Wenn die Schwachstelle bricht
Umgehende Operation kann die Heilung beschleunigen
Trotz stetig verbesserter OP- und Therapieverfahren ist eine Schenkelhalsfraktur für ältere Menschen eine lebensbedrohliche Verletzung. Die ein Jahr nach der Operation gemessene Mortalitätsrate ist zwar deutlich gesunken. Sie beträgt bei älteren Betroffenen aber immer noch zwischen zehn und 20 Prozent innerhalb der ersten 90 Tage. Der Grund ist weniger die Verletzung selbst, betont Dr. Lars Heide: „Viele sind schon zuvor in einem schlechten Zustand und können sich nicht mehr richtig von der OP erholen.“
Brake – Ein Oberschenkelhalsbruch kann in jedem Alter auftreten. Bei jüngeren Menschen entsteht er meistens infolge eines Unfalls etwa mit dem Fahrrad oder einem EScooter. Im höheren Alter steigt das Risiko für die Verletzung deutlich an. Wesentliche Gründe sind neben einer reduzierten Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit oft die Auswirkungen chronischer Erkrankungen, die das körperliche und geistige Leistungsvermögen schwächen. Dazu kommt eine mit dem Alter abnehmende Knochendichte.Zusätzlich sorgt häufig eine Osteoporose dafür, dass die Knochen weniger elastisch sowie schwächer – und damit anfälliger für eine Fraktur – werden.
Der Oberschenkelhals sitzt zwischen dem Schaft und dem Kopf des Oberschenkels, der wiederum die Verbindung zum Hüftgelenk herstellt. Der ansonsten zu den stärksten Haltestrukturen des Körpers zählende Oberschenkelknochen ist im Bereich des Schenkelhalses vergleichsweise schwach ausgebildet. „Wenn der knöcherne Halteapparat wegen des altersbedingten Verschleißes oder einer Erkrankung geschwächt ist, kann an dieser Schwachstelle bereits eine unglückliche Bewegung oder Fehlbelastung mit Sturz zu einem Bruch führen“, erklärt Dr. Lars Heide, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im St. Bernhard-Hospital Brake.
Unerträgliche Schmerzen
Typische Anzeichen für einen Oberschenkelhalsbruch sind neben starken Schmerzen erhebliche Funktionseinschränkungen im Bereich der Hüfte. In vielen Fällen ist das verletzte Bein verkürzt und sichtbar nach außen rotiert. Betroffene werden in der Regel mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme eingeliefert. „Sie können sich meistens nicht mehr ohne Hilfe bewegen und empfinden bei jeder Bewegung des betroffenen Beins unerträgliche Schmerzen“, berichtet Dr. Heide.
Als erste Akut-Maßnahme nach der Notfalleinlieferung erfolgt meistens die Versorgung mit schmerzlindernden Medikamenten und die Stabilisierung des Kreislaufs mittels einer Infusion. Zur Aufklärung des Fraktur-Verdachts ist neben einem Gespräch des Arztes mit dem Patienten über das Zustandekommen der Verletzung zunächst eine körperliche Untersuchung nötig.
Weitere Sicherheit bringen Röntgenaufnahmen des verletzten Bereichs. Darüber hinaus kann mitunter eine CTUntersuchung sinnvoll sein, um das Ausmaß und den Verlauf der Fraktur genau erkennen
zu können. Nicht zuletzt muss zur Einschätzung des OP-Risikos auch unter Einbeziehung des Hausarztes geklärt werden, ob und unter welchen akuten oder chronischen Erkrankungen der Patient leidet.
Binnen 24 Stunden OP
Um eine gerade für ältere Menschen schädliche längere Bettlägerigkeit zu vermeiden, muss ein Oberschenkelhalsbruch möglichst schnell behoben werden. Die dafür erforderliche Operation sollte möglichst innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Einlieferung
des Patienten durchgeführt werden. Die Art der OP hängt abgesehen von Lage und Ausmaß der Fraktur vor allem vom Alter des Betroffenen ab.
In jüngeren Jahren kann der verletzte Knochen meistens mit speziellen Schrauben stabilisiert werden. Der Bruch kann dann binnen einiger Wochen ausheilen. Im höheren Alter reicht die Regenerationsfähigkeit des Knochens dafür nicht aus. Ältere Patienten werden daher fast immer mit einer in das Hüftgelenk eingepassten Prothese versorgt. Mit dieser Endoprothese wird eine sichere Verbindung zwischen Bein und Rumpf hergestellt.