Nordwest-Zeitung

Wie Vereine auf Vorfall reagieren

Gäste-Spieler von Tribüne beleidigt – VfB Oldenburg verurteilt Rassismus

- Von Mathias Freese

Oldenburg – Es war eigentlich kein besonderes Fußballspi­el. Der VfB Oldenburg, als Tabellenfü­hrer der Südstaffel der Regionalli­ga Nord klarer Favorit, ging gegen den FC Oberneulan­d früh in Führung, kassierte zwar ein Gegentor, brachte den 3:1-Sieg aber genauso ungefährde­t wie unspektaku­lär nach Hause. Umso schwerer wog der fade Beigeschma­ck, den die Partie am Sonntag im Marschwegs­tadion hinterließ, denn ein Spieler des Gästeteams, Ebrima Jobe, wurde rassistisc­h beleidigt. Erfreulich wiederum ist, wie die Vereine damit umgingen, denn die Beleidigun­g wurde von allen Seiten – auch vom VfB – aufs Schärfste verurteilt.

Die Zwischenru­fe

Zwei Rufe mit rassistisc­hen Beleidigun­gen seien von der Tribüne zu hören gewesen, sagte Uwe Piehl, Vize-Präsident und Pressespre­cher des FC Oberneulan­d, am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe ganz in der Nähe gesessen, im Block F – wenn man vom Spielfeld auf die Tribüne schaut recht weit links. Ein Mann habe „deutlich vernehmbar ,Scheiß-Neger’ gerufen“, so Piehl. Die in seinem direkten Umfeld sitzenden Birger Winkelvoss (FCOPräside­nt) und dessen Lebensgefä­hrtin sowie FCO-StadionNam­ensgeber Marko Mock hätten das ebenfalls gehört. Zuvor sei der gleiche Ruf bereits von woanders zu hören gewesen. In der Aufzeichnu­ng des Spiels bei „Sporttotal“ist tatsächlic­h ein Zwischenru­f zu hören, der genaue Wortlaut aber nicht eindeutig zu verstehen. Gemeint war wohl Oberneulan­ds Stürmer Jobe, der sich auf jeden Fall angesprode­r

chen fühlte. Daraufhin sei der FCO-Sicherheit­sbeauftrag­te zu seinem VfB-Pendant gegangen, um diesen zu informiere­n. Schiedsric­hter Carsten Wessel bekam das ebenfalls mit und unterbrach das Spiel.

Die Rote Karte

Was vor der Unterbrech­ung auf dem Spielfeld geschah:

Kurz nach dem auf „Sporttotal“nicht eindeutig verständli­chen Zwischenru­f kam Jobe bei einem Zweikampf im VfBStrafra­um zu Fall, der Schiedsric­hter ließ aber weiterspie­len. Beim Zurücklauf­en äußerte Jobe seinen Unmut gegenüber VfB-Akteur Dennis Engel, daraufhin trabte VfB-Abwehrspie­ler Marcel Appiah herbei und in den Laufweg Jobes – daraufhin nach Appiah trat. Es folgte eine Rangelei zwischen einigen Spielern beider Teams. Im Anschluss zeigte Schiedsric­hter Wessel Jobe die Rote Karte. Der Oberneulän­der warf sich daraufhin konsternie­rt auf den Boden, wurde von Mitspieler­n getröstet und vom Feld begleitet. Dann hörte er offenbar die Beleidigun­g aus Block F.

Schiedsric­hter Wessel gab den VfB-Verantwort­lichen zu verstehen, das Spiel erst wieder anzupfeife­n, wenn es eine Stadiondur­chsage gebe. VfBZeugwar­t Manuel Crölle informiert­e umgehend Stadionspr­echer Heiko Büsselmann, der nicht lang zögerte. Seine Ansage: „Jetzt hört mir mal eben zu. Was hier bei uns im Marschwegs­tadion gar nicht geht, sind jegliche Auswüchse von rassistisc­hen Beleidigun­gen...“– der Rest ging bereits im Beifall der Zuschauer und in „Nazis raus“-Rufen unter.

■ Die Durchsage

■ Die Reaktionen

„Das hat den Spieler natürlich zusätzlich verletzt“, sagte FCOTrainer Kristian Arambasic am Montag gegenüber unserer Redaktion zu den Beleidigun­gen: „Er war ohnehin schon geknickt, weil es seine erste Rote Karte war.“Die Reaktion des VfB aber sei sehr gut gewesen, das betont auch Piehl. VfB-Geschäftsf­ührer Michael Weinberg, der das Spiel auf der Tribüne verfolgte, hat die Zwischenru­fe – wie auch viele VfB-Anhänger im Fanblock – nicht mitbekomme­n. Deshalb sei auch nicht bekannt, wer Jobe beleidigt haben könnte. Weinberg betonte jedoch, dass der VfB sich dafür entschuldi­gt und solche Beleidigun­gen „in keinster Weise toleriert“.

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BILD: Imago Geknickt: Ebrima Jobe sackt nach der Roten Karte gegen ihn konsternie­rt zu Boden. FCO-Torwart Jonas Horsch versucht ihn zu trösten.

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