Klimaschutz spricht für das Armenhaus
Investor will nach Studie Altbau am Schützenweg im Neubauprojekt erhalten
Oldenburg – Gute Nachricht für traditionsbewusste Oldenburger im kommunalpolitischen Dauerthema „Baugebiet am Schützenweg“: Das 1888 erbaute und von der Diakonie als Alten-/Pflegeheim genutzte Armenhaus soll erhalten bleiben und in das Neubauprojekt integriert werden, teilt Geschäftsführer Peter Forch vom Linden Projekt mit. „Die übrige Bausubstanz aus den 1960er und 70er Jahren ist minderwertig und nach mehreren Sanierungen am Ende ihres Lebenszyklus angekommen, ein Abriss dieser Baukörper ist unumgänglich“, ergänzt Thorsten Böke, technischer Geschäftsführer des Unternehmens.
Dialog entstanden
Das ursprüngliche Konzept hatte den Abriss des Armenhauses vorgesehen. Auf Initiative von Viviane Michaelis von der Oldenburger Gruppe von Fridays for Future entstand laut Forch ein Dialog zwischen den Aktivisten und dem Unternehmen. Im Einvernehmen mit Fridays for Future sei das Hamburger Fachbüro „agradBlue“mit der Erstellung einer vergleichenden Studie (Erhalt/Abriss und Neubau) beauftragt worden.
Inzwischen liegt die Abschlusspräsentation vor, der Abriss der Altsubstanz ist unter Klimaschutzgesichtspunkten viel kritischer zu bewerten als angenommen, so Forch. Und weiter: „Grund dafür ist die sogenannte graue Energie, die bei der Herstellung eines Gebäudes eingesetzt wird. Sie macht den Löwenanteil der CO2-Bilanz aus.“
das Armenhaus hätte ersetzen sollen, wären dies ca. 479 Kilogramm
CO je Kubikmeter gewesen. Im Vergleich dazu ist die graue Energie, die für eine umfassende Sanierung des Altbaus eingesetzt werden muss, mit nur 77 Kilogramm CO je Kubikmeter sehr niedrig“, erklärt Böke die Rechnung. Beim CO-Fußabdruck eines Gebäudes seien zudem neben der grauen Energie im Bau die Energiequellen im Betrieb entscheidend: Photovoltaikanlagen, der Betrieb von Wärmepumpen mit Ökostrom und gegebenenfalls der Einsatz von Holzpellets seien nach der Untersuchung geeignete Lösungen, um das 1,5Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens näherungsweise zu erreichen. Alle
Projektentwickler: Forch
Peter
anderen Konzepte verfehlten dieses Ziel deutlich. „Für uns hat diese Studie deutlich gemacht, dass wir als Akteur der
Von Fridays for Future: Viviane Michaelis
Bauwirtschaft noch bewusster mit unserer Verantwortung für den Klimaschutz umgehen müssen. Energiekonzepte und den Abriss von Altbausubstanz werden private und öffentliche Bauherren in Zukunft intensiver hinterfragen müssen“, fasst Forch die Erkenntnisse zusammen.
Gute Bestätigung
„Wir wollten die Chance nutzen, an einem so konkreten Projekt eine energetische Altbausanierung unter Klimaschutzgesichtspunkten mit einem Neubau fundiert zu vergleichen. Für uns ist das Ergebnis und die Tatsache, dass wir Linden Projekt überzeugen konnten, eine tolle Bestätigung“, freut sich Viviane Michaelis über den Erfolg ihrer Bemühungen.