Nordwest-Zeitung

Kuchen-König im Kaiserreic­h

Warum Baumkuchen eine der beliebtest­en Backwaren in Japan ist

- Von Lars Nicolaysen

„Was für eine fantastisc­he, unerwartet­e Nacht!“– Mit diesen Worten hat sich die britische Sängerin Mel C (47) über den gemeinsame­n Auftritt mit Chris Martin (44) und dessen Band Coldplay gefreut. „Ich habe Chris eine Nachricht geschickt und ihm gesagt, dass wir zu seinem Auftritt in der Hollywood Bowl kommen“, berichtete das Mitglied der Spice Girls am Sonntag (Ortszeit) auf Twitter. Kurz darauf habe er sie mit einem Videoanruf überrascht und darum gebeten, mit ihm auf der Bühne zu stehen. Bei dem Konzert am Samstagabe­nd sangen die beiden den SpiceGirls-Hit „2 Become 1“als Duett, wie beim Veranstalt­er Audacy zu sehen war.

Nach der Empörung wegen seines Songs „Perra“hat der kolumbiani­sche ReggaetonS­änger J Balvin um Entschuldi­gung gebeten. „Ich möchte mich bei allen Menschen entschuldi­gen, die sich angegriffe­n gefühlt haben, insbesonde­re bei Frauen und der schwarzen Gemeinscha­ft“, sagte der Sänger in einem Video am Sonntag (Ortszeit). Der Song hatte in Kolumbien große Empörung bis in Regierungs­kreise ausgelöst. Der Song enthalte Ausdrücke, die die Rechte der Frauen verletzen, indem sie diese mit einem Tier verglichen, das beherrscht und misshandel­t werden solle. Der Sänger wollte sein Lied anders verstanden wissen: Es handle davon, „dass Frauen genauso wie Männer Aufreißer sein können“.

Hideo Kawamoto, Präsident des japanische­n Gebäckhers­tellers Juchheim, steht neben einem mit Künstliche­r Intelligen­z (KI) ausgerüste­ten Backofen zur Herstellun­g eines Baumkuchen­s nach original deutschem Rezept.

Tokio – Er ist der „König der Kuchen“: der gute alte Baumkuchen. Jetzt, da es auf den 1. Advent zugeht, gibt es ihn wieder in nahezu jedem Supermarkt zu finden – auch im fernen Japan. „Baumkuchen ist in Japan einer der beliebtest­en Kuchen“, erzählt Hideo Kawamoto, Präsident des japanische­n Gebäckware­nherstelle­rs Juchheim, und serviert in einem Café auf Tokios eleganter Flaniermei­le Omotesando ein Stück Baumkuchen – frisch aus dem Ofen.

Gebacken wurde es nach dem Originalre­zept des deutschen Konditorme­isters Karl Joseph Wilhelm Juchheim, Namensgebe­r von Kawamotos Firma. Der aus Kaub am Rhein stammende Juchheim war es, der den Baumkuchen nach Japan brachte – unter abenteuerl­ichen Umständen.

Anfang des 20. Jahrhunder­ts lebte Juchheim zusammen mit seiner Frau Elise im chinesisch­en Qingdao, das damals deutsche Kolonie war. Dort betrieb das Ehepaar eine Konditorei. Im Ersten Weltkrieg nahmen die Japaner das

Gebiet ein. Juchheim wurde zum Kriegsgefa­ngenen und nach Japan gebracht, seine Frau lebte vorerst allein im besetzten Qingdao.

Konditor interniert

Mit anderen Deutschen wurde ihr Mann in einem Lager auf einer Insel in der Bucht der japanische­n Stadt Hiroshima interniert. Dort durfte Juchheim backen. Für eine Schau deutschen Handwerks in einer Ausstellun­gshalle, der heutigen Atombomben­kuppel, backte er einen Baumkuchen. So etwas hatten die Japaner noch nie zuvor gesehen.

Nach dem Krieg ließen sich die Juchheims in Japan nieder und eröffneten in Yokohama ihren ersten Konditorla­den. Heute, 100 Jahre später, ist der durch sie bekannt gewordene deutsche Baumkuchen zum japanische­n Klassiker geworden. Ob zu Hochzeiten, als Geschenk für Geschäftsp­artner, als Snack für zwischendu­rch oder als Souvenir – Baumkuchen kennt jeder Japaner.

Es gibt ihn aufgeschni­tten oder in edlen Verpackung­en in Konditorei­en, in unterschie­dlichen

Ein Baumkuchen in voller Pracht

Größen eingeschwe­ißt in Supermärkt­en oder an Bahnhofski­osken und CoffeeShop­s im ganzen Land. „Regionen haben dabei ihre eigene

Variante“, erklärt Kawamoto. Denn Baumkuchen, das auf Japanisch „Baumukuhen“heißt, manchmal aber auch „Baamukuhen“oder einfach nur „Baumu“genannt wird, ist ein durch und durch japanische­s Produkt geworden. Festgelegt­e Regeln beim Herstellen von Baumkuchen wie in Deutschlan­d gebe es in Japan nicht, erklärt Kawamoto.

Auch mit grünem Tee

So gibt es in Japan heute Baumkuchen mit Erdbeeren, andere werden mit geröstetem grünen Tee, mit Süßkartoff­eln, Äpfeln und anderen Geschmacks­varianten gebacken. Jedes Jahr finden in Japan ganze Baumkuchen-Messen statt, bei denen die unzähligen Hersteller ihre Produkte präsentier­en.

Juchheim ist bis heute eine der bekanntest­en Marken geblieben. Die in Kobe ansässige Gruppe hat etwa 270 Geschäfte und beschäftig­t rund 520 Mitarbeite­r. Nächstes Jahr begeht die Firma den 100. Jahrestag der Eröffnung des ersten Ladens von Karl und Elise Juchheim in Yokohama.

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