Fataler Irrtum
Es war ein bemerkenswertes Interview, das Patrick Wasserziehr da mit Joshua Kimmich geführt hat. Fünf Minuten lang befragte der Sky-Reporter den Bayern-Star zu seiner Verweigerung der Corona-Impfung. Manchmal wird es ja beim Zuschauen unangenehm, wenn ein Journalist so lange nachbohrt. Das war auch diesmal so – aber diesmal zu Recht.
Zugute halten muss man beiden: Sie sind sachlich geblieben, respektvoll. Wasserziehr sagte, er sei anderer Meinung, blieb aber professionell, stellte nur Fragen. Berechtigte Fragen. Beides – andere Meinungen sowie Fragen dazu – muss man aushalten. Der Sky-Mann war gut vorbereitet – aber das war Kimmich auch, der auf alles eine Antwort hatte. 2G im Stadion – aber nicht für Kimmich? Für die Zuschauer sei das Freizeit, für ihn Arbeitsplatz, meinte er. Und bedankte sich, nicht als „Impfleugner“abgestempelt zu werden, Wasserziehr stattdessen nach Beweggründen fragt.
Und da sind wir am Knackpunkt: Die „Beweggründe“Kimmichs sind nämlich dürftig – und sehr leicht zu widerlegen. Er äußerte lediglich „Bedenken wegen fehlender Langzeitstudien“. Dabei gibt es bei keiner (!) Impfung Langzeitfolgen, es braucht also keine Langzeitstudien. Daran gibt es wissenschaftlich keinen Zweifel. Das zu wissen, wäre ein Ass in Wasserziehrs Ärmel gewesen. Und weil das Thema Impfen ein so prekäres ist, ist es mindestens wünschenswert, wenn auch Sportreporter über den Spielfeldrand schauen und solche Fakten parat haben.
Zu Kimmich bleibt zu sagen: Daneben, dass es nicht klug ist, sich nicht impfen zu lassen – zumal auf Basis einer fatalen Wissenslücke! –, ist es nicht klug, das im TV zu sagen. Er hätte wissen müssen, dass das eine riesige Debatte lostritt, die nicht in seinem Sinne sein kann. Zudem: Bundesliga-Profis sind Vorbilder, hatten noch im ersten Lockdown das Privileg, wieder kicken zu dürfen. Auch wenn es ihr Job ist, kann man mehr Demut erwarten.
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