Nordwest-Zeitung

Corona-Lage im Land verschlech­tert sich

Mehr Infizierte in Kliniken und auf Intensivst­ationen in Niedersach­sen

- Von Friedemann Kohler

Hannover/Im Nordwesten – Wie in anderen Bundesländ­ern verschlech­tert sich die Corona-Lage auch in Niedersach­sen allmählich – wenngleich noch auf etwas niedrigere­m Niveau.

Die Hospitalis­ierungsinz­idenz stieg am Montag leicht. Sie lag bei 2,4 Neuaufnahm­en von Covid-19-Kranken in Kliniken pro 100000 Einwohner während der vergangene­n sieben Tage (Vortag 2,3). Für Gesundheit­sbehörden und Kommunen ist dies der wichtigste Indikator zur Bewertung der Pandemie-Situation. Auf den Intensivst­ationen waren am Montag 4,0 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten mit Covid-19-Patienten belegt (Vortag 3,5 Prozent).

Auch die Inzidenz neuer Corona-Fälle stieg weiter auf 61,3 (Vortag 60,7). So viele Neuinfekti­onen mit dem Virus binnen einer Woche je 100000 Einwohner registrier­te das Robert Koch-Institut (RKI). Landesweit am höchsten war die Inzidenz im Kreis Cloppenbur­g mit 184,2. Es folgten die Kreise Emsland (118,6) und Vechta (93,3). Der Kreis Rotenburg/Wümme (21,9) hatte den niedrigste­n Wert, die Stadt Oldenburg den zweitniedr­igsten (23,0).

Bundesweit ist die SiebenTage-Inzidenz bei den CoronaNeui­nfektionen seit dem Wochenende wieder dreistelli­g. Am Montag berechnete das RKI einen Wert von 110,1 (Vortag 106,3, Vorwoche 74,4).

Angesichts der derzeit steigenden Infektions­zahlen in Deutschlan­d wird seit Tagen über das mögliche Auslaufen der sogenannte­n epidemisch­en Lage diskutiert, Kritiker befürchten einen „Flickentep­pich“an Maßnahmen und Regelungen, wenn dieser Ausnahmezu­stand zum 25. November auslaufen sollte.

■ Unserer Berlin-Korrespond­ent Martin Kessler betont: Der Anstieg der Inzidenzen ist gar nicht so harmlos, wie viele jetzt tun – vor allem für Ungeimpfte. Seinen Kommentar lesen Sie auf

Gefühlt mag die Corona-Pandemie die Menschen nicht mehr allzu sehr verunsiche­rn. Doch das Auf und Ab der Infektione­n entspricht dem typischen Verlauf einer weiterhin hochanstec­kenden Krankheit.

Die Zahl der Inzidenz, also der wöchentlic­hen Ansteckung­en pro 100 000 Einwohner, blieb zwar Anfang Oktober lange Zeit konstant, stieg dann langsam an, um in den vergangene­n Tagen erheblich an Tempo zuzulegen. Am Montag lag sie bei 110, bis Mitte November könnten Werte von mehr als 300 erreicht werden, wie einige Simulation­srechnunge­n zeigen. Wohlgemerk­t könnten. Denn eine Prognose verbietet sich angesichts der Unsicherhe­it darüber, wie sich die Menschen in der kälteren Jahreszeit verhalten.

Richtig ist, dass unsere Impfquote zu niedrig ausfällt. Dabei hängt es entscheide­nd von ihr ab, wie stark die Zahlen nach oben schnellen. Und ab einem gewissen Schwellenw­ert steigen auch die Krankenhau­seinweisun­gen und die Belegung der Intensivst­ationen. Auch hier sind wie im ersten Corona-Winter bis zu 6000 Intensivpa­tienten möglich, wenn sich das Verhalten der Menschen nicht deutlich ändert oder die Impfquote noch mal wächst.

Die führenden Experten sind sich weitgehend einig, dass vor allem die Ungeimpfte­n zur Dynamik beitragen. Hinzukommt, dass auch Geimpfte vor den Tücken der Ansteckung und selbst schwerer Verläufe nicht vollständi­g gefeit sind. Deshalb ist weiterhin äußerste Vorsicht geboten.

Das heißt nicht, dass die scheidende oder die neue Bundesregi­erung erneut zum Mittel des Lockdowns greifen muss. Auch die Landesregi­erungen könnten weiterhin bei ihrem gemäßigten Kurs bleiben. Allerdings verbieten sich ein vorgezogen­er Freiheitst­ag oder gar ein Ende der epidemisch­en Lage, so sehr wir uns das wünschen. Das Coronaviru­s schert sich nicht darum.

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