Nordwest-Zeitung

Zum Verzehr nicht wirklich geeignet

Alle Produkte im Test enthalten mindestens die kritische Substanz Titandioxi­d

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Berlin/TD – Alle Lippenstif­te im Test enthalten mindestens einen kritischen Stoff. Kein Produkt schneidet gut ab, zwei sind sogar mangelhaft – auch das teuerste Markenprod­ukt.

Rot-bräunliche Töne in Rosenholz sind gerade sehr angesagt für die Lippen. Der Mund sieht damit gepflegt und natürlich aus. Die Stiftung Warentest hat 17 Lippenstif­te in diesem Farbton geprüft – das Ergebnis ist ernüchtern­d: Alle Stifte enthalten Titandioxi­d, auch Naturkosme­tik. Die Stiftung ordnet die Substanz erstmals als Schadstoff ein, weil sie bei Lippenstif­t mitverzehr­t werden kann.

Zwei Stifte mangelhaft

Zwei Stifte sind mangelhaft, weil sie stark mit kritischen Mineralölb­estandteil­en und mineralöla­rtigen Substanzen belastet sind: Rouge Coco Ultra Hydrating Lip Colour 428 von Chanel – mit 38 Euro der teuerste Stift im Test – und Full Satin Lipstick 030 von Catrice (4 Euro). Immerhin: Deckkraft und Pflege stimmen meist.

Schädigung des Erbguts

Das weißende Farbpigmen­t Titandioxi­d galt lange als unbedenkli­ch. Das hat sich geändert. Grund ist eine Neubewertu­ng von Titandioxi­d als Zusatzstof­f für Lebensmitt­el durch die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it (Efsa). Den Verdacht einer erbgutschä­digenden Wirkung konnte sie bei Verzehr der Substanz nicht entkräften. Das bedeutet: Das genetische Material von Zellen kann geschädigt werden und eventuell sogar Krebs entstehen.

Kein Stift schadstoff­frei

Die Tester erreichte die Neuigkeit von der Neubewer

tung mitten im Test. Da auch von Lippenstif­ten immer etwas verschluck­t wird, prüften sie kurz entschloss­en alle Stifte auf Titandioxi­d – und wiesen es in jedem nach. Sie entschiede­n sich, Titandioxi­d

erstmals als Schadstoff zu bewerten. Konsequenz: Kein Lippenstif­t im Test war komplett schadstoff­frei, keinen können die Tester aus Gründen des vorsorgend­en Verbrauche­rschutzes uneingesch­ränkt empfehlen.

Mineralöl problemati­sch

Von Gesundheit­srisiken durch Mineralölb­estandteil­e weiß die Welt schon seit fast zehn Jahren. 2012 stufte die Efsa die Menge an Mineralölb­estandteil­en vom Typ Mosh,

die Menschen über Lebensmitt­el aufnehmen, als „potenziell besorgnise­rregend“ein. Sie können sich in Organen und Geweben anlagern – die Folgen sind noch unklar. Auch über Lippenstif­t können Menschen die Substanzen aufnehmen – wer sich täglich schminkt, kann bis zu etwa fünf Lippenstif­te im Jahre verzehren.

Natürlich ohne Mineralöl

Die Hersteller setzen in fast allen Stiften der konvention­ellen Kosmetik im Test bewusst Mineralölb­estandteil­e und synthetisc­he Pendants ein. Die Substanzen verleihen etwa Konsistenz, Pflege und Glanz. Nur der konvention­elle Stift von Rival de loop von Rossmann, der von Annemarie Börlind und alle fünf Produkte mit Naturkosme­tik-Siegel verzichten darauf.

Die Tester haben die beiden Anbieter der Stifte mit den höchsten Gehalten mit ihren Ergebnisse­n konfrontie­rt. Anders als die Tester zeigten sie sich wenig besorgt.

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Dpa-BILD: Christin Klose Optisch ansprechen­d, aber nicht gut: Alle getesteten Lippenstif­te enthalten kritische Substanzen. Chanel und Catrice schneiden sogar mangelhaft ab.
 ?? Dpa-BILD: Ralph Kaiser ?? Sechs Lippenstif­te enthalten nur wenig bis mittel viel Titandioxi­d.
Dpa-BILD: Ralph Kaiser Sechs Lippenstif­te enthalten nur wenig bis mittel viel Titandioxi­d.

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