ehemaligem Gemeindehaus am Lerigauweg – Der Gemeinde abgekauft
Oldenburg – Eine ehemalige Kirche als Wohnung? Schwer vorstellbar, und doch ist Claudia Krahn seit einigen Tagen stolze Besitzerin einer Immobilie, die einst zur Kirchengemeinde Eversten-Nord gehörte.
Das Haus, in dem bis zum Einzug von Claudia Krahn mit ihrer Familie im Jahr 2000 Pastoren gewohnt haben, wurde 1959 an der Ecke Lerigauweg/Balthasarweg in Eversten gebaut. In dieser Gegend schossen in den 50er und 60er Jahren viele Neubauten aus dem Boden – Einfamilien- und Reihenhäuser sowie große Wohnblocks. Eversten wuchs und mit dem Zuzug der Menschen wuchs die Kirchengemeinde mit.
Vorher Pfarrwohnung
Am 18. Dezember 1972 beschloss der Verbandskirchenrat, das Haus Lerigauweg 65 als Pfarrwohnung für Pastor Meißner zu kaufen. Ein Unterrichtsund Gruppenraum sowie eine Teeküche wurden angebaut, der Keller sollte für die Jugendarbeit genutzt werden. Der Anbau erhielt 1992 noch einen Dachaufbau.
Pastor Meißner zog im November 1974 ein und am 23. Februar 1975 wurde der Gemeindehausteil durch Oberkirchenrat Höpken mit einen Gottesdienst eröffnet. Dort fanden nun der kirchliche Unterricht für die Konfirmanden, die Jugendarbeit, später auch Sozialarbeit und die Treffen der einzelnen Kreise und Gruppen aber auch Familiengottesdienste statt.
Sambaschule im Haus
Sparzwänge führten ab Mitte der 90er Jahre zu Umstrukturierungen, die unter anderem die Schließung des Gemeindehauses am Lerigauweg zur Folge hatte. Für Claudia Krahn und ihre Familie ein Glücksfall, sie konnte von Hu
de nach Oldenburg ziehen und schloss 2000 den ersten Mietvertrag ab, der zunächst für ein Jahr galt, immer wieder verlängert wurde, bis sie endlich einen festen Mietvertrag bekamen. Die zähen Verhandlungen mit der Kirche und den Banken haben sich über drei Jahre hingezogen und sie viele Nerven gekostet und ihr schlaflose Nächte bereitet.
Ab 2003 baute Claudia Krahn dann die Sambaschule
Eversten auf. „Früher als Unternehmen, heute starten wir als Verein neu“, erzählt die 54-Jährige Mutter von zwei Töchtern und Großmutter eines Jungen, von ihrem Mann ist sie mittlerweile geschieden. Geprobt wird im schallgedämmten Keller. Die Samba liebt Claudia Krahn mit vollem Herzen, verbringt unzählige Stunden beim Nähen der Kostüme, allein der Bikini für eine ihrer Töchter ist mit
20000 kleinen Pailletten und jeweils einer Perle besetzt. Mit dem Brasilienvirus hat sie sich 1989 auf Reisen in das südamerikanische Land infiziert – jeweils zu Ostern, also nicht in der Karnevalszeit.
Auf 425 Quadratmetern
Ihr Haus auf dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück bietet 425 Quadratmeter Wohnfläche. Genug Platz, um
immer wieder Mieterinnen und Mietern ein Dach auf Zeit über dem Kopf zu bieten, die über Kontakte zu Freunden und Bekannten bei ihr landen, um in Oldenburg zu studieren oder zu arbeiten.
Claudia Krahn lebt mit ihrer Kreativität ein abwechslungsreiches Leben – hauptberuflich arbeitet sie als Chemieund Mathematik-Lehrerin am Delmenhorster Gymnasium an der Willmsstraße.