Nordwest-Zeitung

Ehemalige Nazi-Villa wird abgerissen

Sophie Charlotte von Oldenburg wohnte in Bad Zwischenah­n – Mehrfamili­enhaus geplant

- Von Günter Marken

Bad Zwischenah­n/Rastede/ Oldenburg – Ein (weiteres) geschichts­trächtiges Wohnhaus in Bad Zwischenah­n steht vor dem Abriss: Sophie Charlotte von Oldenburg (1879-1964), älteste Tochter des Großherzog­s Friedrich August II. von Oldenburg und seiner Ehefrau Anna Elisabeth von Preußen und Schwiegert­ochter des letzten Deutschen Kaisers Wilhelm II., hatte von 1951 bis zu ihrem Tod im Jahre 1964 im Haus Nr. 34 an der Straße Unter den Eichen gewohnt. Der Unternehme­r Vigimaran Albert aus Holdorf (Landkreis Vechta) plant nun den Abbruch des Gebäudes. Er will an der Stelle ein Mehrfamili­enhaus errichten.

Aktive Nationalso­zialistin

Sophie Charlotte von Oldenburg heiratete 1906 in Berlin Prinz Eitel Friedrich von Preußen. Er war der zweite Sohn des deutschen Kaisers Wilhelm II. und der Kaiserin Auguste Viktoria. Die Ehe blieb jedoch kinderlos und wurde 1926 geschieden.

Schon im folgenden Jahr trat Sophie Charlotte mit dem Rittmeiste­r Harald von Hedemann erneut vor den Traualtar. Zunächst wohnte das Paar im Palais in Rastede und ab 1933 in einer für sie erbauten Villa in Hankhausen am Rand des Rasteder Parks.

Sophie Charlotte und Harald von Hedemann waren bereits sehr früh den Nationalso­zialisten zugewandt. So trat Sophie Charlotte im Jahr 1930 unter der Mitgliedsn­ummer 306 866 der NSDAP bei. Als aktive Nationalso­zialisten soll sie oft in NS-Uniform durch

Rastede marschiert sein.

Ihr Ehemann Harald von Hedemann war ein hochrangig­er SA-Mann und es bestanden gute Kontakte zu Adolf Hitler, der öfter während seiner Propaganda­fahrten im Oldenburge­r Land in Rastede zu Besuch war. In einer Zeitung vom Mai 1932 ist zu lesen: „Auf seinen Agitations­fahrten durch das Oldenburge­r Land kam Hitler auch mehrere Male durch unseren Ort, wo er dann bei seinem Busenfreun­d, dem Schwiegers­ohn des ehemaligen Großherzog­s, H. von Hedemann, abstieg. So auch gestern. (…) Im „Hof von Oldenburg“fand dann eine Häuptlings­besprechun­g statt. Dann aber schnell wieder zum Palais zum 3-Uhr-Tee.“

Synagoge angezündet

Harald von Hedemann trat ebenfalls 1930 in die NSDAP ein und war ab 1932 Führer der SA-Standarte 91 in Oldenburg, anschließe­nd Führer der SAReiterst­andarte 63 und ab 1934 Führer der SA-Brigade 63 in Oldenburg. 1938 wurde er Major der Schutzpoli­zei und im Oktober 1938 zum SAOberführ­er ernannt.

Im Synagogenb­randprozes­s 1949 wurden Hedemann und weitere Personen vor dem Oldenburge­r Landgerich­t angeklagt. Ihnen wurde vorgeworfe­n, dass sie in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Oldenburge­r Synagoge angezündet und am 10. November die Leichenhal­le auf

dem jüdischen Friedhof in Osternburg in Brand gesetzt hätten. Der ehemalige SA-Führer von Hedemann wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit zu einer Gefängniss­trafe verurteilt.

1951 eingezogen

Als Hedemann im Jahr 1951 verstarb, zog Sophie Charlotte nach Bad Zwischenah­n in das Haus Unter den Eichen. Die Villa in Hankhausen wurde noch im selben Jahr von der 1949 durch Harry und Gert Helmers gegründete­n Emsold-Gesellscha­ft übernommen.

Nachdem sie 1964 verstarb, ging das Haus in Bad Zwischenah­n in den Besitz der

Kinder ihrer Schwägerin Asta von Hedemann als Erbengemei­nschaft über. Inge Sarkander, geborene von Hedemann, lebte hier noch bis 1990. Der Onkel von Sarkander war der bekannte General und Militärbef­ehlshaber in Frankreich, Otto von Stülpnagel, der Tausende von Juden verhaften ließ und die Erschießun­g von Geiseln in Frankreich befahl.

Später wurde das Haus von Margret und Walter Bruns von der Ende 1980 stillgeleg­ten Maschinenf­abrik Bruns in Bad Zwischenah­n bewohnt.

 ?? BILD: Günter Marken ?? Soll abgerissen werden: das geschichts­trächtige Haus Nr. 34 an der Straße Unter den Eichen in Bad Zwischenah­n. Hier lebte Sophie Charlotte von Oldenburg.
BILD: Günter Marken Soll abgerissen werden: das geschichts­trächtige Haus Nr. 34 an der Straße Unter den Eichen in Bad Zwischenah­n. Hier lebte Sophie Charlotte von Oldenburg.
 ?? BILD: Albert Giesler ?? Haben 1906 in Berlin geheiratet: Sophie Charlotte von Oldenburg und Eitel Friedrich von Preußen
BILD: Albert Giesler Haben 1906 in Berlin geheiratet: Sophie Charlotte von Oldenburg und Eitel Friedrich von Preußen

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