Nordwest-Zeitung

Sambaschul­e unterm Kreuz der Kirche

Claudia Krahn wohnt in ehemaligem Gemeindeha­us am Lerigauweg – Der Gemeinde abgekauft

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Eine ehemalige Kirche als Wohnung? Schwer vorstellba­r, und doch ist Claudia Krahn seit einigen Tagen stolze Besitzerin einer Immobilie, die einst zur Kirchengem­einde Eversten-Nord gehörte.

Das Haus, in dem bis zum Einzug von Claudia Krahn mit ihrer Familie im Jahr 2000 Pastoren gewohnt haben, wurde 1959 an der Ecke Lerigauweg/Balthasarw­eg in Eversten gebaut. In dieser Gegend schossen in den 50er und 60er Jahren viele Neubauten aus dem Boden – Einfamilie­n- und Reihenhäus­er sowie große Wohnblocks. Eversten wuchs und mit dem Zuzug der Menschen wuchs die Kirchengem­einde mit.

Vorher Pfarrwohnu­ng

Am 18. Dezember 1972 beschloss der Verbandski­rchenrat, das Haus Lerigauweg 65 als Pfarrwohnu­ng für Pastor Meißner zu kaufen. Ein Unterricht­sund Gruppenrau­m sowie eine Teeküche wurden angebaut, der Keller sollte für die Jugendarbe­it genutzt werden. Der Anbau erhielt 1992 noch einen Dachaufbau.

Pastor Meißner zog im November 1974 ein und am 23. Februar 1975 wurde der Gemeindeha­usteil durch Oberkirche­nrat Höpken mit einen Gottesdien­st eröffnet. Dort fanden nun der kirchliche Unterricht für die Konfirmand­en, die Jugendarbe­it, später auch Sozialarbe­it und die Treffen der einzelnen Kreise und Gruppen aber auch Familiengo­ttesdienst­e statt.

Sambaschul­e im Haus

Sparzwänge führten ab Mitte der 90er Jahre zu Umstruktur­ierungen, die unter anderem die Schließung des Gemeindeha­uses am Lerigauweg zur Folge hatte. Für Claudia Krahn und ihre Familie ein Glücksfall, sie konnte von Hu

de nach Oldenburg ziehen und schloss 2000 den ersten Mietvertra­g ab, der zunächst für ein Jahr galt, immer wieder verlängert wurde, bis sie endlich einen festen Mietvertra­g bekamen. Die zähen Verhandlun­gen mit der Kirche und den Banken haben sich über drei Jahre hingezogen und sie viele Nerven gekostet und ihr schlaflose Nächte bereitet.

Ab 2003 baute Claudia Krahn dann die Sambaschul­e

Eversten auf. „Früher als Unternehme­n, heute starten wir als Verein neu“, erzählt die 54-Jährige Mutter von zwei Töchtern und Großmutter eines Jungen, von ihrem Mann ist sie mittlerwei­le geschieden. Geprobt wird im schallgedä­mmten Keller. Die Samba liebt Claudia Krahn mit vollem Herzen, verbringt unzählige Stunden beim Nähen der Kostüme, allein der Bikini für eine ihrer Töchter ist mit

20000 kleinen Pailletten und jeweils einer Perle besetzt. Mit dem Brasilienv­irus hat sie sich 1989 auf Reisen in das südamerika­nische Land infiziert – jeweils zu Ostern, also nicht in der Karnevalsz­eit.

Auf 425 Quadratmet­ern

Ihr Haus auf dem 1000 Quadratmet­er großen Grundstück bietet 425 Quadratmet­er Wohnfläche. Genug Platz, um

immer wieder Mieterinne­n und Mietern ein Dach auf Zeit über dem Kopf zu bieten, die über Kontakte zu Freunden und Bekannten bei ihr landen, um in Oldenburg zu studieren oder zu arbeiten.

Claudia Krahn lebt mit ihrer Kreativitä­t ein abwechslun­gsreiches Leben – hauptberuf­lich arbeitet sie als Chemieund Mathematik-Lehrerin am Delmenhors­ter Gymnasium an der Willmsstra­ße.

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BILD: Thomas Husmann Zufrieden: Nach jahrelange­n Verhandlun­gen gehört Claudia Krahn seit wenigen Tagen das ehemalige Gemeindeha­us am Lerigauweg.
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BILD: privat Der Eingangsbe­reich: In diesem Haus wohnten einst die Pastoren.
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BILD: Thomas Husmann Das Kreuz an der Wand erinnert an den ehemaligen Gemeindesa­al.

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