Wie Vereine auf Vorfall reagieren
Gäste-Spieler von Tribüne beleidigt – VfB Oldenburg verurteilt Rassismus
Oldenburg – Es war eigentlich kein besonderes Fußballspiel. Der VfB Oldenburg, als Tabellenführer der Südstaffel der Regionalliga Nord klarer Favorit, ging gegen den FC Oberneuland früh in Führung, kassierte zwar ein Gegentor, brachte den 3:1-Sieg aber genauso ungefährdet wie unspektakulär nach Hause. Umso schwerer wog der fade Beigeschmack, den die Partie am Sonntag im Marschwegstadion hinterließ, denn ein Spieler des Gästeteams, Ebrima Jobe, wurde rassistisch beleidigt. Erfreulich wiederum ist, wie die Vereine damit umgingen, denn die Beleidigung wurde von allen Seiten – auch vom VfB – aufs Schärfste verurteilt.
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Die Zwischenrufe
Zwei Rufe mit rassistischen Beleidigungen seien von der Tribüne zu hören gewesen, sagte Uwe Piehl, Vize-Präsident und Pressesprecher des FC Oberneuland, am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe ganz in der Nähe gesessen, im Block F – wenn man vom Spielfeld auf die Tribüne schaut recht weit links. Ein Mann habe „deutlich vernehmbar ,Scheiß-Neger’ gerufen“, so Piehl. Die in seinem direkten Umfeld sitzenden Birger Winkelvoss (FCOPräsident) und dessen Lebensgefährtin sowie FCO-StadionNamensgeber Marko Mock hätten das ebenfalls gehört. Zuvor sei der gleiche Ruf bereits von woanders zu hören gewesen. In der Aufzeichnung des Spiels bei „Sporttotal“ist tatsächlich ein Zwischenruf zu hören, der genaue Wortlaut aber nicht eindeutig zu verstehen. Gemeint war wohl Oberneulands Stürmer Jobe, der sich auf jeden Fall angesproder
chen fühlte. Daraufhin sei der FCO-Sicherheitsbeauftragte zu seinem VfB-Pendant gegangen, um diesen zu informieren. Schiedsrichter Carsten Wessel bekam das ebenfalls mit und unterbrach das Spiel.
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Die Rote Karte
Was vor der Unterbrechung auf dem Spielfeld geschah:
Kurz nach dem auf „Sporttotal“nicht eindeutig verständlichen Zwischenruf kam Jobe bei einem Zweikampf im VfBStrafraum zu Fall, der Schiedsrichter ließ aber weiterspielen. Beim Zurücklaufen äußerte Jobe seinen Unmut gegenüber VfB-Akteur Dennis Engel, daraufhin trabte VfB-Abwehrspieler Marcel Appiah herbei und in den Laufweg Jobes – daraufhin nach Appiah trat. Es folgte eine Rangelei zwischen einigen Spielern beider Teams. Im Anschluss zeigte Schiedsrichter Wessel Jobe die Rote Karte. Der Oberneuländer warf sich daraufhin konsterniert auf den Boden, wurde von Mitspielern getröstet und vom Feld begleitet. Dann hörte er offenbar die Beleidigung aus Block F.
Schiedsrichter Wessel gab den VfB-Verantwortlichen zu verstehen, das Spiel erst wieder anzupfeifen, wenn es eine Stadiondurchsage gebe. VfBZeugwart Manuel Crölle informierte umgehend Stadionsprecher Heiko Büsselmann, der nicht lang zögerte. Seine Ansage: „Jetzt hört mir mal eben zu. Was hier bei uns im Marschwegstadion gar nicht geht, sind jegliche Auswüchse von rassistischen Beleidigungen...“– der Rest ging bereits im Beifall der Zuschauer und in „Nazis raus“-Rufen unter.
■ Die Durchsage
■ Die Reaktionen
„Das hat den Spieler natürlich zusätzlich verletzt“, sagte FCOTrainer Kristian Arambasic am Montag gegenüber unserer Redaktion zu den Beleidigungen: „Er war ohnehin schon geknickt, weil es seine erste Rote Karte war.“Die Reaktion des VfB aber sei sehr gut gewesen, das betont auch Piehl. VfB-Geschäftsführer Michael Weinberg, der das Spiel auf der Tribüne verfolgte, hat die Zwischenrufe – wie auch viele VfB-Anhänger im Fanblock – nicht mitbekommen. Deshalb sei auch nicht bekannt, wer Jobe beleidigt haben könnte. Weinberg betonte jedoch, dass der VfB sich dafür entschuldigt und solche Beleidigungen „in keinster Weise toleriert“.