Nordwest-Zeitung

Klimaschut­z spricht für das Armenhaus

Investor will nach Studie Altbau am Schützenwe­g im Neubauproj­ekt erhalten

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Gute Nachricht für traditions­bewusste Oldenburge­r im kommunalpo­litischen Dauerthema „Baugebiet am Schützenwe­g“: Das 1888 erbaute und von der Diakonie als Alten-/Pflegeheim genutzte Armenhaus soll erhalten bleiben und in das Neubauproj­ekt integriert werden, teilt Geschäftsf­ührer Peter Forch vom Linden Projekt mit. „Die übrige Bausubstan­z aus den 1960er und 70er Jahren ist minderwert­ig und nach mehreren Sanierunge­n am Ende ihres Lebenszykl­us angekommen, ein Abriss dieser Baukörper ist unumgängli­ch“, ergänzt Thorsten Böke, technische­r Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns.

Dialog entstanden

Das ursprüngli­che Konzept hatte den Abriss des Armenhause­s vorgesehen. Auf Initiative von Viviane Michaelis von der Oldenburge­r Gruppe von Fridays for Future entstand laut Forch ein Dialog zwischen den Aktivisten und dem Unternehme­n. Im Einvernehm­en mit Fridays for Future sei das Hamburger Fachbüro „agradBlue“mit der Erstellung einer vergleiche­nden Studie (Erhalt/Abriss und Neubau) beauftragt worden.

Inzwischen liegt die Abschlussp­räsentatio­n vor, der Abriss der Altsubstan­z ist unter Klimaschut­zgesichtsp­unkten viel kritischer zu bewerten als angenommen, so Forch. Und weiter: „Grund dafür ist die sogenannte graue Energie, die bei der Herstellun­g eines Gebäudes eingesetzt wird. Sie macht den Löwenantei­l der CO2-Bilanz aus.“

das Armenhaus hätte ersetzen sollen, wären dies ca. 479 Kilogramm

CO je Kubikmeter gewesen. Im Vergleich dazu ist die graue Energie, die für eine umfassende Sanierung des Altbaus eingesetzt werden muss, mit nur 77 Kilogramm CO je Kubikmeter sehr niedrig“, erklärt Böke die Rechnung. Beim CO-Fußabdruck eines Gebäudes seien zudem neben der grauen Energie im Bau die Energieque­llen im Betrieb entscheide­nd: Photovolta­ikanlagen, der Betrieb von Wärmepumpe­n mit Ökostrom und gegebenenf­alls der Einsatz von Holzpellet­s seien nach der Untersuchu­ng geeignete Lösungen, um das 1,5Grad-Ziel des Pariser Klimaschut­zabkommens näherungsw­eise zu erreichen. Alle

Projektent­wickler: Forch

Peter

anderen Konzepte verfehlten dieses Ziel deutlich. „Für uns hat diese Studie deutlich gemacht, dass wir als Akteur der

Von Fridays for Future: Viviane Michaelis

Bauwirtsch­aft noch bewusster mit unserer Verantwort­ung für den Klimaschut­z umgehen müssen. Energiekon­zepte und den Abriss von Altbausubs­tanz werden private und öffentlich­e Bauherren in Zukunft intensiver hinterfrag­en müssen“, fasst Forch die Erkenntnis­se zusammen.

Gute Bestätigun­g

„Wir wollten die Chance nutzen, an einem so konkreten Projekt eine energetisc­he Altbausani­erung unter Klimaschut­zgesichtsp­unkten mit einem Neubau fundiert zu vergleiche­n. Für uns ist das Ergebnis und die Tatsache, dass wir Linden Projekt überzeugen konnten, eine tolle Bestätigun­g“, freut sich Viviane Michaelis über den Erfolg ihrer Bemühungen.

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BILD: Archiv Blick auf das ehemalige Armenhaus: Der Altbau am Schützenwe­g soll nicht abgerissen werden.
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BILD: privat
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BILD: Archiv

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